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SCHACH-SPHINX/05364: Langfinger und andere Ärgernisse (SB)


Auf den vielen Reisen quer durch die Welt, welche die Schachmeister auf sich nehmen müssen, um von Turnier zu Turnier zu gelangen, kommen sie sich zuweilen wie in der Zeit verlorengegangene Seelen vor. Der einzige Freund, der einem Reisenden stets die Treue hält, ist der Koffer. Aber nicht immer, denn eine andere Sorte Mensch, die sich auf dieses Reiseverhalten eingeschossen hat, sind die Langfinger. In einem unachtsamen Augenblick ist des Räubers Griff zum Koffer schnell getan. Der Verlust mag materiell nicht so schwerwiegend sein. Ärgerlich ist es dennoch, wenn man plötzlich ohne Handtuch und Kleidung zum Wechseln im Hotelzimmer sitzt und sich auf ein wichtiges Turnier vorbereiten muß. Gravierender als der Verlust von materiellen Dingen kann jedoch der ideelle sein, wie zum Beispiel beim Großmeister Lew Polugajewski, als er bei der langen Eisenbahnfahrt von Rußland nach Spanien seiner Habseligkeiten beraubt wurde. Sein Kummer um das Gestohlene wog um so schlimmer, als da seine ganzen Jahresanalysen zur von ihm ersonnenen und nach ihm benannten Polugajewski-Variante der Sizilianischen Verteidigung im Koffer lagen. Nie sah er sein Geistesgut wieder. Zum Ärgernis wurde die Anreise von Amerika nach London 1988 auch für den Großmeister John Fedorowicz. Da er gänzlich ohne Gepäck auf dem Flughafen Heathrow landete, fiel der Verdacht der Londoner Polizei auf ihn. Drei geschlagene Stunden beteuerte Fedorowicz, daß er nur wegen eines Schachturniers nach England gekommen sei. Erst der Turnierdirektor konnte ihn aus der polizeilichen Verhörstube befreien. Aufs Reisen verzichten konnten die beiden rumänischen Meister Trojanescu und Soos. Die Anfahrt zur nationalen Meisterschaft war kurz und nicht unbequem. Unbequem wurde die Partie jedoch für Meister Soos, dessen Stellung mit den schwarzen Steinen auf Verlust stand. Dennoch stellte er nach dem letzten weißen Zug 1.Td1-e1+ eine Falle und zog 1...Ke5-f4! Betrachte das heutige Rätsel der Sphinx auf genaueste, Wanderer, und ergründe die Falle und wie Meister Trojanescu sie umging?



SCHACH-SPHINX/05364: Langfinger und andere Ärgernisse (SB)

Trojanescu - Soos
Rumänien 1957

Auflösung letztes Sphinx-Rätsel:
Der weiße Springer fand den Weg nach Hause nicht mehr zurück, weil Meister Dake, statt seine Dame aus der Springerattacke zu nehmen, seinerseits mit 1...Sc6-d4! einen Springerüberfall startete. Wegen des drohenden Matts 2...Sd4xe2# war die schwarze Dame nicht zu nehmen. Also zog Meister Simonson 2.Lh3-g4. Für seinen Springer war es jedoch schon zu spät, denn nach 2...Da8-c8! wurde er einkassiert. Auch diesmal war die schwarze Dame nicht zu nehmen wegen 3...Sd4xe2# Der Materialvorteil verhalf Meister Dake später zu einem bequemen Sieg.


Erstveröffentlichung am 18. Februar 2002

24. Januar 2015





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