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BUNDESLIGA/512: Herren - 1. Runde (SB)



Baden-Baden auf Revanchekurs

Die Schmach vor Augen, als mehrfacher Champion in der vergangenen Saison nur Vize-Meister geworden zu sein, hatte sich die OSG Baden-Baden auf dem Transfermarkt mit den beiden Weltklassespielern Fabiano Caruana und Maxime Vachier-Lagrave verstärkt. Es gilt, in der am 15. und 16. Oktober eröffneten Saison 2016/17 dem amtierenden Deutschen Meister SG Solingen den Titel wieder zu entreißen. Solingen startete vor heimischem Publikum gegen Mülheim und die Berliner Teams. Die Hamburger trafen zum Saisonauftakt im Kasino der Signal Iduna auf Hockenheim, Griesheim und Bremen. Nach Schwäbisch Hall kamen Trier, Dresden und Aufsteiger Aachen, während Bayern München Baden-Baden und die beiden Liga-Neulinge MSA Zugzwang und SG Speyer-Schwegenheim zu Gast hatte.

Daß Baden-Baden am ersten Spieltag gegen Bayern München zu einem klaren 6:2-Sieg kam, fiel nicht überraschend aus. Dazu brauchte der Vize-Meister nicht einmal die Schützenhilfe durch die Neuzugänge, die gar nicht erst antraten. Immerhin gelang den Bayern am Schlußbrett noch ein kleiner Ehrensieg, als sich Peter Meister gegen Julian Martin durchsetzte. Erfreulich war auch das Remis von Andreas Schenk gegen Alexei Shirov, der mit dem Ausgang der Partie noch zufrieden sein dürfte, weil er zwischenzeitlich bedenklich stand. Einen weiteren halben Punkt sicherte sich der 65jährige Neuzugang Zoltan Ribli gegen Sergei Movsesian. Trotz der Deutlichkeit im Endresultat bot der Kampf viele spannende Augenblicke.

Im parallel ausgetragenen Wettkampf der beiden Aufsteiger in der LB Sportarena erlitt die Münchener Schachakademie (MSA) Zugzwang gegen Speyer-Schwegenheim eine knappe 3,5:4,5-Niederlage. Zwar konnten Robert Zysk und Markus Lammers gegen Luca Shytaj und Pascal Flierl ihre Partien noch glücklich zum Sieg drehen, aber dafür zog der MSA-Großmeister Stefan Bromberger am Spitzenbrett gegen den Letten Arturs Neiksans den kürzeren. Als auch noch Christian Schramm gegen Gabor Kovacs und Erasmus Gerigk gegen Attila Istvan Csonka kapitulieren mußten, war an der Premierenniederlage nicht mehr zu rütteln. Der frühe 0,5:2,5-Rückstand war letzten Endes nicht mehr einzuholen gewesen.

Wie wichtig für den Deutschen Meister aus Solingen der Saisonstart gegen die nicht zu unterschätzenden Schachfreunde Berlin war, zeigte sich insbesondere daran, daß die Klingenstädter an ihre Top-Bretter Pentala Harikrishna, Richard Rapport und Markus Ragger setzten. Die Entscheidung zum 5,5:2,5-Sieg der Solinger fiel allerdings an den letzten drei Brettern, wo drei volle Punkte geholt wurden. Alexander Naumann profitierte allerdings davon, daß der Finne Mikael Agopov in einer eigentlich gewonnenen Stellung Material einbüßte.

Im Parallelduell hatte der SV Mülheim Nord keine Probleme mit Aufsteiger SK König Tegel. Die Berliner unterlagen deutlich mit 1,5:6,5, ohne einen Siegpunkt einzufahren. Eine Mannschaft, die sich fast ausschließlich aus deutschen Spielern zusammensetzt und über keinen 2600er-Akteur verfügt, wird in der Bundesliga wahrscheinlich nur eine kurze Gastrolle spielen.

