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SCHACH-SPHINX/02608: Von der Muse geküßt (SB)


Einmal im Leben, davon träumt jeder Schachspieler, eine Partie spielen, die voller überraschender Wendungen steckt und mit einem Angriff abgeschlossen wird, der seine Vorbilder unter den großen Kombinationskünstlern der Schachgeschichte findet. Viele setzen sich mit keinem anderen Ziel ans Brett als ebendiesem. Aber Caissas strahlende Augen fallen nicht auf ihn. Immer wieder und wieder und mit wachsendem Verlangen hofft er ihre Gunst zu erschleichen. Sie aber weist ihn zurück, geht achtlos an ihm vorüber - ein typisches Schachspielerschicksal. Hier und da einmal ein Brosamen, eine kleine nette, aber doch bescheidene Kombination, mehr läßt sich von der hohen Kunst nicht ertrotzen. Im heutigen Rätsel der Sphinx freilich verweilte die Schachgöttin an der Seite des österreichischen Meisters Georg Danner, der mit den weißen Steinen eine zum Kampf bereite Stellung aufgebaut hatte, Wanderer, und sich plötzlich geküßt fühlte von der unbeschreiblichen Muse.



SCHACH-SPHINX/02608: Von der Muse geküßt (SB)

Danner - Dückstein
Österreich 1998

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Jörg Hickl, der Teilnehmer an der Deutschen Meisterschaft mit dem ruhigsten Gemüt, spielte die frenetischste der Turnierpartien: 1.De2- h5! - mit der Mattdrohung 2.Dh5-g5+ usw., während nun 1...Sf6xh5? an 2.Sf5-h6# scheitert - 1...Kg8-h8 2.Dh5-g4! - droht Matt auf g7 und Rückgewinn der geopferten Figur durch 3.Dg4xb4 - 2...Lb4xd2+ 3.Ke1xd2 Tf8-g8 4.Dg4xa4 Tg8xg2 5.Kd2-e2 - bei materiellem Gleichstand steht Weiß positionell eindeutig auf Gewinn. Schwarz muß sich gegen 6.Da4xc6 und 6.Sf5-g3 nebst 7.Ke2-f1 erwehren. Jussupow leistete noch heftigen Widerstand, aber die Niederlage hatte sich bereits in seine Stirn eingebrannt - 5...Dd8-g8 6.Sf5-g3 Dg8-g6 7.Ta1-c1 Ta8-e8 8.Da4-f4 c6- c5 9.Ke2-f1 Tg2xg3 - erster Verbote der baldigen Aufgabe - 10.Lb2xf6+ Sd7xf6 11.h2xg3 Sf6-e4 12.Th1-h6 Dg6-g7 13.Tc1-d1 Te8-e5 14.Kf1-g2 Se4- g5 15.Th6-c6 h7-h6 16.Tc6xh6+ und die schwarze Stellung hatte ausgelitten.


Erstveröffentlichung am 15. April 1999

01. Februar 2010