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INTERNATIONAL/010: Zentralamerika/Mexiko - Friedenskarawane gegen Verbrechen an Migranten (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 28. Juli 2011

Zentralamerika / Mexiko: Friedenskarawane gegen Verbrechen an Migranten

Von Danilo Valladares

Honduraner zeigen Fotos ihrer verschwundenen Angehörigen - Bild: © Danilo Valladares/IPS

Honduraner zeigen Fotos ihrer verschwundenen Angehörigen
Bild: © Danilo Valladares/IPS

Guatemala-Stadt, 28. Juli (IPS) - Mehr als 100 zentralamerikanische Familien und ebenso viele Kirchenvertreter, Sozial- und Menschenrechtsaktivisten haben einen Marsch organisiert, um gegen das 'Verschwinden' mexikanischer und zentralamerikanischer Migranten auf deren Weg in Richtung USA zu protestieren. Die Karawane 'Schritt für Schritt für den Frieden' folgt der sogenannten 'Route der Migranten' durch die mexikanischen Bundesstaaten Chiapas, Oaxaca, Veracruz und Tamaulipas.

Die Guatemaltekin Amarilis Rodríguez erhofft sich von der Expedition Informationen über das Schicksal ihres Bruders, der seit einem Versuch vor einem Jahr, von Piedras Negras in Tamaulipas in die USA zu gelangen, verschollen ist. "Wir liefen damals der Grenzpolizei in die Arme", berichtet die Schwester. "Ich wurde erwischt, doch mein Bruder konnte fliehen. Seitdem fehlt von ihm jede Spur."

Der Protestmarsch wurde von zwei Dutzend Menschenrechtsorganisationen und Angehörigen verschwundener Zentralamerikaner und Mexikaner organisiert. Er besteht aus zwei Gruppen: Die erste setzt sich aus Aktivisten und Angehörigen von Migranten zusammen, die am 25. Juli in Guatemala-Stadt in Bussen nach Mexiko aufgebrochen sind.

Dem zweiten Trupp gehören mehr als 100 Emigranten, Menschenrechtler und Kirchenvertreter an, die von Tenosique im südostmexikanischen Bundesstaat Tabasco aus im Zug in Richtung Coatzacoalcos in Veracruz unterwegs sind, um dort am 29. Juli mit der ersten Gruppe zu einem einzigen Protestrang zu verschmelzen. Unter Menschen ohne Papiere ist die Bahnstrecke als 'die Bestie' bekannt.


Misshandelt, entführt und ermordet

"Wir wollen dazu beitragen, dass die vielen Raubüberfälle, Entführungen und Morde an den Immigranten aufhören, dass sich Verbrecherbanden nicht länger mit Erpressungen und Entführungen die Taschen füllen", sagt Tomás González, Leiter der 'Casa Refugio del Migrante', einer Zufluchtsstätte für Menschen ohne Papiere in Tenosique.

Auf ihrem Weg in die USA fallen in Mexiko jedes Jahr unzählige Einwanderer kriminellen Gangs in die Hände, die häufig mit staatlichen Sicherheitskräften gemeinsame Sache machen. Ihre Opfer werden ausgeplündert und misshandelt und bisweilen auch ermordet. Nach Angaben der Mexikanischen Menschenrechtsorganion wurden allein im letzten Jahr 20.000 Migranten verschleppt. 80 verschwanden zuletzt im Juni in Veracruz.

Im August 2010 wurden die Leichen von 72 Migranten in der Ortschaft San Fernando in Tamaulipas aufgefunden. Das Massaker wird dem mexikanischen Drogenkartell 'Los Zetas' angelastet und zeigt das ganze Ausmaß der Brutalität, der Menschen ohne Papiere auf ihrem Weg in die USA ausgesetzt sind. Dieses Verbrechen gab den Ausschlag, die Protestkarawane ins Leben zu rufen.

Im Verlauf der Expedition werden die Teilnehmer mit Vertretern mexikanischer Behörden, Migranten- und anderen Sozialverbänden zusammenkommen. Den Höhepunkt bilden Gespräche in Tierra Blanca in Veracruz am 30. August mit Felipe González, dem Sonderberichterstatter für Arbeitsmigranten und deren Angehörige der Interamerikanischen Menschenrechtskommission. (Ende/IPS/kb/2011)


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veröffentlicht im Schattenblick zum 29. Juli 2011