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SCHACH-SPHINX/04513: Preußens fleißige Feder (SB)


Das Schachspiel des 19. Jahrhunderts ist zumindest in Deutschland ohne Curt von Bardeleben gar nicht denkbar. Mit fleißiger Feder verfaßte er mehrere Theoriewerke und stöberte auch sonst mit feinem Instinkt nach den Widersprüchen in der Geschichte des Königlichen Spiels. Anders als viele seiner Mitstreiter fand er genügend Muße zur schachhistorischen Recherche. Bereits in jungen Jahren hatte ihn ein erkleckliches Erbe in den Stand gesetzt, ohne schweißtreibenden Broterwerb auszukommen. Sein spielerisches Können hinkte seiner Begeisterung zwar einige Klafter hinterher, dennoch schlug er sich zum Beispiel gegen den Weltmeister Emanuel Lasker alles in allem recht wacker, da er nur mit 2,5:1,5 unterlag. Sein Name mag den meisten Schachfreunden aus seiner Partie gegen Wilhelm Steinitz in Hastings aus dem Jahre 1895 vertraut sein, wo von Bardeleben den unrühmlichen Widerpart zu Steinitz' unvergeßlicher Kombination hergab. Der Berliner Meister war geradezu vernarrt in die Italienische Partie, egal, ob mit Weiß oder Schwarz. Als Nachziehender jedoch wählte er unter den möglichen Erwiderungssystemen die Preußische Verteidigung. Im heutigen Rätsel der Sphinx focht Meister Brinckmann mit dem preußische Säbel eine hervorragende Schlacht gegen die italienischen Legionen. Sein Kontrahent Reinhardt hatte zuletzt 1.Dd1-f3? gezogen und damit dem schwarzen Sturm Tür und Tor geöffnet. Also, Wanderer, sei Heerführer der preußischen Armee!



SCHACH-SPHINX/04513: Einst entbrannte ein Streit ... (SB)

Reinhardt - Brinckmann
Aachen 1935

Auflösung letztes Sphinx-Rätsel:
Der Zug 1.Tf1-f4? sah in der Tat verlockend aus, doch die Pointe des Nachziehenden hatte Alexander Aljechin völlig außer acht gelassen. Marshall zog nämlich nach 1...e5xf4 2.Sc3-a4 - nötig, um nach 2.g3xf4 d4xc3 nicht die Kontrolle des Feldes g1 zu verlieren - das kombinationswiderlegende 2...f4-f3+!, wodurch die g-Linie geschlossen blieb, so daß nach 3.Sh4xf3 Db6-a7! 4.Sf3-g5 f6xg5 5.Dh6xg5+ eigentlich nur ein Remis möglich gewesen wäre, allein Aljechin, verärgert über seinen Denkfehler, leistete sich einen zweiten Bock mit 5.f5-f6? Sd8-e6 6.La2xe6 f7xe6 und verlor. Dabei hätte er mit 1.Sc3- a4! b5xa4 2.Tf1-f4 e5xf4 3.g3xf4 dank des drohenden Turmschachs auf g1 problemlos gewinnen können. Der Irrtum lag in der verfehlten Reihenfolge.


Erstveröffentlichung am 19. Dezember 2000

24. September 2012