Schattenblick → INFOPOOL → SCHACH UND SPIELE → SCHACH


BUNDESLIGA/518: Herren - 5. Runde (SB)



Hockenheim mußte sich Baden-Baden beugen

Auch wenn der DJK Aufwärts Aachen als Gastgeber in der letzten Doppelrunde des Jahres am 3. und 4. Dezember seine Bundesligapremiere feierte und in der 5. Runde gegen Bremen und tags darauf gegen Hamburg antrat, Reisepartner Trier war mit an Bord, spielte die Musik nicht in der Aula des Einhard-Gymnasiums, sondern ganz woanders. Aller Augen richteten sich nach Hockenheim, wo der Gastgeber im Spitzenduell der Liga die OSG Baden-Baden empfing. Beide Mannschaften lagen mit voller Punktzahl an der Spitze der Tabelle, so daß viele durchaus von einer Vorentscheidung im Rennen um den Titel sprachen. Das erscheint ein wenig blauäugig, aber tatsächlich hing einiges von diesem Spitzentreffen ab. Daher verwunderte es nicht, daß Baden-Baden mit seinem Spitzenaufgebot aus Fabiano Caruana, Maxime Vachier-Lagrave und Viswanathan Anand ins Match ging und die Rennstädter Evgeny Tomashevsky, Nikita Vitiugov und Baadur Jobava für diesen Kampf mobilisierten. Für Griesheim und Speyer-Schwegenheim ging es dagegen um Punkte gegen den Abstieg, insbesondere die Hessen mußten zusehen, nicht im Morast des Tabellenkellers zu versinken. In Meißen erwartete Gastgeber Dresden mit Reisepartner Schwäbisch Hall die Berliner Teams. Dresden stand unter Druck, weil die Mannschaft, gemessen an den Elo-Zahlen ihrer Akteure, bisher nur drei Punkte eingesammelt hatte. Zum Spielort Mülheim pilgerten die Münchener Teams und Solingen. Der amtierende Champion hätte vielleicht durch zwei klare Siege die alleinige Tabellenführung an sich reißen können, während Gastgeber Mülheim noch die 2:6-Schlappe gegen Hamburg im Nacken saß. Die Bayern-Teams hingegen hatten nichts zu verlieren.

Doch nun zum Schlagertreffen in Hockenheim: Die OSG Baden-Baden hatte wahrscheinlich die beste Mannschaft aufgestellt, die je in der Bundesliga spielte. Gastgeber Hockenheim hielt dagegen, auch wenn im Kader nicht so illustre Namen vertreten waren. Dennoch war es ein Kampf fast auf Augenhöhe, an Motivation fehlte es den Rennstädtern jedenfalls nicht. Ungeachtet der vielen Remisen wurde an allen Brettern bis zum Ende gekämpft. Vor allem das Duell zwischen Anand und Jobava wurde von vielen taktischen Feinheiten begleitet, bis es zum Friedensschluß kam. Daß die Kur- und Bäderstadt zuletzt doch mit 5:3 den Sieg davontrug, lag am Spitzen- und am letzten Brett, wo David Baramidze für Hockenheim gegen Arkadij Naiditsch zwei Mehrbauern besaß, aber einen Gegenangriff überstehen mußte. Beim 27. Zug griff Baramidze fehl und mußte sich bald darauf geschlagen geben. Im Grunde die Vorentscheidung, denn am ersten Brett hatte Caruana gegen Tomashevsky schon früh eine Gewinnstellung erreicht, auch wenn der Amerikaner in der längsten Partie des Tages erst nach sieben Stunden und 115 Zügen seinen russischen Kontrahenten zur Aufgabe zwingen konnte. Für Baden-Baden ein höchst willkommener Sieg und für Caruana nach sechs Jahren ein gelungenes Comeback in der Bundesliga.

Parallel dazu glückte dem SV Griesheim der Überraschungssieg des Tages gegen Speyer-Schwegenheim. Zwar galt der Aufsteiger leicht favorisiert, aber auf den Brettern sollte nicht viel zusammenlaufen. Griesheim sicherte sich vier Siege beim 5,5:2,5-Erfolg, während die Pfälzer nur dank Luca Shytaj einen vollen Punkt verbuchen konnten, auch wenn sein Kontrahent Robert Baskin eigentlich schon früh eine Gewinnstellung erlangt hatte. Katastrophal war insbesondere die Niederlage von Enrico Krämer am letzten Brett, der mit seinem 20. Zug einen ganzen Turm gegen Vinzent Spitzl einstellte. Griesheim verbuchte so die ersten Zähler der Saison und gab die rote Laterne an die MSA Zugzwang München ab.

