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SCHACH-SPHINX/02988: Leidige Flut und Fülle von Remisen (SB)


Seit Jahren werden Alternativen zum gängigen Bewertungssystem bei Turnieren gesucht, um der leidigen Flut und Fülle von Remispartien, die nicht ausgekämpft werden, zu begegnen. Beispiele für diesen frühen Friedensschluß: Beim Masters in Biel dieses Jahr trennten sich Kaenel und Nataf nach nur 14 Zügen. Die Stellung auf dem Brett war Theorie- Einmalseins. Bagirow und Tyomkin brachten es im selben Jahr immerhin auf 15 Züge. Aber auch ihre Position wich um keine Haaresbreite von gängigen Theoriefolgen ab. Besonders "drastisch" verlief dann die Partie von Tyomkin gegen Nataf, die bereits nach zehn Zügen remis gegeben wurde. Da hatten sich die Richtigen gefunden. Daß auch die Herren Großmeister gerne von diesem Gentleman's Agreement Gebrauch machen, zeigten die Dortmunder Schachtage. Sokolow und Kramnik spielten in der dritten Runde nur 18 Züge aus - Reportenwissen. Jeder einigermaßen begabte Vereinsspieler könnte das blind spielen. Eine Empfehlung von Alfred Diel, schon vor Jahren geäußert, könnte da Abhilfe schaffen, nämlich daß Gewinnpartien mit drei Punkten bewertet werden. So würden die Höflichkeitsremisen zwar nicht unterbunden, aber die Spieler dazu angehalten, riskanter und unternehmungslustiger zu agieren. Im heutigen Rätsel der Sphinx war solch eine Motivation nicht nötig. Nach einer kämpferischen Phase setzte Weiß nun zum Schlußangriff an, Wanderer.



SCHACH-SPHINX/02988: Leidige Flut und Fülle von Remisen (SB)

Lemachko - Merdinian
Plovdiv 1976

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Weiß versammelte seine Kräfte zunächst auf der Diagonalen a1-h8 mit dem Zuge 1.Dg3-f3! mit Brennpunkt auf f6. Die Antwort 1...f6-f5 war unterdessen erzwungen, da 1...Dd7-f7 schlichtweg wegen 2.Tb6-b7 nicht in Frage kam. Nachdem die Diagonale offen war, vollzog sich der Rest wie in einem mechanischen Getriebe: 2.Lb4-c3+ e6-e5 3.a4-a5 Te8-c8 4.g2-g3 Kh8-g8 5.Lc3-b2 e5-e4 6.Df3-b3+ Dd7-f7 7.Tb6xg6+! und Schwarz gab auf, denn nach 7...h7xg6 8.h6-h7+! käme der Triumph der langen Diagonale voll zur Geltung.


Erstveröffentlichung am 18. August 1999

08. Juni 2010