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KIRCHE/696: ÖRK-Exekutivausschuß diskutierte über Versöhnung, Wirtschaftkrise, Gaza und Kongo (ÖRK)


Ökumenischer Rat der Kirchen - Pressemitteilung vom 25. Februar 2009

ÖRK-Exekutivausschuss diskutierte über Versöhnung, Wirtschaftkrise, Gaza und Kongo


Die Konflikte im Kongo und im Gazastreifen, die Würdigung des Internationalen Jahres der Versöhnung, die Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise auf den ÖRK-Haushalt sowie ein Bericht über die Fortschritte bei der Suche nach einem neuen Generalsekretär - dies waren die Themen, über die der ÖRK-Exekutivausschuss auf seiner Tagung vom 17.-20. Februar in Bossey, Schweiz, diskutierte und zu denen er Beschlüsse fasste.

Die Konflikte im Kongo und im Gazastreifen

Der Exekutivausschuss billigte deutliche Erklärungen, die das Bewusstsein für die Tragödie schärfen und die Regierungen zum Handeln bewegen sollen, und rief seine Mitgliedskirchen auf, für die Leidtragenden der tödlichen Konflikte im Gazastreifen und im Kongo zu beten und für sie einzutreten.

Uns erschüttert das Leiden der Unschuldigen in diesen Konflikten, heißt es in den Erklärungen.

Die Erklärung zur Demokratischen Republik Kongo (DRC) weist darauf hin, dass der Krieg in dem Land rund 4,3 Millionen Menschen das Leben gekostet hat. Mehr als 40% der Getöteten sind Frauen und Kinder. Zusätzliche 15 Millionen Menschen leiden aufgrund der Konflikte unter Mangelernährung, heißt es weiter.

Die Bombardierung des Gazastreifens durch die Israelis im Dezember und Januar hat über 1500 Palästinensern das Leben gekostet, mehrheitlich Frauen und Kindern. Mehrere Tausend weitere Menschen wurden verletzt und verloren ihr Zuhause. Vier israelische Zivilpersonen wurden durch von der Hamas nach Israel abgeschossene Raketen getötet, hält die Erklärung zu Gaza fest.

"Wir halten es für wichtig, dass die Kirchen überall in der Welt diese Dokumente lesen und in ihren Gemeinden verbreiten", sagte ÖRK-Generalsekretär Pfarrer Dr. Samuel Kobia. "So viele Menschen haben unter diesen Konflikten gelitten und ihr Leben verloren, wir dürfen nicht mehr länger wegschauen."

"Es gibt vieles, was wir tun können", fügte Kobia hinzu. In der Erklärung zum Kongo [1] wurde die internationale Gemeinschaft aufgefordert, "mehr humanitäre und technische Hilfe für den Wiederaufbau des Landes bereitzustellen und dafür Sorge zu tragen, dass dem Volk der DRC sozioökonomische Entschädigung zuteil wird für den Verlust seines Reichtums durch die systematische internationale Plünderung der Bodenschätze, die dem Wohl des kongolesischen Volkes dienen sollten".

Die Erklärung ruft auch zur internationalen Unterstützung der kongolesischen Kirchen und der Bevölkerung des Kongo bei ihren Bemühungen um einen dauerhaften Frieden auf.

In der Erklärung zum Gazastreifen [2] werden die ÖRK-Mitgliedskirchen und kirchliche Organisationen aufgerufen, "ihre Regierungen zur Rechenschaft zu ziehen" für ihre völkerrechtliche Verantwortung, zur Lösung des israelisch-palästinensischen Konflikts beizutragen.

Ferner fordert sie die "Vereinten Nationen" auf, "mutmaßliche Kriegsverbrechen und andere Verletzungen des humanitären Völkerrechts und der Menschenrechte durch die Parteien im Gaza-Konflikt zu untersuchen".

100 Jahre Weltfrauentag

Der Exekutivausschuss verabschiedete auch eine Erklärung zum 100-jährigen Bestehen des Weltfrauentages [3] , in der die ÖRK-Mitgliedskirchen aufgerufen werden, "sich für die Erhaltung stabiler Familien einzusetzen, die eine positive Sozialisierung von Mädchen und Jungen im Sinne von Gleichberechtigung der Geschlechter und Friedensbewusstsein garantieren können".

Öffentliche Anhörung zur Versöhnung

In einer öffentlichen Anhörung zum Thema Versöhnung hat eine internationale ökumenische Expertengruppe den Beitrag und die Rolle der Kirchen in Versöhnungsprozessen auf der ganzen Welt hervorgehoben. Die Anhörung fand am 19. Februar am Sitz des ÖRK in Genf statt.

