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SCHACH-SPHINX/05853: Abschied von der Unbesiegbarkeit (SB)


Lange Jahre hatte José Capablanca am Mythos von seiner Unbesiegbarkeit gearbeitet, und in der Tat hatte gegen das grundsolide, ja kreuzverflixte Spiel des Kubaners mehr als 25 Jahre lang keiner seiner Großmeisterkollegen eine hieb- und stichfeste Antwort parat. In Havanna 1921 nahm Capablanca Emanuel Lasker den Königstitel ab. Es schien, als sollte er diesen mit ins Grab nehmen, denn ernsthafte Konkurrenten waren nicht in Sicht. Marshall, Nimzowitsch, Vidmar - kleine Fische verglichen mit der Haifischflosse von Capablanca. Doch da war noch ein anderes Licht in der Finsternis unterlegener Herausforderer: Alexander Aljechin. Sein Manko war allerdings, daß er bis zum Tauziehen mit dem Kubaner in Buenos Aires 1927 noch keine Partie gegen den damaligen Weltmeister gewonnen hatte. Wie sollte also so ein "Habenichts" gegen den leuchtenden Stern Capablancas das Zipfelchen einer Chance haben? Doch Aljechins Ehrgeiz, der solange nach Schwachstellen in Capablancas Spiel forschte, bis er sie entdeckt und zum Schwert für sich geschmiedet hatte, half ihm dabei, den unbesiegbaren Capablanca zuletzt mit 18,5:15,5 bei 25 Remisen vom Thron zu kippen. Capablanca hat diesen Sturz zunächst nicht verdauen können, und später wuchs eine neue Generation von Spielern heran, gegen deren tiefe Kenntnis der Schachtheorie Capablanca nicht gewappnet war. Auf der Schacholympiade 1939 in Buenos Aires spielte Capablanca seine letzten Partien, und noch einmal konnte er an den alten Ruhm anknüpfen. Für die Partie gegen den für Israel spielenden Moshe Czerniak wurde ihm der Sonderpreis zuerkannt, doch der Ausbruch des Zweiten Weltkrieges verhinderte die Verleihung. Charmant war nach einem wilden Scharmützel die Stellung zwei Züge vor der Aufgabe. Sie zeigt Capablancas ganzes Spielkonzept: einfache, weitgehend verwicklungsarme Stellungen. Also, Wanderer, was antwortete Capablanca nach 1...Se6-d4 im heutigen Rätsel der Sphinx?



SCHACH-SPHINX/05853: Abschied von der Unbesiegbarkeit (SB)

Capablanca - Czerniak
Buenos Aires 1939

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Mit 1...La5-d2! wickelte Kasparow in ein Endspiel ab, wo seine beiden Türme der weißen Dame haushoch überlegen waren: 2.h2-h3 h7-h6 - Luftloch muß sein - 3.Dc8-c4 Ld2xc1 4.Dc4xc1 Tb2xf2 5.Dc1-c7 a7-a6 6.Dc7-a7 Tf2-f6 7.a3-a4 Tf8-d8 8.a4-a5 Td8-d1+ 9.Kh1-h2 Td1-d2 10.Da7- b8+ Kg8-h7 11.Db8-b4 Tf6-f2 und Weiß gab das hoffnungslos unterlegene Spiel auf.


Erstveröffentlichung am 14. Juni 2003

31. Mai 2016


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