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SCHACH-SPHINX/03113: Gefängnis für den Geist (SB)


Niemand weiß, wieviele Male die Eröffnungsposition 1.e2-e4 c7-c5 2.Sg1- f3 d7-d6 3.d2-d4 c5xd4 4.Sf3xd4 Sg8-f6 5.Sb1-c3 a7-a6 schon auf den Brettern der Schachspieler gestanden hat. Auch ohne statistischen Beleg kann man wohl davon ausgehen, daß die Najdorf-Variante das am häufigsten jemals gespielten System der Eröffnungstheorie darstellt. Doch trotzdem sie bereits seit vielen Jahrzehnten in Turnierhallen heimisch ist, wurde die Schachwelt erst vor kurzem durch den weißen Zug 6.Th1-g1!? in Erstaunen versetzt. Alle möglichen Läuferzüge waren gegen das schwarze System im sechsten weißen Zug erprobt worden. Daneben beschäftigte man sich mit 6.f2-f4 und 6.g2-g3. An den Turmzug freilich, der eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Keres-Angriff aus dem Scheveninger System aufweist, hat nie jemand bis dahin auch nur einen Gedanken verschwendet, nicht einmal versuchsweise. Warum? Ist die Theorie in sich ein zu starres Gebilde, gar ein Gefängnis für den Geist? Man prüfe an sich selbst, wieweit man blind den theoretischen oder großmeisterlichen Empfehlungen folgt und es nicht unternimmt, neue, auf den ersten Blick vielleicht bizarre Züge in gebräuchliche Varianten hineinzupflanzen. Im heutigen Rätsel der Sphinx aus der Schacholympiade in Elista vom letzten Jahr wurde der Zug 6.Th1-g1!? jedenfalls ins Stativ der Erforschung geklemmt, und der Erfolg konnte sich durchaus sehen lassen, Wanderer.



SCHACH-SPHINX/03113: Gefängnis für den Geist (SB)

Shabalov - Istratescu
Elista 1998

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Weiß verstärkte den Druck auf den zusammengekauerten Haufen der schwarzen Figuren mit 1.Lb6-d8! Tb4-b8 2.Td7xd6 Lh6-d2 3.Ld8-f6+ - ein Umweg, 3.Td6-d7 gewann rascher - 3...Sg8xf6 4.Sh5xf6 Kh8-g7 - oder 4...Tb8-b7 5.Td6-d8+ Kh8-g7 6.Td8-g8+ Kg7-f7 7.Tg8-h8 - 5.Td6-d7+ Kg7- f8 6.Td7xh7 Tb8-b1 7.Kf5-e6 und Schwarz gab auf.


Erstveröffentlichung am 28. September 1999

19. Juli 2010