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SCHACH-SPHINX/02996: Hartnäckigkeit als Grundvoraussetzung (SB)


Von einem Schachgenie erwartet man gemeinhin, daß er von Karrierebeginn an sensationelle Erfolge verbucht. Doch das gehört ins Reich der Märchen. Die wenigsten Spitzenspieler konnten in der Frühphase ihres Schaffens einen einigermaßen kontinuierlichen Weg nach oben beschreiten. Vielmehr mußten sie soviele Rückschläge einstecken, daß Hartnäckigkeit in ihrer Kunst wohl das sicherste Anzeichen ihres späteren großen Erfolges wurde. Beispielsweise hatte der russische Ex- Weltmeister Alexander Aljechin alles andere als im Rausche eines Triumphes sein erstes internationales Turnier bestritten. 1907 in Düsseldorf belegte er im Hauptturnier, was ungefähr heutigen Masters- Turnieren gleichkommt, lediglich den geteilten vierten und fünften Platz. Er fiel damals nicht einmal sonderlich auf. Daß er nach dem Turnier den deutschen Meister Curt von Bardeleben in einem Zweikampf mit 5:0 besiegte, besagte nicht viel, da der 46jährige seine besten Jahre längst schon hinter sich hatte. Erst 1912 in Stockholm konnte Aljechin auf internationaler Bühne einen ersten Platz belegen. Davor waren seine Leistungen eher mau. Was Aljechin als großen Spieler auszeichnete, war sein immenser Wissenshunger und die innere Verfassung, nicht klein beizugeben. Mit diesem Ehrgeiz holte er sich 1927 den Weltmeistertitel. Im heutigen Rätsel der Sphinx aus dem Hamburger Turnier von 1910, seinem ersten Wettkampf auf Meisterebene, zahlte er noch Lehrgeld mit einem geteilten siebten und achten Platz. Sein taktisches Geschick bewies er dessen ungeachtet wie zum Beispiel in seiner Partie gegen Paul Leonhardt. Aljechin, mit den weißen Steinen spielend, gewann mit dem nächsten Zug, Wanderer.



SCHACH-SPHINX/02996: Hartnäckigkeit als Grundvoraussetzung (SB)

Aljechin - Leonhardt
Hamburg 1910

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Weiß ging mit Freuden in die Falle, weil er wußte, wie aus dem Gejagten ein Jäger wurde: 1.Te7xf7! Kg8xf7 2.Sf3-g5+ Kf7-g8 3.Dc2xc6 Sd7-f6 - 3...Sd5xf4 scheitert an 4.Ld3-c4+ - 4.Dc6-e6+ Kg8-h8 5.Tc1-c7 h7-h6 - zieht die Dame, dann gewinnt Weiß mit 6.Tc7xg7! - 6.Sg5-f7+ Kh8-h7 7.Tc7xa7 Ta8xa7 8.Sf7xd8 - die materielle und taktische Entscheidung - 8...Sd5xf4 9.De6-b6 Ta7-e7 10.Ld3-c4 und Schwarz gab auf.


Erstveröffentlichung am 22. August 1999

10. Juni 2010