In Schwäbisch Hall mußte der Gastgeber indes einen Punkt gegen Trier abgeben. Das 4:4 war übrigens die einzige Begegnung des ersten Spieltages, in der keine Siegpartie gespielt wurde. Man könnte viel darüber lamentieren, warum in etlichen der Begegnungen kurz nach der Überschreitung der 20-Züge-Regel, vor der kein Remis vereinbart werden darf, die Figuren weggelegt wurden. Tatsache bleibt allerdings, daß dies für Schwäbisch Hall kein gelungener Einstieg in die neue Saison war.

Der USV TU Dresden wurde gegen Aufsteiger DJK Aachen als Favorit gehandelt und enttäuschte keineswegs, auch wenn der 4,5:3,5-Endstand einen spannenderen Verlauf anzuzeigen scheint. Tatsächlich blieb der Dresdner Sieg dank einer zwischenzeitlichen 4:1-Führung unangetastet, zumal das Turmendspiel am zweiten Brett zwischen Liviu-Dieter Nisipeanu und Martijn Dambacher keine andere Perspektive als eine Punkteteilung zuließ. Dennoch konnten die Aachener ihre Auftaktniederlage durch Ilja Zaragatski und Christian Braun kosmetisch ein wenig aufhübschen.

Hamburg war am vergangenen Wochenende allemal eine Reise wert, verweilte doch kein geringerer als der 12. Weltmeister der Schachgeschichte, Anatoly Karpov, in der Hansestadt. Am Spitzenbrett für den SV Hockenheim hatte er denn auch einen wesentlichen Anteil am 5,5:2,5-Sieg über den Gastgeber Hamburger SK. Wie schwer es die Hanseaten gegen die acht Großmeister der Rennstädter hatten, zeigt sich am Umstand, daß gegen die hochfavorisierten Gäste mehr als fünf Remisen nicht zu machen waren. Karpov setzte sich gegen den Polen Robert Kempinski durch, während Csaba Balogh und Arik Braun gegen Jonas Lampert und Thies Heinemann triumphierten.

Im Nachbarschaftsduell zwischen Bremen und Griesheim gelang dem Team von der Weser zwar ein deutlicher 6,5:1,5-Sieg, aber bei etwas mehr Fortune hätte Griesheim an einigen Brettern durchaus zum Konter kommen können. Vor allem Romain Edouard forderte mit seiner gewagten Eröffnungsbehandlung das Glück heraus, das ihm dennoch zuteil wurde, da Julius Grimm nicht entschieden genug durchgriff. Luke McShane wiederum opferte gegen Lukasz Jarmula einen Läufer für zu wenig Kompensation, kämpfte sich aber zurück, als sein Gegner in dem verwickelten Endspiel mehrere Fehler machte und schließlich am entfernten Freibauern zugrunde ging.

Runde 1, am 15.10.2016



Hamburger SK - SV Hockenheim 2,5:5,5

Kempinski, Robert - Karpov, Anatoly 0:1
Svane, Rasmus - Howell, David 0,5:0,5
Ftacnik, Lubomir - Buhmann, Rainer 0,5:0,5
Lampert, Jonas - Balogh, Csaba 0:1
Rogozenco, Dorian - Wagner, Dennis 0,5:0,5
Kollars, Dmitrij - Moiseenko, Alexander 0,5:0,5
Carlstedt, Jonathan - Baramidze, David 0,5:0,5
Heinemann, Thies - Braun, Arik 0:1



SV Werder Bremen - SV Griesheim 6,5:1,5

Areshchenko, Alexander - Tazbir, Marcin 0,5:0,5
McShane, Luke - Jarmula, Lukasz 1:0
Bluebaum, Matthias - Walter, Stefan 1:0
Efimenko, Zahar - Baskin, Robert 1:0
Edouard, Romain - Grimm, Julius 1:0
Nyback, Tomi - Koehler, Ronald 1:0
Markgraf, Rolf-Alexande - Grabarczyk, Bogdan 0,5:0,5
Koop, Thorben - Spitzl, Vinzent 0,5:0,5