Während die Wahrheitsfindung eindeutig eine Vorbedingung für Versöhnung ist, ist Versöhnung hingegen eine Voraussetzung für dauerhaften Frieden, erklärte Pfarrer Kjell Magne Bondevik, ehemaliger Premierminister von Norwegen, der den Vorsitz des Podiumsgesprächs führte.

Bondevik, der auch Vorsitzender der ÖRK-Kommission der Kirchen für internationale Angelegenheiten ist, wies aber auch auf das Dilemma hin, mit dem Gesellschaften im Blick auf Gerechtigkeit auf der einen und Frieden auf der anderen Seite häufig konfrontiert sind.

ÖRK-Haushalt 2009 und 2010

Der Exekutivausschuss diskutierte auch Fragen im Zusammenhang mit der Weltwirtschaftskrise und deren Auswirkungen auf den ÖRK-Haushalt 2009 und 2010.

"Wir haben einen ausgeglichenen Haushalt für 2008, mussten aber in der Haushaltsplanung für 2009 einige Korrekturen vornehmen", sagte Kobia. "Wie alle unsere Mitgliedskirchen, ist auch der ÖRK von der globalen Finanzkrise betroffen."

Der ÖRK hat in seinen Programmaktivitäten für 2009 und 2010 einige Anpassungen vorgenommen, da sich die Kursschwächen von Euro, Pfund Sterling und anderen europäischen Währungen auf die Finanzplanung des Rates auswirken, der seine Konten in Schweizer Franken führt. Die für 2010 geplanten Anpassungen betreffen mehrheitlich die Konsolidierung einer Reihe von Programmaktivitäten sowie Kostensenkungen.

"Während der ÖRK Wege finden wird, die ihn aus der Finanzkrise hinausführen, dürfen die Kirchen nicht vergessen, welche Folgen diese Krise für die Armen hat", sagte Kobia.

Suche nach einem neuen Generalsekretär

In einem Bericht an den Exekutivausschuss über den Stand der Suche nach einem neuen Generalsekretär erklärte Agnes Abuom, Mitglied des ÖRK-Exekutivausschusses aus Kenia und Vorsitzende des Findungsausschusses, die Suche nach einem neuen Generalsekretär komme gut voran.

Die nächsten Schritte im Findungsprozess sind der Ablauf der Frist für Nominierungen und Bewerbungen am 28. Februar 2009 und die Aufstellung einer Kandidatenliste der engeren Wahl Anfang April, sagte Abuom. Nach Aufstellung dieser Liste werden die Kandidaten/innen im Juni zu einem Bewerbungsgespräch eingeladen. Die Wahl eines neuen Generalsekretärs findet dann auf der Tagung des Zentralausschusses Ende August in Genf statt.


[1] Erklärung zur Lage in der Demokratischen Republik Kongo:
http://www.oikoumene.org/?id=6624&L=2

[2] Erklärung zum Krieg im Gazastreifen:
http://www.oikoumene.org/?id=6650&L=2

[3] Erklärung zum Weltfrauentag:
http://www.oikoumene.org/?id=6625&L=2

[4] Mehr Informationen über den ÖRK-Exekutivausschuss:
http://www.oikoumene.org/?id=3664&L=2

[5] Mehr zum Internationalen Jahr der Versöhnung 2009:
http://www.oikoumene.org/?id=6653&L=2 [5]

Der Ökumenische Rat der Kirchen fördert die Einheit der Christen im Glauben, Zeugnis und Dienst für eine gerechte und friedliche Welt. 1948 als ökumenische Gemeinschaft von Kirchen gegründet, gehören dem ÖRK heute mehr als 349 protestantische, orthodoxe, anglikanische und andere Kirchen an, die zusammen über 560 Millionen Christen in mehr als 110 Ländern repräsentieren. Es gibt eine enge Zusammenarbeit mit der römisch-katholischen Kirche. Der Generalsekretär des ÖRK ist Pfr. Dr. Samuel Kobia, von der Methodistischen Kirche in Kenia. Hauptsitz: Genf, Schweiz.


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Quelle:
Pressemitteilung vom 25. Februar 2009
Herausgeber: Ökumenischer Rat der Kirchen (ÖRK)
150 rte de Ferney, Postfach 2100, 1211 Genf 2, Schweiz
E-Mail: ka@wcc-coe.org
Internet: www.wcc-coe.org


veröffentlicht im Schattenblick zum 26. Februar 2009