Schattenblick → INFOPOOL → SCHACH UND SPIELE → SCHACH


SCHACH-SPHINX/06156: Denkzettel für einen Monarchen (SB)


Ludwig XVI., bedauernswerter König der Franzosen, der auf dem Schafott seinen Kopf verlor, war bereits zu Lebzeiten Gegenstand vieler zeitgenössischer Anekdoten mit spöttischem Hintergrund. In Regierungsgeschäften bewies er keine gute Hand, den Sturm auf die Bastille sah er nicht voraus und in den Revolutionswirren leistete er sich etliche, später zu seiner Hinrichtung führende Fehlentscheidungen. Seinen Titel hatte man ihn schon vorher genommen. Als Bürger Capet fristete er ein entmachtetes Schattendasein am Gängelband des Nationalkonvents. Auch als Schachspieler soll er keine gute Figur abgegeben haben, und das, obwohl er laut Anekdote den besten französischen Meister, nämlich Philidor, zum Lehrer gehabt haben soll. Dieser hatte Mühe, der Einfalt seines königlichen Schülers etwas entgegenzuhalten. Seine Ungeschicklichkeit war unübersehbar und mindestens so offenbar wie seine Unfähigkeit, Ordnung in seine Gedanken zu bringen. Als Ludwig seinem verzweifelnden Lehrmeister fragte, ob er denn Fortschritte gemacht habe, sah Philidor sich genötigt, seine Antwort in ein Bonmot zu verstecken. Er sagte: "Sire, es gibt drei Klassen von Schachspielern, nämlich solche, die gar nicht, solche, die schlecht, und solche, die gut spielen. Eure Majestät haben sich bereits zur zweiten Klasse emporgeschwungen." Eine nette Art, sich aus der Affäre zu ziehen. Im heutigen Rätsel der Sphinx hatte Ex-Weltmeister Tal ebenfalls eine witzige Kombination parat, um seinem Kontrahenten Milev einen stillen Denkzettel zu verpassen. Also, Wanderer, wie ließ sich die schwarze Stellung knacken?



SCHACH-SPHINX/06156: Denkzettel für einen Monarchen (SB)

Tal - Milev
München 1958

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Mit 1...Sf6-e4 stachelte Najdorf nur die Kombinationswut von Tal auf. Nach 2.Te1xe4! d5xe4 3.Lh4-f6! Dc7-b6 4.Lf6xg7 Tf8-e8 5.Lg7-e5 Db6-g6 6.Sf5-h6+ Kg8-f8 7.f4-f5 war die schwarze Stellung kaputt. Der weiße Läufer konnte wegen Matts nicht genommen werden.


Erstveröffentlichung am 08. April 2004

31. März 2017


Zur Tagesausgabe / Zum Seitenanfang