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SCHACH-SPHINX/05782: Réti, Krethi und Plethi (SB)


Siegbert Tarrasch war ein schulmeisterlicher Charakter. Zur Biederkeit erzogen und streng nach den Maßstäben eines bürgerlichen Haushalts lebend, war ihm Rechthaberei zur zweiten Natur geworden. Wohl mag er sich als Vorkämpfer einer von Vernunft durchtränkten Schachtheorie verstanden haben, weswegen er auch so hartnäckig gegen vermeintliche Auswüchse der reinen Lehre vorging. Ein besonderes verwerflicher Dorn im Auge seiner Theoriebeflissenheit war, ohne daß er davon Abstriche machte, Richard Réti. Dessen 'zentrumsfeindliche' Flügeleröffnungen erregten aufs heftigste Tarraschs Widerwillen, glaubte er doch, ein Bewahrer der klassischen strategischen Richtlinien zu sein. Im ironischen Spott sprach Tarrasch dann von "Réti, Krethi und Plethi", was ihn jedoch nicht zum besseren Taktiker machte, denn gegen Réti hatte er häufig das Nachsehen. Ein anderer Zug, der sein Mißfallen fand, war 1.c2-c4, den der Bremer Meister Carls salonfähig machte. Für Tarrasch ein "ganz dummer Zug". In Breslau 1912 revanchierte sich Carls für diese abfällige Bemerkung und barbierte Tarrasch nach allen Regeln der Kunst über den sprichwörtlichen Löffel. Im heutigen Rätsel der Sphinx kannst du es ihm gleichtun, Wanderer.



SCHACH-SPHINX/05782: Réti, Krethi und Plethi (SB)

Carls - Tarrasch
Breslau 1912

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Rétis Jagd auf den weißen König begann mit dem schönen Läuferopfer 1...Ld5xg2+!, worauf Bogoljubow nach 2.Tg1xg2 Ta2-a1+ 3.Tg2-g1 Db6-b7+ die stumpfen Waffen streckte.


Erstveröffentlichung am 05. April 2003

21. März 2016


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