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SCHACH-SPHINX/06491: Londoner Gigantomachie von 1834 (SB)


Keiner hat die Schachkunst seiner Zeit so geprägt wie Louis-Charles Mahé de la Bourdonnais. Von einem epochemachenden Spieler zu sprechen wäre keine Übertreibung. Seine Erscheinung gebot Ehrfurcht, in seinen Blicken lag keine Bitte. Er war ein Mensch von befehlsgewohnter Direktheit, und so war auch sein Spiel. Obwohl er seine Kunst in Kaffeehäusern hochgezüchtet hatte - Turniere im heutigen Sinne des Wortes gab es im frühen 19. Jahrhundert noch nicht -, fehlte ihm das nötige Fingerspitzengefühl für die Eröffnungsfeinheiten nicht. Auf Theoriewerke konnte er schließlich nicht zurückgreifen. Aus eigener Stirn ersinnen, wo heute vieles aus geborgtem Kopf erdacht wird, das war sein unvergeßliches Metier. Bourdonnais wurde in eine Zeit hineingeboren, die durchbebt war vom Konkurrenzkampf zwischen Frankreich und England um den Anspruch der besten Schachnation. 1825 war er erstmals in England gewesen, um sich mit den führenden Köpfen der Insel zu messen. Bourdonnais bezauberte England mit seinem Charme, seinem Temperament, mit seiner Findigkeit im Spiel. Fünf Jahre später stürzte ihn eine Börsenspekulation in den Bankrott. Fortan mußte er sich sein Einkommen als Berufsschachspieler verdienen. Er tat es, indem er im "Café de la Régence", dem Mekka des europäischen Schachlebens, gegen jedermann um Wettpreise Schach spielte. So kam er über die Runden, und es reichte auch für eine zweite Reise nach England 1834, wo er in einem Gigantentreffen über 85 Partien die Klingen kreuzte mit dem gebürtigen Iren Alexander McDonnell. Aus diesem Match stammt aus das heutige Rätsel der Sphinx. Ein typisches Merkmal für die Partien Labourdonnais war der Bauernsturm. So auch in der 47. Wettkampfpartie, wo der Franzose, mit den schwarzen Steinen, seinen Gegner regelrecht zermürbte, Wanderer.



SCHACH-SPHINX/06491: Londoner Gigantomachie von 1834 (SB)

McDonnell - Labourdonnais
London 1834

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Bobby Fischer flatterte das Herz im Leibe. Was wunder, wenn man es mit Michael Tal, dem Loki der Schachwelt, zu tun hatte. Es ist also verzeihlich, daß er die kürzere Gewinnfolge 21.Le2-h5 d7-d6 22.Th1-e1 Dc7-e7 23.Df6-h6 Ke8-d7 24.Dh6xh7 übersah.


Erstveröffentlichung am 5. März 2005

1. März 2018


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