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SCHACH-SPHINX/05378: Kopf und Füße zusammen gedacht (SB)


Wie leicht machen es sich die modernen Moralisten und wie Recht hatten doch die alten Griechen, als sie das menschliche Ideal eines gesunden Geistes in einem gesunden Körper aufgestellt hatten. Denkt man im landläufigen Sinne an einen Schachspieler, so stellt man sich einen träge sich durchs Leben schleppenden, weichschaligen, weichgeklopften und auch weichherzigen Menschen vor, der seine einzige Erfüllung in sitzender Haltung hat, wenn er am Schachbrett Figuren hin und her ziehen darf. Weit gefehlt, du simples, geschwätziges Vorurteil! Daß Schachspieler bis hinauf in die höchsten Kategorien sehr wohl auch ihre Beine zu benutzen wissen - und nicht nur, um von der Toilette wieder zurück zum Brett zu schlendern -, das beweisen eine Anzahl namhafter Profi-Fußballer unter ihnen. Zumal in den skandinavischen Ländern ist das griechische Ideal verbreitet. Ein Beispiel dafür ist der Däne Lars Bo Hansen. Großmeister ist er nicht nur im Schach. Als er seinen Titel vor Jahren errang, spielte er nebenher in der Nationalmannschaft seines Landes mit. Und im norwegischen Meister Simen Agdestein hatte er einen würdigen Mitgenossen dieser Zweierliebe zwischen Schach und Fußball. Zu nennen ist auch noch Torkil Nielsen von den Faröer-Inseln: Meister des Brettes und des Balles. Nun komme da noch einer daher und behaupte, Kopf und Füße seien getrennte Dinge. Herrliche Kopfarbeit leistete im 19. Jahrhundert auch Meister Grigorjew mit den schwarzen Steinen, als er, nachdem die Figuren seines Kontrahenten Nowotny im heutigen Rätsel der Sphinx arg zurückgedrängt waren, die weiße Majestät bestürmte. Kannst du den Angriff auf die weiße Königsburg nachvollziehen, Wanderer?



SCHACH-SPHINX/05378: Kopf und Füße zusammen gedacht (SB)

Nowotny - Grigorjew
Saratow 1892

Auflösung letztes Sphinx-Rätsel:
Mit Kußhand siegte Meister Kussmann, wie sonst? Die Vorarbeit mußte jedoch seine Dame leisten, indem sie sich opferte: 1...Dd6xg3+!! 2.h2xg3 Lg4-f3 und gegen 3...Th8-h1# war nichts zu erfinden.


Erstveröffentlichung am 03. März 2002

07. Februar 2015


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