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SCHACH-SPHINX/04971: Streit der Sterne (SB)


Von der Muse beschenkt oder aus eigenem Ringen gegen die Unbilden der Materie durchgefochten? Hoch über dem Schachbrett weht ein Banner und darauf ist nur ein einziges Wort zu lesen: Vernunft. Wer hier weiterkommen will, so sagt uns diese Parole, der muß sein Gelingen in die eigenen Hände nehmen, der darf nicht wie der schwedische Forschungsreisende und Schriftsteller Sven von Hedin, der das weite Gebiet Innerasiens erkundet hatte zu einer Zeit, als man in Europa kaum etwas über diesen Kulturkreis wußte, zu der larmoyanten Ausrede greifen: "Seltsam, das alles glückte, mein Verdienst war es ebensowenig wie früher; ich war, wie immer eine Marionette, und die Hand, die die Drähte regierte, schwebte oberhalb der Bahnen, auf denen die Wolken und die Sterne ziehen." Als Schachspieler hätte er seine diesbezügliche Meinung notwendig revidieren müssen - weit wäre er sonst nicht gekommen. Mag er im Leben auch seine Füße bis nach Tibet hinein gesetzt haben, auf dem Schachbrett hätte er kaum die Spanne zweier Gedanken durchschreiten können. An flammenden Vorbildern wäre kein Mangel gewesen für eine Umkehr vom müden Schicksalston zum kreativen Denken. Nehmen wir nur den österreichischen Meister Rudolf Spielmann. Er ließ die Sterne am Himmel wandern, was kümmerte ihn auch die Macht, die sie zog. Auf dem Schachbrett waren die Figuren seine Sterne, und er spielte mit ihnen nach Belieben. Berühmtheit erlangte insbesondere seine Partie mit den weißen Steinen gegen Baldur Hönlinger. Also, Wanderer, laß deinen Willen am heutigen Rätsel der Sphinx wachsen.



SCHACH-SPHINX/04971: Streit der Sterne (SB)

Spielmann - Hönlinger
Wien 1925

Auflösung letztes Sphinx-Rätsel:
Der weiße Eckkönig kam aus dem drohenden Matt nicht mehr heraus, weil Meister Treysman mit 1...Se5-g4! die weiße Königsburg überrannte. Notgedrungen folgte 2.f3xg4 Lf5xe4+ 3.Le2-f3 Ta8-a2, und hier verlor sein Kontrahent Winkelman die Lust am Weiterspielen, zu Recht, denn nach 4.Lf4-d2 Tf8xf3! 5.Tf1xf3 Ta2xd2! wäre er regelrecht abgestraft worden.


Erstveröffentlichung am 16. Mai 2001

27. Dezember 2013





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