SK Schwäbisch Hall - SG Trier 4:4

Matlakov, Maxim Sergeev - Erdos, Viktor 0,5:0,5
Laznicka, Viktor - Lupulescu, Constantin 0,5:0,5
Gharamian, Tigran - Parligras, Mircea-Emili 0,5:0,5
Cornette, Matthieu - Gledura, Benjamin 0,5:0,5
Michalik, Peter - Bobras, Piotr 0,5:0,5
Wirig, Anthony - Graf, Felix 0,5:0,5
Womacka, Mathias - Gonda, Laszlo 0,5:0,5
Zpevak, Pavel - Galyas, Miklos 0,5:0,5



USV Dresden - DJK Aachen 4,5:3,5

Almasi, Zoltan - Nijboer, Friso 1:0
Nisipeanu, Liviu-Dieter - Dambacher, Martijn 0,5:0,5
Bartel, Mateusz - Swinkels, Robin 0,5:0,5
Socko, Bartosz - Hoffmann, Michael 1:0
Paehtz, Elisabeth - Zaragatski, Ilja 0:1
Vogel, Roven - Braga, Fernando 1:0
Moehn, Hans - Braun, Christian 0:1
Hoffmann, Paul - Di Benedetto, Edoardo 0,5:0,5



FC Bayern München - OSG Baden Baden 2:6

Bezold, Michael - Wojtaszek, Radoslaw 0:1
Fedorovsky, Michael - Adams, Michael 0:1
Dragnev, Valentin - Bacrot, Etienne 0:1
Schenk, Andreas - Shirov, Alexei 0,5:0,5
Belezky, Alexander - Naiditsch, Arkadij 0:1
Ribli, Zoltan - Movsesian, Sergei 0,5:0,5
Reich, Thomas - Gustafsson, Jan 0:1
Meister, Peter - Martin, Julian 1:0



MSA Zugzwang - Speyer-Schwegenheim 3,5:4,5

Bromberger, Stefan - Neiksans, Arturs 0:1
Kindermann, Stefan - Kantans, Toms 0,5:0,5
Mons, Leon - Horvath, Adam 0,5:0,5
Hertneck, Gerald - Nemeth, Miklos 0,5:0,5
Schramm, Christian - Kovacs, Gabor 0:1
Zysk, Robert - Shytaj, Luca 1:0
Gerigk, Erasmus - Csonka, Attila Istvan 0:1
Lammers, Markus - Flierl, Pascal 1:0



SG Solingen - Schachfreunde Berlin 5,5:2,5

Harikrishna, Pentala - Piorun, Kacper 0,5:0,5
Rapport, Richard - Kraemer, Martin 0,5:0,5
Ragger, Markus - Mista, Aleksander 0,5:0,5
Smeets, Jan - Schreiner, Peter 0,5:0,5
L'Ami, Erwin - Lauber, Arnd 0,5:0,5
Nikolic, Predrag - Baldauf, Marco 1:0
Naumann, Alexander - Agopov, Mikael 1:0
Andersen, Mads - Thiede, Lars 1:0



SV Mülheim Nord - SK König Tegel 6,5:1,5

Navara, David - Stern, Rene 1:0
Tregubov, Pavel - Rabiega, Robert 0,5:0,5
Fridman, Daniel - Richter, Michael 0,5:0,5
Landa, Konstantin - Moreno Tejera, Emilio 1:0
Berelowitsch, Alexander - Bruedigam, Martin 0,5:0,5
Levin, Felix - Fruebing, Stefan 1:0
Saltaev, Mihail - Sarbok, Torsten 1:0
Dinstuhl, Volkmar - Breier, Andreas 1:0

 Stand nach der 1. Runde: 
1.
2.
3.
4.
5.
6.
7.
8.
9.
10.
11.
12.
13.
14.
15.
16.
SV Werder Bremen
SV Mülheim Nord
OSG Baden Baden
SV Hockenheim
SG Solingen
Speyer-Schwegenheim
USV Dresden
SG Trier
SK Schwäbisch Hall
DJK Aachen
MSA Zugzwang
Schachfreunde Berlin
Hamburger SK
FC Bayern München
SK König Tegel
SV Griesheim
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
2
2
2
2
2
2
2
1
1
0
0
0
0
0
0
0
6,5
6,5
6  
5,5
5,5
4,5
4,5
4  
4  
3,5
3,5
2,5
2,5
2  
1,5
1,5

19. Oktober 2016


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