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SCHACH-SPHINX/02838: Unsicher in fremden Eröffnungen (SB)


Zwei Spieler hatten in den Zwanziger Jahren Ansprüche erhoben auf den Thron des kubanischen Weltmeister José Capablanca, nämlich Alexander Aljechin und Aaron Nimzowitsch. Letzterem war es jedoch nie vergönnt, gegen den Kubaner ein WM-Match auszutragen, was nicht unbedingt an seinen spielerischen Leistungen lag, sondern daran, daß Capablanca unerfüllbare Preisgelder gefordert hatte, denn seinerzeit gab es noch keine geregelten WM-Bestimmungen und der Weltmeister konnte sich nach Gutdünken seinen Herausforderer und die entsprechenden Bedingungen aussuchen. Dennoch konnte Aljechin schließlich Geld und Sponsoren auftreiben, um den Kubaner vom Thron zu stürzen. Aljechins Einschätzung von Nimzowitsch, insbesondere nach dem Turnier in New York 1927, auf dem der Weltmeisterkandidat bestimmt wurde, war recht deutlich: "Tatsache ist, daß Nimzowitsch im Kampfe gegen ebenbürtige Gegner wohl immer dazu verurteilt wird, von den obersten Höhen in den Abgrund zu fallen. Denn es ist wahrlich schwer, sich vorzustellen, daß es ihm nach einer etwa 25jährigen Schachkarriere plötzlich gelingen sollte, sein Temperament gänzlich zu verändern - dieses Temperament, das ihm bis jetzt zuweilen zu ganz besonderen Leistungen sowohl kombinatorischer als auch rein positioneller Natur verhalf -, aber manchmal ihn sportlich in den Abgrund hinunterwarf. Den Hauptfehler in Nimzowitschs Schaffen sehe ich in einer gewissen Unsicherheit in der Behandlung ihm unbekannter Eröffnungsstellungen. Vielleicht kommt diese Unsicherheit daher, daß er einen m.E. übertriebenen Wert auf die Ausarbeitung eines 'Eröffnungsrepertoires' legt und infolgedessen sich jedesmal nicht zu Hause fühlt, wenn er vor ein neues strategisches, also nicht variantenmäßiges - denn um ein solches zu lösen, besitzt er Technik mehr als genug - Eröffnungsproblem gestellt wird." Im heutigen Rätsel der Sphinx wurde er denn auch von Prof. Dr. Milan Vidmar recht überzeugend besiegt. Nimzowitsch hatte zuletzt mit 1.Lc3xf6 den schwarzen Springer geschlagen. Retten konnte er die Partie damit allerdings nicht mehr, Wanderer.



SCHACH-SPHINX/02838: Unsicher in fremden Eröffnungen (SB)

Nimzowitsch - Vidmar
New York 1927

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Die Tiefgründigkeit und schöpferische Kraft von 1...Tc8-h8! zeigte sich darin, daß nach 2.Da6xd6 die wundervolle Mattkombination 2...Dc5- g5 3.Dd6-f4 Dg5-g4+!! 4.f3xg4 h5xg4# gefolgt wäre. Im Falle von 2.f3- f4, um das Feld g5 zu schützen, hatte Symslow eine Alternative zum Mattweg parat: 2...g6-g5 3.Da6xd6 Dc5-f5+!! 4.e4xf5 g5-g4+ 5.Kh3-h4 Se3xf5#


Erstveröffentlichung am 30. Juni 1999

18. April 2010