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SCHACH-SPHINX/04851: Zauberschlüssel Imagination (SB)


Richard Réti war einer der genialsten Schachspieler der 20er Jahre. Unbestechlich war seine Gedächtniskraft. So sann er über manche Stellungen fast eine Stunde lang nach, indem er im Kopfe endlose Varianten wälzte und gegeneinander abwog, bis er dann, zum Erstaunen seiner Kollegen, den Zug ausführte, für den selbst ein Laie nicht mehr als eine Minute Bedenkzeit benötigt hätte. Réti ging es jedoch nicht darum, einfach nur den besten Zug zu finden. Er wollte auch wissen, warum kein anderer in Frage kam. Und dies ließ sich eben nur bewerkstelligen, wenn er alle anderen mehr oder weniger ernsthaften Alternativen ausschloß. Imagination war sein Zauberschlüssel dazu. Vor seinem geistigen Auge konnte er die weitverzweigtesten Stellungsbilder auferstehen lassen, dann brach er ab, verfolgte eine andere Spur, während er in seinem Gehirn die eben analysierte Stellung konservierte. Schließlich wog er beide Urteile gegeneinander ab und traf seine Entscheidung. Freilich kam er hin und wieder ein wenig ins Straucheln und wählte Fortsetzungen, die nicht einmal ein Laie gezogen hätte. Das war sein Fluch, daß nämlich das eine oder andere Rädchen manchmal blockierte. Im heutigen Rätsel der Sphinx fiel seine Denkmechanik gegen den deutschen Großmeister Emanuel Lasker zeitweise aus, so daß Réti einen weit vorgeschobenen schwarzen Freibauern in Kauf nehmen mußte. Seine schwache Mattdrohung auf g7 konnte Lasker bequem abwehren und auch verhindern, daß der b2-Bauern verlorenging. Also, Wanderer, wie durchkreuzte Lasker die wirren Gedankenflüge Rétis?



SCHACH-SPHINX/04851: Zauberschlüssel Imagination (SB)

Réti - Em. Lasker
Mährisch Ostrau 1923

Auflösung letztes Sphinx-Rätsel:
Der Abtausch der beiden Türme gegen die schwarze Dame durch 1.Tf1xf5+! Dc5xf5 2.Td1-f1 Df5xf1+ 3.Kg1xf1 war nur das Vorspiel zur abschließenden Wendung 3...Le8-d7 4.Dh6-h5+ Kf7-g8 5.Sg4-e5 mit unabwendbarem Matt.


Erstveröffentlichung am 08. April 2001

29. August 2013





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