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SCHACH-SPHINX/04409: Nichts als Leinwandlegenden (SB)


Maßgeschneidert für amerikanische Gemüter und Vorstellungen war der Film "Knight Moves", der bei uns unter dem Titel "Ein mörderisches Spiel" lief. Darin wird der Schachmeister Peter Sandersen, gespielt von Christopher Lambert, verdächtigt, eine Reihe äußerst brutaler Frauenmorde begannen zu haben. Zur Aufklärung des Falles zieht die Polizei eine Psychologin hinzu, die helfen soll, in das komplizierte und offenbar psychopathische Denken des Schachspielers hineinzuleuchten. Ohne Love-Story kann kein amerikanischer Film bestehen. Also verliebt sich die attraktive Psychologin in Sandersen, zweifelt aber an seiner Unschuld. Sandersen macht sich nun selbst auf die Suche nach dem wirklichen Mörder. Da die Morde während eines Opens in Seattle geschehen, glaubt er, daß sein lebenslanger Rivale Viktor Yurilivich ihm die Morde anhängen will. Berufliche Rivalität also als Motor dieses sadistischen Verbrechens. Daß hier wieder einmal der Russe als Inbegriff des Bösen vorgeführt wird, ist ebenso abgeschmackt und trivial wie das tausendjährige Vorurteil, Schachspieler seien im Grunde ihrer Seele morbide veranlagt, düster, weltfremd und zu jeder Bosheit fähig, wenn sich ihre Leidenschaft zum Wahn entwickelt. Abgedrossenheit war eben seit jeher der Stoff, aus dem Amerika Legenden schuf. Daß Yurilivich später entlarvt, Sandersen die hübsche Maid bekommt und der Welt einmal mehr die Mär vom hirnkranken Schachspieler präsentiert wird, soll indes keinen dazu verführen, die Schwarz-Weiß-Kariertheit des Films mit tatsächlichen Schachbegebenheiten zu verwechseln. Im heutigen Rätsel der Sphinx siegte Sandersen - natürlich mit Weiß spielend - gegen den schwarzen, charakterlosen Yurilivich. Also, Wanderer, auf das die Vorurteile ein Ende nehmen!



SCHACH-SPHINX/04409: Nichts als Leinwandlegenden (SB)

Sandersen - Yurilivich
Seattle 1991

Auflösung letztes Sphinx-Rätsel:
Das Visavis von weißer Dame und schwarzem König nahm Tal zur Basis seiner Kombination, die mit 1.Tc1-c5!! zunächst den schwarzen Bauern auf b5 abkassierte, da 1...d6xc5 an 2.Sf3xe5 scheiterte. Meister Hjartarson verteidigte sich mit 1...Db6-a6 ausgesprochen klug, klüger war jedoch Tal, der mit 2.Tc5xb5 Se8-c7 3.Tb5-b8!! den letzten gordischen Knoten zerhieb. Es folgte noch 3...Da6xd3 4.Sc6xe5! Dd3-d1+ 5.Kg1-h2 Ta8-a1 - 5...d6xe5 6.Db2xe5+ Kg7-h6 7.De5-g5+ Kh6-g7 8.Dg5- e7+ Kg7-h6 9.De7-f8+ Sh5-g7 10.Df8xf4+ Kh6-h5 11.Df4-g5# - 6.Se5-g4+ Kg7-f7 7.Sg4-h6+ Kf7-e7 8.Sh6-g8+ und Schwarz gab auf, ohne sich 8...Ke7-f7 9.Sf3-g5# zeigen zu lassen.


Erstveröffentlichung am 14. November 2000

12. Juni 2012