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SCHACH-SPHINX/05776: Zugzwang der reinsten Willkür (SB)


Die Schacholympiade in Warna 1962 blieb dem russischen Großmeister Efim Geller zeitlebens in Erinnerung. Viele Male hatte er auf dem Brett gedrückt gestanden, mit dem Rücken an der Wand dennoch um jedes Terrain und Remis gekämpft. Den Willen zum äußersten Wagnis, so einen besaß Geller, seit er denken konnte. Aber in Warna nützte ihm dies alles nichts. Nicht, daß er unpäßlich war. Er strotzte vor Gesundheit. Sein Malheur war anderer Natur. Ein Stromausfall hatte nämlich den Fahrstuhl blockiert, und wie es das Schicksal so wollte, war Geller gerade in diesem Augenblick in der Kabine. Zwei Stunden und vierzig Minuten eingekeilt zwischen vier Wänden, das war Zugzwang der reinsten Willkür. Hinterher war Geller so erschöpft vom untätigen Warten und Daumendrehen, daß er 24 Stunden keine Menschenseele mehr sehen wollte. Wesentlich freier fühlte er sich dagegen in seiner Partie gegen Meister Stean, der sich mit seinem letzten Zug 1...Le6xc4? eigenhändig das Grab geschaufelt hatte. Entgegenkommend, wie Geller war, half er beim Begräbnis der schwarzen Partie gerne mit. Also, Wanderer, das heutige Rätsel der Sphinx ist zwar eng, enger als ein blockierter Fahrstuhl jedoch nicht.



SCHACH-SPHINX/05776: Zugzwang der reinsten Willkür (SB)

Geller - Stean
Middlesbrough 1975

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Die schwarzen Probleme lösten sich in Wohlgefallen auf, als Timoschtschenko den rettenden Zug 1...Sf5-e3! fand. Die taktische Ausgleichsfinesse war gegen den unzureichend gedeckten weißen König gerichtet. Jurtajew blieb kaum etwas anderes übrig, als sich nach 2.De1xe3 Dd7xh3+ 3.Kh1-g1 Dh3xh5 4.De3xa7 Dh5-g5+ 5.Kg1-h1 Dg5-h4+ 6.Kh1-g2 Dh4-g5+ 7.Kg2-h1 ins Dauerschach treiben zu lassen.


Erstveröffentlichung am 30. März 2003

15. März 2016


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