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SCHACH-SPHINX/05717: Royalistischer Titel (SB)


Der Großmeistertitel ist, wie die wenigsten vielleicht wissen, ein Relikt royalistischer Gönnerschaft, denn es war kein anderer als der russische Zar Nikolaus II. gewesen, der - selbst ein Freund dieses monarchistischen Spiels - Emanuel Lasker, José Capablanca, Alexander Aljechin, Siegbert Tarrasch und Frank James Marshall nach dem St. Peterburger Turnier von 1914 in den Adelsstand erhob. GROßmeister waren's eben plötzlich dank einer zaristischen Wohlgesonnenheit. Die FIDE, die 1924 ins Leben gerufen wurde, fühlte sich lange Jahre verpflichtet, diesem Beispiel nicht zu folgen, zumal in Zeiten, wo eine Monarchie nach der anderen in den Staub niedersank. An die Zarenfamilie erinnerte man sich nur mit Schaudern. Erst 1948, die FIDE hatte ihre Kinderkrankheiten auskuriert, dachte man wieder mit einem gewissen nostalgischen Blick auf die gute, alte Zeit zurück und besann sich auf die Adelserhebung durch Nikolaus II. Erster deutscher Schachmeister, der zu den Großen emporgehoben wurde, war Fritz Sämisch 1950. Die Sowjets hatten seinerzeit die Wahl von Efim Bogoljubow wegen politischer Unverträglichkeit boykottiert. In ihren Augen war der ehemalige Russe offenbar ein Verräter an der Idee des Weltkommunismus. Ein Jahr später setzte sich jedoch der gemäßigte Flügel der FIDE durch und verlieh Bogoljubow den verdienten Titel. Zwei deutsche Großmeister sitzen sich im heutigen Rätsel der Sphinx gegenüber: Robert Hübner und Stefan Mohr. Letzterer hatte seinen älteren Kollegen in eine aussichtslose Lage gebracht, war jedoch nicht imstande, daß vierzügige Matt als Nachziehender zu sehen. Ob du ihm nachhelfen kannst, Wanderer?



SCHACH-SPHINX/05717: Royalistischer Titel (SB)

Hübner - Mohr
Bundesliga 1989

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Der Sieg wäre so leicht zu erringen gewesen, wenn Dr. Filip nur - bescheiden beim Raub, unbeirrbar beim Sieg - 1.g3-g4+ oder 1.Tc7-c5+ gezogen hätte.


Erstveröffentlichung am 30. Januar 2003

16. Januar 2016


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