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SCHACH-SPHINX/06087: Tausend Rubel für Frank James Marshall (SB)


Das Großmeisterturnier in St. Petersburg 1914 sah viele namhafte Meister der internationalen Szene. Von den führenden Köpfen fehlte im Grunde keiner. Selbst in den USA hatte man den russischen Ruf vernommen, und Frank James Marshall brachte in seinem Variantenkoffer eine speziell zu diesem Anlaß geschmiedete Waffe mit, nämlich die Petrow-Verteidigung 1.e2-e4 e7-e5 2.Sg1-f3 Sg8-f6, die gemeinhin Russische Verteidigung genannt wird. Seinerzeit in St. Petersburg steckte dieses System noch in den Kinderschuhen. Galt es auch nicht als anrüchig, so zu spielen, fand dieses Spielsystem doch wenig Anklang unter den zeitgenössischen Meistern. Schirmherr des Turniers war Zar Nikolaus, ein eifriger Anhänger und Förderer der Schachkunst. Marshall setzte die Russische Verteidigung in diesem Wettkampf viermal ein, und zwar gegen die Creme der damaligen Großmeister, und erzielte gegen Capablanca, Tarrasch, Aljechin und Nimzowitsch jeweils ein Remis. Der russische Zar honorierte die Treue zur Petrowschen Verteidiung mit einer Schenkung von tausend Rubeln. Marshall war ein Spieler, der lange vor dem Auftauchen der Hypermodernen Schachschule der Schablone, dem gewohnheitsmäßigen Zug oder der blinden Ergebenheit gegenüber alten Eröffnungsideen den Krieg angesagt hatte. So wurde er zum Wegbereiter vieler neuer Gedanken. Im heutigen Rätsel der Sphinx wandte er die Russische Verteidigung in seiner Partie gegen seinen Landsmann Pillsbury schon im Jahre 1900 an. Er war also durchaus gewappnet nach St. Petersburg gekommen. In Paris zur Jahrhundertwende fand er einen netten Weg zum Sieg, Wanderer.



SCHACH-SPHINX/06087: Tausend Rubel für Frank James Marshall (SB)

Pillsbury - Marshall
Paris 1900

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Tarrasch warf die Mattschlinge mit 1.Le5-c7! aus, worauf sich seine neapolitanischen Kontrahenten sogleich geschlagen gaben. Denn den Gesichtsverlust nach 1...Tc8xc7 2.Df3-b7+! Tc7xb7 3.Tc2xc5# oder 1...Dd7xc7 2.Tc2xc5+ Dc7xc5 3.Df3-b7+ nebst Matt wollten sie gern vermeiden.


Erstveröffentlichung am 29. Januar 2004

21. Januar 2017


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