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KIRCHE/876: "Mit Geldanlagen christliche Verantwortung wahrnehmen" (DBK)


Pressemitteilungen der Deutschen Bischofskonferenz vom 17.02.2010

"Mit Geldanlagen christliche Verantwortung wahrnehmen"

Studie der Sachverständigengruppe "Weltwirtschaft und Sozialethik" der Deutschen Bischofskonferenz vorgestellt


Ethikbezogenes Investment kann grundsätzlich als sinnvoller Versuch verstanden werden, die Unternehmen mit ethischen Zielen zu beeinflussen. Zu diesem Ergebnis kommt die Studie "Mit Geldanlagen die Welt verändern?" der Sachverständigengruppe "Weltwirtschaft und Sozialethik" der Deutschen Bischofskonferenz, die heute in Frankfurt am Main vorgestellt wurde. Die Bewertung falle jedoch nicht mit Blick auf alle Strategien und Praktiken in diesem Bereich gleichermaßen positiv aus, erklärte der Leiter des Projekts, Prof. Dr. Bernhard Emunds (Nell-Breuning-Institut, Frankfurt). Die Studie verwendet daher den neutralen Begriff "ethikbezogenes Investment" anstelle von "ethisches Investment" und unterzieht die ethikbezogenen Formen der Geldanlage einer differenzierten Evaluation.

"Nicht wenige Anbieter entdecken hier einen lukrativen Markt und die Chance, sich mit Hilfe eines ethisch klingenden Labels ein neues Kundensegment zu erschließen", kritisierte Emunds. Um der seriösen Anbieter willen dürften jedoch die Begriffe "Nachhaltigkeit", "Corporate Social Responsibility" und "Ethik" "nicht zu billigen Marketing-Instrumenten verkommen". Auch sollten Anbieter ethikbezogenen Investments keine unrealistischen Erwartungen hinsichtlich der Renditen wecken. Ihre Glaubwürdigkeit könnten sie erhöhen, wenn sie eine "überzeugende Kriterienliste entwickeln, ihre Beurteilungsverfahren offen legen, einen einflussreichen Beirat einrichten und ihre Kunden fair beraten." Gegenüber Formen des Investments, die sich darauf beschränkten, keine ethisch zweifelhaften Aktivitäten mitzufinanzieren, gebühre aus sozialethischer Sicht solchen Strategien der Vorrang, deren Ziel in einer positiven Beeinflussung wirtschaftlicher Prozesse bestehe, so Emunds. Zu beachten sei auch, dass ethikbezogenes Investment keinen Ersatz für die notwendige politische Gestaltung der Wirtschaft darstellen könne.

Der Vorsitzende der Sachverständigengruppe, Prof. Dr. Johannes Wallacher (München), stellte fest, ethikbezogenes Investment könne dann mehr sein als nur eine kleine Stellschraube innerhalb des Finanzsystems, wenn es als Zeichen einer Bewusstseinsveränderung verstanden werde - als Signal für die Bereitschaft von Anlegern, die notwendigen Reformen der politischen Rahmenbedingungen zu unterstützen. Der Münchner Weihbischof Dr. Bernhard Haßlberger, Vorsitzender der Unterkommission für wissenschaftliche Aufgaben im weltkirchlichen Bereich der Deutschen Bischofskonferenz, begrüßte die Studie als solide und differenzierte Beratungsgrundlage für kirchliche Finanzverantwortliche und einzelne Christen, die mit ihrer Geldanlage Verantwortung wahrnehmen wollten.

Die Sachverständigengruppe "Weltwirtschaft und Sozialethik" ist eine interdisziplinär zusammengesetzte Fachgruppe der Wissenschaftlichen Arbeitsgruppe für weltkirchliche Aufgaben der Deutschen Bischofskonferenz. In ihr befassen sich Sozialwissenschaftler, Ökonomen und Christliche Sozialethiker mit Fragen einer gerechten Gestaltung der Weltwirtschaft.

Die Studie gibt es zum Download im Internet unter:
www.dbk.de


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Quelle:
Pressemitteilung Nr. 025 vom 17. Februar 2010
Herausgeber: P. Dr. Hans Langendörfer SJ,
Sekretär der Deutschen Bischofskonferenz
Deutsche Bischofskonferenz
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Internet: www.dbk.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 19. Februar 2010