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MELDUNG/074: Kein Visum für ezidische Aktivistinnen aus Sindschar (Cenî)


Dachverband des Ezidischen Frauenrats e.V. - Pressemitteilung vom 8. März 2017

Kein Visum für ezidische Aktivistinnen aus Sindschar


Der Dachverband des Ezidischen Frauenrats e.V., Ceni - Kurdisches Frauenbüro für Frieden e.V. sowie die Platform for Struggle for Women held in Captivity veranstalten dieses Wochenende (11. & 12. März 2017) in Bielefeld die Internationale Konferenz "Genozidale Angriffe auf Ezidische Frauen und Wege des Widerstands gegen Völkermord".

Auf dieser Konferenz, an der Frauen aus ganz Europa, dem Mittleren Osten und den USA teilnehmen werden, soll der IS-Genozid am ezidischen Volk in Sindschar/Shengal aus Frauenperspektive beleuchtet werden. Dies ist umso notwendiger, da sich noch immer schätzungsweise 3 Tausend verschleppte und versklavte ezidische Frauen und Mädchen in den Händen des IS befinden.

Zu dieser Konferenz sind als Referentinnen vier Frauen aus Sindschar, die Zeugen des Völkermords sind, eingeladen. Sie sollen auf der Konferenz über den Genozid selbst, die Angriffe des IS und die Zeit nach dem 3. August 2014 berichten. Die Referentinnen sollten heute nach Deutschland reisen. Jedoch hat die deutsche Botschaft in Bagdad das Visum nicht genehmigt, obwohl die Anträge in korrekter Form schon vor über einem Monat eingereicht worden sind und in dieser Sache ständiger Kontakt zwischen den VeranstalterInnen und der Botschaft bestanden hat.

Die Bundesregierung hat in Baden-Württemberg mehrere Hundert ezidische Frauen aufgenommen. Immer wieder wird von offiziellen Seiten Unterstützung für ezidische Frauen beteuert. Wie kann es da sein, dass vier ezidische Aktivistinnen, die durch Stärkung ihrer kollektiven Organisierung dem IS entgegentreten, verweigert wird, in der Bundesrepublik über die Situation vor Ort zu berichten?

In den vergangenen Tagen haben von der Bundesregierung mit Waffen belieferte Peschmerga-Einheiten der KRG (Kurdish Regional Government) in Sindschar/Schengal - wahrscheinlich mit deutschen Waffen - einen Angriff auf lokale ezidische, von der irakischen Regierung anerkannte Selbstverteidigungskräfte gestartet. Angesichts dieser Entwicklungen stellt die Nichterteilung von Visa neue Fragezeichen auf.

Wir protestieren in schärfster Weise gegen die Entscheidung, den ezidischen Frauen aus Sindschar kein Visum zu erteilen. Wir rufen die deutsche Botschaft dazu auf, ihre Entscheidung sofort rückgängig zu machen und eine Einreise in die Bundesrepublik zu ermöglichen.

Im Namen der Veranstalterinnen,
Dachverband des Ezidischen Frauenrats e.V.

8. März 2017



Dachverband des Ezidischen Frauenrats e.V.
E-Mail: ezidischer-frauenrat@web.de

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Quelle:
Cenî - Kurdisches Frauenbüro für Frieden e.V.
Corneliusstrasse 125, 40215 Düsseldorf
Tel.: 0049 (0)211 598 92 51
E-mail: ceni_frauen@gmx.de
Internet: www.ceni-kurdistan.com


veröffentlicht im Schattenblick zum 9. März 2017

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