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MELDUNG/049: Kinderbibel, Kindertora, Kinderkoran - Religiöses Lernen in interreligiöser Perspektive (Uni Augsburg)


Universität Augsburg - Pressemitteilung vom 08.07.2015

Kinderbibel - Kindertora - Kinderkoran

Augsburger Kolloquium geht das Thema des religiösen Lernens durch die Heiligen Schriften erstmals in interreligiöser Perspektive an


Augsburg/KPP - Die Bedeutung von Kinderbibeln für die religiöse Bildung ist recht gut erforscht: Bisher haben sich sieben "Internationale Forschungskolloquien Kinderbibel" mit ihr befasst. Neu am achten dieser Kolloquien, das heute in Augsburg beginnt und bis zum 10. Juli dauert: die Fragen, die sich im Kontext dieses Themas stellen, werden erstmals in einen breiten interreligiösen Zusammenhang gestellt. "Und daraus ergeben sich dann ganz neue Fragen", so Prof. Dr. Elisabeth Naurath, die Inhaberin des Augsburger Lehrstuhls für Religionspädagogik, die gemeinsam mit Ihrem Fachkollegen an der Katholisch-Theologischen Fakultät, Prof. Dr. Georg Langenhorst, das "8. Internationale Forschungskolloquium Kinderbibel" von heute bis übermorgen im Tagungszentrum Hotel am alten Park ausrichtet - konsequenterweise unter dem erweiterten Tagungstitel "Kinderbibel - Kindertora - Kinderkoran. Religiöses Lernen durch die Heiligen Schriften in interreligiöser Perspektive".

Zu den neuen Fragen, die sich stellen, wenn man das Thema in interreligiöser Perspektive angeht, gehört z. B. diejenige nach der Bedeutung, die im deutschsprachigen Raum im Vergleich mit der Kinderbibel der Kindertora im Judentum bzw. dem Kinderkoran im Islam eigentlich zukommt? Allein schon die umstrittenen Begriffe: sind sie als solche sinnvoll und durchsetzbar? Finden sich vergleichbare Prinzipien im Blick auf die Textauswahl, auf die Elementarisierung von Sprache und Inhalt, auf Illustration und didaktische Rahmenvorgaben? Und auf welche Akzeptanz stoßen die Kinderversionen der heiligen Schriften im jeweiligen Kontext denn tatsächlich? Ist im Vergleich der Werke ein - ursprünglich nicht intendiertes - interreligiöses Lernen mit den Werken der jeweils anderen Religionen möglich? Diesen Fragen will das Augsburger Forschungskolloquium nachgehen - im Bewusstsein eines Ungleichgewichts, das es zu beachten gilt.


Denkbar unterschiedliche Ausgangslagen

Christliche Kinderbibeln werden im deutschsprachigen Raum alljährlich zuhauf publiziert. Die Bibliographie der lieferbaren Titel umfasst eine fast unüberschaubare Zahl. Im Judentum hingegen waren die 1934 erschienenen und zuletzt 1988 aufgelegten "Geschichten der Bibel" sowie die 1964 erschienene zweibändige Publikation "Die Bibel erzählt" bis vor Kurzem noch die einzigen verfügbaren Versionen einer Kindertora. Der Berliner Ariella Verlag gibt derzeit allerdings die Reihe "Erzähl es deinen Kindern. Die Torah in fünf Bänden" heraus. Der Abschluss dieses Projekts ist für das Frühjahr 2016 geplant, die beiden ersten Bände liegen bereits vor.

Wieder ganz anders die Situation im Islam: Hier ist es nach wie vor umstritten, ob es überhaupt einen Kinderkoran geben darf. Dementsprechend heftig diskutiert, aber gleichwohl inzwischen recht weit verbreitet ist "Der Koran für Kinder und Erwachsene", den Lamya Kaddor und Rabeya Müller 2008 publiziert haben. Und seit 2010 gibt es auch das Buch "Was der Koran uns sagt. Für Kinder in einfacher Sprache" von Hamideh Mohagheghi und Dietrich Steinwege.


Chancen einer dialogisch ausgerichteten Religionspädagogik

"Gerade weil sich in Sachen kindgerechter Vermittlung sowohl auf jüdischer als auch auf islamischer Seite aktuell etwas tut, scheint der interreligiöse Vergleichsblick unseres Kolloquiums doppelt herausfordernd und vielversprechend", so Langenhorst. Er biete zum einen nämlich die Möglichkeit, die bisherige monoreligiöse Kinderbibelforschung zu reflektieren und auf den Prüfstand zu stellen, um zum anderen zugleich die Chancen einer interreligiös sensiblen, komparativen und dialogisch ausgerichteten Religionspädagogik auszuloten.


AutorInnen, LehrerInnen, ReligionspädagogInnen und TheologInnen

In diesem Sinne werden die Autorinnen und Autoren aktueller Kinderkoran- bzw. Kindertora-Projekte über ihre Erfahrungen im Schreibprozess und über die Reaktionen auf ihre Publikationen berichten. Vertreterinnen und Vertreter der beteiligten Verlage werden Auskunft über Planung, Entstehung und Rezeption dieser Werke geben. In Workshops werden Lehrerinnen und Lehrer den Umgang mit Kindertora, Kinderkoran und Kinderbibel im Unterricht darstellen. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus der Religionspädagogik werden vor diesem Hintergrund versuchen, potentielle Wege zu kindgerechten Aufbereitungen der heiligen Schriften innerhalb der unterschiedlichen Religionen auszuloten. Theologinnen und Theologen schließlich werden versuchen, die Rolle zu definieren, mit der Kindertora, - koran und -bibel zum Gelingen des interreligiösen Dialogs beitragen können.


Das ausführliche Tagungsprogramm:
http://www.religion-im-kinderbuch.de/fileadmin/user_upload/kinderbuch/Tagungsflyer_Kinderbibel.pdf

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Quelle:
UPD 117/15 - Pressemitteilung vom 8. Juli 2015
Hrsg.: Pressestelle der Universität Augsburg
Klaus P. Prem / Michael Hallermayer
Tel: 0821/598-2094
E-Mail: klaus.prem@presse.uni-augsburg.de
E-Mail: michael.hallermayer@presse.uni-augsburg.de
Internet: www.uni-augsburg.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 9. Juli 2015

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