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SCHACH-SPHINX/04138: Übermut der Großmeister (SB)


Daß die Schwelle zum 20. Jahrhundert für das Königsgambit nicht einer Grablegung gleichkam, war im wesentlichen einer Handvoll Wiener Meister zu verdanken, die im beständigen Fleiß eine Bresche für dieses altertümliche Gambit schlugen. So organisierte der Wiener Meister und Schriftsteller Georg Marco 1903 ein spezielles Gambitturnier. In der Folge tauchen immer wieder österreichische Namen auf, wenn Neuerungen im Königsgambit aus der Taufe gehoben wurden. Auf der Gegenseite wetterte in der Hauptsache Siegbert Tarrasch gegen das Königsgambit an. Seiner Meinung nach verletze es die tiefsten Prinzipien moderner Schachstrategie, eine Meinung, der auch der Ex-Weltmeister Emanuel Lasker kopfnickend beipflichtete. So besaß das Königsgambit in den Reihen namhafter Großmeister kaum eine Anhängerschaft. Rudolf Spielmann muß hier würdigend hervorgehoben werden, der nie müde wurde, die Spielbarkeit dieses Gambits alter Tage zu beteuern. Dennoch setzten sich mehr und mehr die kritischen Stimmen durch. In ernsten Turnierpartien wurde es kaum noch angewandt, und die seltenen Fälle, wo es doch zur Anwendung kam, spielte man dann herunter als 'großmeisterlichen Übermut' im Namen eines atavistischen Gedenkens. Das Königsgambit ist zweifelsohne eine schwer zu spielende Eröffnung. Ihr Variantenreichtum ist von abschreckender Fülle, und die taktischen Schlingen, in denen man sich leicht verheddern kann, sind geradezu Legion. Sowohl Schwarz als auch Weiß müssen stets auf der Hut sein. Im heutigen Rätsel der Sphinx war Weiß offenbar vom alten Ruhm des Königsgambits derart verblendet, daß er seine Partie mit allzu sorgenloser Stirn führte und dafür die Rechnung prompt erhielt, Wanderer.



SCHACH-SPHINX/04138: Übermut der Großmeister (SB)

Hosnedl - Widenmann
Fernpartie 1981

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Die vertrackte Lage des weißen Königs erlaubte Schwarz, die Partie mit 1...Da4-d1! 2.Tc7-c2 Sd3xb2 3.Dd2xd1 Sb2xd1 4.g3-g4 Th5-h4 5.e3-e4 h7- h5 6.g4xh5 Th4xe4 7.h5xg6 Te4-e2 zu gewinnen. Weiß gab auf.


Erstveröffentlichung am 25. August 2000

14. September 2011