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MELDUNG/023: Wohlüberlegte Zerstörungswut in den Südhebronhügeln (medico international)


medico international- 15. Februar 2012

Wohlüberlegte Zerstörungswut in den Südhebronhügeln

Israelische Sicherheitskräfte machen Familie obdachlos, zerstören Lebensgrundlagen einer Gemeinde

von Tsafrir Cohen


In dem Dorf Tha'ala, in dem medico und seine israelische Partnerorganisation Comet-ME neulich Wind- und Solaranlagen aufgebaut hatten, rückten heute Bulldozer der israelischen Sicherheitskräfte ein. Sie zerstörten die ärmliche Behausung einer achtköpfigen Familie. Diese ist jetzt obdachlos. Ihre wenigen Habseligkeiten haben sie verloren, denn sie wurden daran gehindert ihr zuhause zu räumen. Dazu zerstörten die Sicherheitskräfte zwei einfache Zisternen zur Wasserspeicherung von Regenwasser und mehrere Tierunterstände. Israelisches Sicherheitspersonal hinderte die Bewohner mit Gewalt daran, die Tiere aus den Unterständen zu holen. 15 Lämmer verendeten einfach unter den Trümmern.

Unser Projekt dient dazu, den offiziellen Stromboykott der israelischen Ziviladministration zu umgehen. Denn einen Anschluss des Dorfs an eine herkömmliche Stromtrasse verbietet sie. Das darf sie: Das Dorf liegt nämlich im C-Gebiet. Hier darf nichts ohne Genehmigung der israelischen Verwaltung gebaut werden. Während die nahe gelegenen israelischen Siedlungen mithilfe großzügiger staatlicher Subventionen gefördert werden, wird der Zugang der palästinensischen Gemeinden zu Wasser und Land systematisch verknappt, dürfen Häuser, Kindergärten oder Gesundheitseinrichtungen nicht gebaut werden. Die Gemeinde Tha'ale, die nachweislich schon 1881 existierte, erkennt die israelische Administration einfach nicht an. Da sie auf dem Papier nicht steht, sind ihre Bewohner offensichtlich Freiwild.

Mit Aktionen wie die heute in Tha'ala zerstört die israelische Ziviladministration die Lebensgrundlagen dieser Gemeinde. Diese sollen weiterhin in bitterster Armut leben. Gezielte Rückentwicklung - um die palästinensische Bevölkerung in die dichtgedrängten städtischen Enklaven zu vertreiben.


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Quelle:
Mitteilung vom 15. Februar 2012
Tsafrir Cohen - Nahostreferent / Middle East Coordinator
Herausgeber: medico international
Burgstraße 106, 60389 Frankfurt am Main
Tel.: 069/944 38-0, Fax: 069/43 60 02
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veröffentlicht im Schattenblick zum 17. Februar 2011