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KIRCHE/633: Weiterer Aufschub der Aufnahme von Flüchtlingen unverantwortlich (EKD)


Evangelische Kirche in Deutschland - Pressemitteilung vom 19.09.2008

"Weiterer Aufschub der Aufnahme von Flüchtlingen unverantwortlich"

Bevollmächtigter des Rates der EKD appelliert an EU-Minister


Angesichts der katastrophalen Zustände im Irak und der auswegslosen Lage der Menschen, die in so genannte Erstaufnahmestaaten wie Syrien oder Jordanien geflohen sind, sei ein weiterer Aufschub der Aufnahme irakischer Flüchtlinge in Europa nicht mehr zu rechtfertigen. Dies betonte der Bevollmächtigte des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) bei der Bundesrepublik Deutschland und der Europäischen Union, Prälat Stephan Reimers, am Dienstag, 23. September, in Berlin. Er appellierte an die Innen- und Justizminister der EU, sich bei ihrer bevorstehenden Zusammenkunft am 25. September endlich für eine Aufnahme von Flüchtlingen aus den Nachbarstaaten des Iraks zu entscheiden.

Verbesserungen der Menschenrechtslage im Irak, die der irakische Ministerpräsident el Maliki angekündigt hatte, seien nicht eingetreten, so Reimers weiter. "Ende Juli erreichte uns die besorgniserregende Nachricht über das Attentat auf schiitische Pilger in Bagdad, bei dem über 30 Menschen starben." Außerdem wies der Bevollmächtigte darauf hin, dass noch Anfang dieses Monats zwei Christen im Norden des Iraks entführt und ermordet wurden.

Auch in Syrien und Jordanien könne nicht von "vergleichsweise guten" Lebensumständen der Flüchtlinge die Rede sein. "Schon im Mai dieses Jahres war ihre Situation dort verzweifelt", sagte Reimers, der sich auf Reisen in die Region ein Bild von der Lage der Flüchtlinge machen konnte. Mittlerweile stünden die Betroffenen mit dem Rücken zur Wand: "Viele sind nach Ablauf ihrer befristeten Aufenthaltstitel aus Furcht vor Verfolgung nicht in den Irak ausgereist. Sie leben nun in der Illegalität." Die finanziellen Ressourcen der Menschen seien aufgebraucht, es bestehe keine Möglichkeit auf Zugang zum Arbeitsmarkt. "Die Flüchtlinge können sich Medikamente nicht mehr leisten und sind auf Lebensmittellieferungen durch Hilfsorganisationen angewiesen", unterstrich der Prälat.

"Auf meinen Reisen wurde mir sehr deutlich: Insbesondere die Christen unter den Flüchtlingen hoffen auf die Hilfe Europas", sagte der EKD-Bevollmächtigte. Vor allem für Menschen, die auf absehbare Zeit nicht in ihre irakische Heimat zurückkehren können, stelle die Aufnahme in Europa den einzigen Ausweg aus ihrer Not dar. Reimers betonte: "Diese Hoffnung zu enttäuschen ist schlicht grausam."

Berlin, 23. September 2008
Pressestelle der EKD
Karoline Lehmann


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Quelle:
Pressemitteilung 238/2008 vom 23.09.2008
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veröffentlicht im Schattenblick zum 24. September 2008