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SCHACH-SPHINX/02770: Auch Spekulationen greifen mitunter (SB)


Spekulatives Opfer ist ein Begriff, der in Schachkreisen nicht gerne gehört wird. Als ein Spiel, das streng auf die Maßstäbe der Vernunft schwört, ist alles, was den Nutzen allein in der Überraschungsmöglichkeit ansiedelt, mehr als verpönt. Zumal die Kommentatoren von Großmeisterpartien tun sich schwer damit, einzuräumen, daß ihre Klientel zuweilen alles anderes als ordnungsgemäß zu Werke geht. Sie weichen dann gerne auf Floskeln und Allerweltsaussagen zurück wie 'das Opfer läßt sich nicht bis in alle Einzelheiten hinein berechnen, scheint jedoch vielversprechend zu sein'. Kaschiert werden soll damit, daß kein allzu geringer Teil der Opferkombinationen auf ebendieser Spekulation beruht, nämlich, daß der Gegner im dichten Gestrüpp der Komplikationen schlechterdings fehlgreift. Auch im heutigen Rätsel der Sphinx bot Schwarz ein nicht allzu astreines Opfer an. Der Erfolg blieb ihm dennoch nicht verwehrt, denn Weiß rechtfertigte mit seinem letzten Zug 1.f5-f6? das halbkorrekte Opfer, Wanderer.



SCHACH-SPHINX/02770: Auch Spekulationen greifen mitunter (SB)

Horvath - Kupreitschik
Cattolica 1992

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Am Ende der gekünstelten Litanei stand der tiefe Sturz in die Niederlage. Weiß spielte 1.Lb2xf6! und nahm sogleich die Kapitulation des Nachziehenden entgegen. 1...Dd8xf6? verliert nach 2.Tc1xc7+ nämlich die Dame, und andere Züge hätten nur das Leiden verlängert.


Erstveröffentlichung am 08. Juni 1999

27. März 2010