Bremen war zwar alles andere als gut in die Saison gestartet, aber gegen Aufsteiger Aachen wurden keine Mätzchen gemacht. Aachen bot seine beiden südamerikanischen Großmeister Julio Ernesto Granda Zuniga und Eduardo Iturrizaga Bonelli auf, aber Letzterer erreichte gegen Matthias Blübaum nur ein Remis, während der Peruaner am Spitzenbrett gegen Alexander Areshchenko den kürzeren zog. Am Schlußbrett besiegte Gerlef Meins seinen Aachener Gegenspieler Lucas van Foreest, und am fünften Brett ließ Tomi Nyback Friso Nijboer nicht die Spur einer Chance. Lediglich Ilja Zaragatski holte für Aachen den Trostpunkt gegen Rolf-Alexander Markgraf zum 5:3-Schlußstand.

Auch das Nordteam aus Hamburg setzte sich im Parallelkampf gegen Trier mit 5,5:2,5 durch und verbesserte sich so auf Tabellenplatz 6. Die Domstädter konnten den Hanseaten in keinster Weise das Wasser reichen und blieben, abgesehen vom Sieg Lukasz Cyborowskis gegen Sune Berg Hansen, chancenlos. Hamburg gewann an vier Brettern, wobei Nils Grandelius am Spitzenbrett gegen Viktor Erdos einen gelungenen Einstand feierte. Die bisherigen Niederlagen gegen Solingen und Hockenheim waren kein Beinbruch und zu erwarten gewesen, aber mit den Siegen über Mülheim, Griesheim und Trier kann Hamburg farbenfroh in die nächste Zukunft blicken.

Kein Aufatmen dagegen für Dresden in Meißen. Obwohl ein Sieg dringend erforderlich war, reichte es gegen die SF Berlin nur zu einem 4:4-Remis. Dabei bestand zum Hadern nicht einmal ein Grund. So verdarb Jens-Uwe Maiwald gegen den Berliner Krzysztof Jakubowski eine frühe Gewinnposition sogar zum Verlust, und wäre am Ende nicht Pavel Eljanov gewesen, der seine Partie am Spitzenbrett gegen Hrant Melkumyan gewann, der Tag hätte auch anders ausgehen können.

Daß das andere Hauptstädter-Team SK König Tegel gegen Schwäbisch Hall mit 2,5:5,5 Schiffbruch erlitt, war indes keine Überraschung. Bis auf den Sieg von Mladen Muse gegen Jean-Pierre Le Roux kassierten die Berliner vier Niederlagen bei drei Remisen und sind weiterhin vom Abstieg bedroht.

Mit einer Prise Glück konnte Mühlheim gegen Bayern München einen 5:3-Sieg hervorkitzeln, weil Thomas Reich für Bayern, trotzdem er klare Enspielvorteile gegen Mihail Saltaev besaß, nur zu einem Unentschieden kam. Noch tragischer war der Verlauf der Partie zwischen Philip Lindgren und Michael Feygin, der bereits in der Eröffnung in Schwierigkeiten kam. Aber sein 22jähriger schwedischer Kontrahent konnte den Sack nicht zumachen. Obgleich er den schwarzen König quer übers Brett trieb, fand er unter Zeitnot nicht den richtigen Dreh zum Matt, so daß er am Ende gar noch in die Niederlage schlitterte. So konnte lediglich der 17jährige Juniorspieler Dennis Gretz am Schlußbrett gegen Volkmar Dinstuhl punkten. Mit dem Erfolg gegen München kletterte die Truppe von der Ruhr auf Platz 4 und gehört damit neben Hockenheim zum unmittelbaren Verfolgerfeld des Führungsduos Baden-Baden und Solingen.

Solingen selbst hatte beim 6,5:1,5-Sieg gegen die MSA Zugzwang München keine Berge zu versetzen. Daß der Spitzenplatz in der Tabelle dennoch an Baden-Baden ging, die mit einem halben Brettpunkt mehr vorne liegen, ist nur ein kleiner Wermutstropfen. Die Entscheidung fällt möglicherweise erst in der Dreierrunde beim Finale in Berlin.


Runde 5, am 3.12.2016

DJK Aachen - SV Werder Bremen 3:5

Granda Zuniga, Julio Ernesto -Areshchenko, Alexander 0:1 Iturrizaga Bonelli, Eduardo -Bluebaum, Matthias 0,5:0,5 van Foreest, Jorden - Edouard, Romain 0,5:0,5 Donchenko, Alexander - Hracek, Zbynek 0,5:0,5 Nijboer, Friso - Nyback, Tomi 0:1 Hoffmann, Michael - Babula, Vlastimil 0,5:0,5 Zaragatski, Ilja - Markgraf, Rolf-Alexander 1:0 van Foreest, Lucas - Meins, Gerlef 0:1


SG Trier - Hamburger SK 2,5:5,5

Erdos, Viktor - Grandelius, Nils 0:1
Lupulescu, Constantin - Kempinski, Robert 0,5:0,5
Parligras, Mircea-Emili - Svane, Rasmus 0,5:0,5
Bobras, Piotr - Huschenbeth, Niclas 0:1
Cyborowski, Lukasz - Hansen, Sune Berg 1:0
Jaracz, Pawel - Ernst, Sipke 0:1
Seger, Ruediger - Lampert, Jonas 0:1
Kolbus, Dietmar - Heinemann, Thies 0,5:0,5


