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SCHACH-SPHINX/05636: In Konkurrenz zum Backgammon (SB)


Ein halbdunkler Raum. Dicke Rauchschwaden ziehen durch die Luft. Man ist irritiert, fragt sich, woher die klackende Geräuschkulisse stammt? Dann sieht man ernste Gesichter, wie beim Schach sich gegenübersitzen. Doch die Enthusiasten dieses Ortes vertrauen weniger auf ihren Verstand als vielmehr auf das Würfelglück. In diesem Raum wird nämlich Backgammon gespielt. Längst schon haftet ihm nicht mehr der Ruch trüber Unterweltskneipen an. Das Backgammon hat den Marktwert aller anderen Brettspiele, das Schach eingerechnet, überrundet. Die Hamburger "Backgammon-Zentrale" will "das alte Spiel in Deutschland so populär machen wie das Schach". Die ersten Schritte sind längst getan. Viele Schachmeister auch der höchsten Chefetagen versuchen bei diesem "strategischen Blockadespiel und seinen komplizierten Stellungsmanövern", so der Fachjargon, mitzuhalten, beispielsweise der deutsche Großmeister Eric Lobron. Fasziniert sind Schachspieler von der Möglichkeit, "Würfellaune und Verstand streng miteinander zu kombinieren". Bill Robertsie war früher dem Schach nicht minder verfallen wie heute dem Backgammon. Den Grund dafür, mit dem Schach zu brechen, erklärte er folgendermaßen: "Bei diesem Spiel gab und gibt es noch viel mehr Terra incognita als beim durchanalysierten Schach." Auch sein amerikanischer Kollege Dschindschischawili tritt immer häufiger vor ein Backgammon-Brett. Das Schachspiel interessiert den Großmeister weiterhin, doch der Reiz im Königlichen Spiel scheint für ihn verflogen zu sein. Außerdem lassen sich mit dem Backgammon wesentlich leichter US-Dollar verdienen als mit dem Schachmatt-Setzen. Eine Grundregel beim Backgammon besagt, beleidige nie den Würfelgott durch zuviel Schwatzen. Auch beim Schachspiel ist Schweigen gottgefällig. Im heutigen Rätsel der Sphinx mag der deutsche Meister Lothar Schmid die Schachgöttin vielleicht doch ein wenig erzürnt haben. In der Diagrammstellung errang er zwar mit 1.Lf4xc7 den Sieg, wenngleich sein Gegner zäheren Widerstand vermissen ließ, aber die einmalige Gelegenheit, durch eine grandiose Kombination zu gewinnen, die man nicht alle Tage zu sehen bekommt, verpaßte er leider doch. Kannst du das Versäumnis nachholen, Wanderer?



SCHACH-SPHINX/05636: In Konkurrenz zum Backgammon (SB)

Schmid - Muth
Bamberg 1950

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Ein excellenter Handwerker war mit Vlatimil Hort am Werk, der nach 1.Dd2-d7+!! auch künstlerische Ansprüche zufriedenstellte. Sein Kontrahent Bücker gab sofort auf, denn nach 1...Td8xd7 2.e6xd7+ Dc6xd7 3.Td1xd7 Kc8xd7 wäre er um eine Figur ärmer gewesen. Auf 2...Kc8-b8 3.d7-d8D+ nebst Matt bzw. 2...Kc8-d8 3.Sg5xf7# hätte er sich ohnehin nicht einlassen dürfen.


Erstveröffentlichung am 11. November 2002

23. Oktober 2015


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