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SCHACH-SPHINX/05461: Champ gegen Chip (SB)


"Nein! Nein! Nein!" hatte der Profi-Weltmeister Garry Kasparow bei einem Interview vor seinem großen Match in New York gegen den Computerkönig Deep Blue ausgerufen. "Jetzt muß ich sie alle beruhigen, der Computer hat noch jede Menge Schwächen, jede Menge Tricks kann man noch durchsetzen gegen den Computer, zum Beispiel versteht er keine Ähnlichkeiten als Kategorie. Der weiß, wie man eine Stellung spielt aus der Theorie, aber ich mache die gleiche Stellung mit einem ganz kleinen Unterschied, einen Bauern irgendwo anders, dann kann er keine Analogien herstellen. Das kann er nicht. Er hat überhaupt keinen Mechanismus, mit der er sehr ähnliche Dinge vergleichen kann, und es gibt noch jede Menge weiterer Schwächen. Ich weiß, wie ich die nutzen kann. Das einzige Problem ist, die Frage, wie ich das herstelle, ohne meine Konzentration zu verlieren, oder einen Fehler zu machen, einen noch so kleinen, den er gnadenlos nutzt." Eine intelligente Eigenständigkeit hatte Kasparow unisono allen Schachprogrammen abgesprochen, doch als er dem IBM-Monstrum gegenüberstand, sah die Welt einen Weltmeister mit Manchetten. Entgegen aller Räson ließ sich Kasparow vom Computer das Geschehen auf dem Brett diktieren. All seine kleinen und großen Tricks - für die Katz! Am Ende mußte er in puncto Computer-Pyschologie noch einiges dazulernen. Beim Blitzschachturnier in München 1994 hatte Kasparow auch der Umstand nicht weitergeholfen, daß er den kleinen Fritz 3 des Software-Herstellers Intel in- und auswendig kannte. Nachdem Fritz bereits Anand, Kramnik, Short und noch eine Handvoll anderer Großmeister besiegt hatte, holte er sich noch einen goldenen Lorbeer, indem er Kasparow kaltstellte. Im heutigen Rätsel der Sphinx hatte Kasparow in zerpflückter Lage zuletzt 1.Tf1-f5 gezogen. Fritz, emotionslos, kühl, nur auf seine Berechnungen bedacht, fand jedoch kurzerhand einen Zug, der alle weißen Remishoffnungen zunichte machte, Wanderer.



SCHACH-SPHINX/05461: Champ gegen Chip (SB)

Kasparow - Fritz 3
München 1994

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Der etwas wortkarge englische Meister Burn hätte nun ein fünfzügiges Matt ansagen können, doch er blieb seiner Linie treu und schwieg, als er seinen Kontrahenten Harmonist mit 1...Lh3xg2+! 2.Kf1xg2 Df6-f3+ 3.Kg2-g1 Df3-g4+ 4.Kg1-f1 Dg4-h3+ 5.Kf1-e1 Se5-f3# Matt setzte.


Erstveröffentlichung am 22. Mai 2002

01. Mai 2015


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