SV Hockenheim - OSG Baden Baden 3:5

Tomashevsky, Evgeny - Caruana, Fabiano 0:1
Vitiugov, Nikita - Vachier-Lagrave, Maxime 0,5:0,5
Jobava, Baadur - Anand, Viswanathan 0,5:0,5
Howell, David - Svidler, Peter 0,5:0,5
Buhmann, Rainer - Wojtaszek, Radoslaw 0,5:0,5
Saric, Ivan - Kasimdzhanov, Rustam 0,5:0,5
Moiseenko, Alexander - Bacrot, Etienne 0,5:0,5
Baramidze, David - Naiditsch, Arkadij 0:1


SV Griesheim - Speyer-Schwegenheim 5,5:2,5

Georgiadis, Nicolas - Neiksans, Arturs 1:0
Krassowizkij, Jaroslaw - Horvath, Adam 1:0
Tazbir, Marcin - Ruck, Robert 0,5:0,5
Jarmula, Lukasz - Nemeth, Miklos 0,5:0,5
Walter, Stefan - Kovacs, Gabor 0,5:0,5
Baskin, Robert - Shytaj, Luca 0:1
Grimm, Julius - Csonka, Attila Istvan 1:0
Spitzl, Vinzent - Kraemer, Enrico 1:0


USV Dresden - Schachfreunde Berlin 4:4

Eljanov, Pavel - Melkumyan, Hrant 1:0
Almasi, Zoltan - Piorun, Kacper 0,5:0,5
Nisipeanu, Liviu-Dieter - Kraemer, Martin 0,5:0,5
Gajewski, Grzegorz - Mista, Aleksander 1:0
Paehtz, Elisabeth - Sprenger, Jan Michael 0,5:0,5
Maiwald, Jens-Uwe - Jakubowski, Krzysztof 0:1
Tischbierek, Raj - Schreiner, Peter 0:1
Hoffmann, Paul - Baldauf, Marco 0,5:0,5


SK Schwäbisch Hall - SK König Tegel 5,5:2,5

Rodshtein, Maxim - Stern, Rene 0,5:0,5
Matlakov, Maxim Sergeev - Richter, Michael 1:0
Laznicka, Viktor - Moreno Tejera, Emilio 1:0
Le Roux, Jean-Pierre - Muse, Mladen 0:1
Michalik, Peter - Bruedigam, Martin 1:0
Womacka, Mathias - Fruebing, Stefan 1:0
Raykhman, Alexander - Muse, Drazen 0,5:0,5
Zpevak, Pavel - Von Herman, Ulf 0,5:0,5


SV Mülheim Nord - FC Bayern München 5:3

Fridman, Daniel - Bischoff, Klaus 0,5:0,5
Landa, Konstantin - Fedorovsky, Michael 1:0
Berelowitsch, Alexander - Dragnev, Valentin 0,5:0,5
Levin, Felix - Johansson, Linus 1:0
Feygin, Michael - Lindgren, Philip 1:0
Zelbel, Patrick - Schenk, Andreas 0,5:0,5
Saltaev, Mihail - Reich, Thomas 0,5:0,5
Dinstuhl, Volkmar - Gretz, Denis 0:1


SG Solingen - MSA Zugzwang 6,5:1,5

Ragger, Markus - Bromberger, Stefan 1:0
Predojevic, Borki - Kindermann, Stefan 0,5:0,5
Smeets, Jan - Schramm, Christian 1:0
Nikolic, Predrag - Zysk, Robert 0,5:0,5
Naumann, Alexander - Gerigk, Erasmus 1:0
Handke, Florian - Hoffmeyer, Falk 1:0
Andersen, Mads - Eichler, Christoph 1:0
Wegerle, Joerg - Lammers, Markus 0,5:0,5


 Stand nach der 5. Runde: 
1.
2.
3.
4.
5.
6.
7.
8.
9.
10.
11.
12.
13.
14.
15.
16.
OSG Baden Baden
SG Solingen
SV Hockenheim
SV Mülheim Nord
SK Schwäbisch Hall
Hamburger SK
Schachfreunde Berlin
SV Werder Bremen
SG Trier
USV Dresden
Speyer-Schwegenheim
FC Bayern München
DJK Aachen
SV Griesheim
SK König Tegel
MSA Zugzwang
5
5
5
5
5
5
5
5
5
5
5
5
5
5
5
5
10
10
8
8
7
6
5
4
4
4
4
3
2
2
2
1
29  
28,5
25  
22,5
23,5
21,5
22  
20  
19  
18,5
16  
16  
17  
15,5
14  
12  

7. Dezember 2016


Zur Tagesausgabe / Zum Seitenanfang