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SCHACH-SPHINX/05031: Bürokratische Querelen (SB)


Bei Turnieren oder Olympiaden im Ausland braucht der Schachspieler neben Verstand, Ausdauer und Engagement insbesondere in den modernen Zeiten einer immer lückenloser sich schließenden Bürokratie gültige Reisepapiere. Wer es versäumt, sich rechtzeitig darum zu kümmern, wer nicht mehr in Erinnerung hat, daß diese längst abgelaufen sind, bezahlt die Gedächtnislücke zuweilen mit dem Verlust an Prämien oder Medaillen. Schachspieler leben zum Teil zwar in einer abstrakten Welt der Zahlen und Symbole, aber an den Notwendigkeiten der Bürgerspflicht kommt auch ein Abstraktdenker nicht vorbei. Die deutschen Meister Kieniger und Tröger hatten 1950 alles mögliche im Kopf, um sich auf die Schacholympiade in Dubrovnik hinlänglich vorzubereiten. Zu spät erkannten sie jedoch, daß ihre Reisepässe ungültig waren. Die Zeit war zu kurz, um den Amtsschimmel zur Eile anzutreiben. Und da ein Bürokrat ein nicht minder formalistisches Denken besaß, weigerten sich die zuständigen Sachbearbeiter, ihren Trott zu beschleunigen. Fazit: Kieniger und Tröger mußten zu Hause bleiben, während das Restteam mit Unzicker, Schmid, Rellstab, Pfeiffer und Staudtke in Dubrovnik eine Bronzemedaille für Deutschland erstritt. Einen ungetrübten Sieg konnte dagegen der englische Meister Julius Silverman beim Turnier in Birmingham erzielen. Sorgen um fehlende Papiere mußte sich nur sein damals noch österreichischer Kontrahent Erich Eliskases machen, der seine Dokumente zum Glück bei sich hatte und auch den Turniersieg davontrug. Gegen Silverman scheiterte er jedoch. 1937 war es nämlich kaum noch üblich, daß man sich gegen das Königsgambit vorbereiten mußte. Und so erwischte Silverman Eliskases genau auf dem richtigen Fuß, und als Letzterer im heutigen Rätsel der Sphinx mit 1...Db6xb2? auch noch zur Schachblindheit neigte, feierte das Königsgambit einen verspäteten Triumph, Wanderer.



SCHACH-SPHINX/05031: Bürokratische Querelen (SB)

Silverman - Eliskases
Birmingham 1937

Auflösung letztes Sphinx-Rätsel:
Meister Akesson verwarf die simple Abtauschoperation mit geringfügig positionellem Vorteil und griff lieber sogleich nach dem Siegeslorbeer. Das Qualitätsopfer 1.Td5xd7! Tc7xd7 war durchaus der richtige Einstieg, nur brauchte er nun nicht 2.De3-e8+ Kh8-g7 3.De8xd7 Dg5xf4 zu spielen, sondern konnte diesen taktischen Gedanken mit 2.Ld4xf6+! Dg5xf6 3.De3-e8+ Kh8-g7 4.Sf4-h5+ sinnfällig wie auch siegbringend verstärken.


Erstveröffentlichung am 05. Juni 2001

25. Februar 2014





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