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SCHACH-SPHINX/03178: Der Schritt in die Fessel (SB)


Von altersher hat der Mensch das tiefe innere Bedürfnis verspürt, sich mit anderen Menschen messen zu wollen. Was lag also zunächst näher, als dies über den rohen Apparat seines Körpers zu tun, also mit Muskelschwellung und Gelenkekrachen, mit Fausthieben und anderen Wettkampfformen, wie sie sich kein anderes Lebewesen dieser Welt in solch mannigfaltiger Fülle je hat ausgedacht. Im Zuge seiner Zivilisierung strengte der Mensch dann seinen Schädel an und erkannte, daß sich auch mit diesem Organ ungemein wirksame Vergleichsmöglichkeiten schaffen lassen - das "geistige Kräftemessen" erfand sich das Schachspiel. Manche nennen es Höherentwicklung, andere Kultur. Das Rohe wandelte sich ins Kultivierte, aber zahmer, friedfertiger ist der Mensch darüber nicht geworden. Vielleicht, so könnte man mutmaßen, war schon das Gegeneinandermessen, die Abgrenzung und Konkurrenz der Schritt in die Fessel und ins Leiden sovieler Kriege und Grausamkeiten. Konkurrenz belebt, heißt es. Fragt sich nur, was dieses Belebende sei? Nun denn, im heutigen Rätsel ging es wieder einmal sehr kultiviert zu. Schwarz hatte mit seinem letzten Zug 1...h7- h6 eine kleine, aber folgenschwere Finesse übersehen, Wanderer.



SCHACH-SPHINX/03178: Der Schritt in die Fessel (SB)

Horvath - Casagrande
Österreich 1998

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Daß Schwarz seinen König nicht längst rochiert hatte, wurde ihm nach 1.Sd3xc5! zum Verhängnis: 1...d6xc5 2.d5-d6 a4xb3 3.a2xb3 Ta8-a3 4.Ta1- d1 Dd7-e6 5.De2-f2 Sf6xg4?! - ein verzweifelter Versuch, die Niederlage abzuwenden - 6.f3xg4 De6xg4+ 7.Df2-g2 Dg4-f5 8.Dg2-c6+ Ke8- f8 9.d6xe7+ und Schwarz gab auf, da er im nächsten Zug mattgesetzt wird.


Erstveröffentlichung am 19. Oktober 1999

11. August 2010