Für gewöhnlich sitzen die Ehefrauen der Schachmeister artig auf den Zuschauerrängen und drücken die Daumen. Als seelischer Beistand sind sie oft unentbehrlich. So sieht man zum Beispiel den für Spanien spielenden Alexei Schirow oft mit seiner Gattin Veronika auf den Turnieren rund um den Globus. Vom Schach versteht sie zwar nicht viel, wie Schirow einräumen muß, dafür gibt sie seinem Talent den "nötigen Anker". Immer wenn er zu ihr herübersieht bei seinen Partien, weiß er, für wen er spielt. Mr. Bruce brauchte indes nicht lange nach seiner holden Frau Ausschau zu halten. Sie saß ihm nämlich direkt gegenüber bei einem Turnier in Plymouth 1954. Und vom Schach verstand sie auch eine ganze Menge, wenngleich ihre Eröffnungswahl - 1.f2-f4 Bird-System - auf eine mangelnde Kenntnis hinzudeuten schien. Dafür beherrschte sie das Mittelspiel jedoch um so besser, und kaum hatte ihr Gatte im heutigen Rätsel der Sphinx mit seinem letzten Zug 1...e3xd2 einen weißen Läufer verschlungen, da blieb ihm auch schon der Bissen im Halse stecken. Seine Frau hatte ihm nämlich ein ganz besonders scharfes Gericht kredenzt. Also, Wanderer, was bereitete Herrn Bruce nachher ein heftiges Magenbrennen?
Mrs. Bruce - Mr. Bruce
Plymouth 1954
Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Der Meister der Kombination, Rudolf Charousek, der selbst Emanuel
Lasker eine derbe Niederlage mit dem Königsgambit bereitet hatte, fand
auch hier die schöne Opferwendung zum Sieg, nachdem sein unbekannter
Gegner zuletzt bedenkenlos 1...Sb8-c6 gespielt hatte, und zwar mit
2.De2-e8+! Ta8xe8 3.f7xe8D+ Ld7xe8 4.Lf4xd6#
Erstveröffentlichung am 28. Januar 2003
14. Januar 2016
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