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SCHACH-SPHINX/04171: Kernpunkt unsinnigen Vergleichs (SB)


Auf den Rückkampf zwischen dem Computergehirn Deeper Blue und dem menschlichen Profi-Weltmeister Garry Kasparow wird man wohl vergebens warten, denn nachdem die Werbetrommel für die IBM-Kassen lange genug geschlagen hatte, verlor der Riesenkonzern allmählich das Interesse an der Schachgilde. Erklärungsnotstände bestehen ja ohnehin nicht. Der Sieg kann Deeper Blue und damit der Computerindustrie nicht mehr genommen werden. Längst ist so eine alte Streitfrage vom Tisch. Computer, insbesondere wenn sie mit Millionenaufwand konzipiert und entwickelt werden, können dem Menschen und dessen vielbeschworener Kreativität das Wasser abgraben. So mag man denken. Vielleicht ist dies jedoch nur ein voreiliger Schluß. In der Fachwelt wurde Kasparows Niederlage ganz anders bewertet. So erklärte der indische Großmeister und Anwärter auf den Thron, Viswanathan Anand, bereits kurz nach Kasparows Debakel: "Das grundsätzliche Problem, das über der ganzen Veranstaltung hing, war, daß Kasparow Stellungen provoziert, die der Rechner nicht mehr kapiert - Kasparow allerdings auch nicht." Wählte der Mann aus Baku gegen Deeper Blue also ein Schach, das nicht repräsentativ war für den modernen Stand schachlicher Forschung? Ein erneuter Wettkampf könnte diese Frage klären. Aber auf weiter Flur gibt es weder bei Kasparow noch auf Seiten von IBM ein Interesse dafür. Das Manhattan-Experiment scheint also nur ein merkantiler Werbefeldzug gewesen zu sein. Für die wissenschaftliche Forschung eröffnete er wohl kaum neue Wege. Daß Computer besser und präziser rechnen können, wußte man ja längst. Im heutigen Rätsel der Sphinx, im Streit zweier menschlicher Hirne, fand der Nachziehende ohne jede Computerunterstützung den rechenbaren Weg zum Sieg, Wanderer.



SCHACH-SPHINX/04171: Kernpunkt unsinnigen Vergleichs (SB)

Roos - Tscharuschin
Fernpartie 1981

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Bei 1.Sd2-c4? übersah Weiß, in welch scheußlicher Lage sich sein König befand. Sein Kontrahent hingegen hatte sehr wohl ein Auge darauf geworfen: 1...Lg7xe5! 2.f4xe5 - 2.Sc4xa3 hieße, blind ins Messer laufen wegen 2...h7-h5+ 3.Kg4-h3 Le5-d4! 4.Sa3-c2 Sd6xe4 5.Kh3-g2 Ld4- b2 6.Tc1-b1 Lb2-c3 7.Td1-c1 Lc3-d2 8.Tb1-a1 Ta2-b2 - 2...Sd6xc4 3.Tc1xc4 Ta2-g2 4.Td1-f1 Tg2xg3+ 5.Kg4-f4 h7-h5 6.e5-e6 f7-f6 und Weiß gab auf.


Erstveröffentlichung am 05. September 2000

17. Oktober 2011