Was tun, wenn man in der letzten Turnierrunde unbedingt einen vollen Punkt verbuchen muß, um unter die Preisträger zu kommen, und das ausgerechnet gegen einen Kontrahenten, der in der Punktewertung mit einem halben Zähler vor einem liegt? Keine Frage, daß der andere vom ersten Zug an auf Remispfaden wandeln wird. In dieser Misere befand sich 1982 beim Schachfestival von Baden-Baden Ludek Pachman. Zu allem Überfluß mußte er auch noch mit den schwarzen Steinen spielen. Bonjour Tristesse? Aber nein, sein Kontrahent, der jugoslawische Großmeister Klaric, war in der Sommerhitze jener Tage ein wenig matt und zerstreut zum Spiel erschienen und traf bereits beim achten Zug eine mißliche Zugwahl, mit der Folge, daß er in die schlechtere Position geriet. Das allein macht natürlich noch keinen Sieg, aber die Anlagen waren vorhanden und den Rest besorgte ein an Kampfgeist an jenem Tag überberstender Ludek Pachman. Weiß hatte zuletzt 1.Sd2-c4 gespielt, um die Mattdrohung auf b2 zu entkräften. Nun, ganz so einfach ließ sich der schwarze Angriff im heutigen Rätsel der Sphinx indes nicht abwehren, Wanderer.
Klaric - Pachman
Baden-Baden 1982
Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Nach 1.Le5-c3? setzte Alexander Aljechin mit 1...Da4-b5!
verblüffenderweise das gesamte weiße Spiel lahm. Max Euwe spielte in
seiner Not 2.Lc3-d4, was sonst? Bei 2.h3-h4 wäre er nach 2...Db5-b6!
3.g2-g3 Db6-d6! 4.Kc1-b2 Dd6-b8+! 5.Kb2-a2 Lh6xd2 6.Tc2xd2 Db8xg3
nicht minder schlagfertig besiegt worden. So spielte Aljechin nach
2.Lc3-d4 Db5-e2! seinen letzten Trumpf aus: 3.g2-g4 De2-e1+ 4.Kc1-b2
Lh6xd2 5.Tc2-c8 - hatte der in Amsterdam enthronte Weltmeister dies
übersehen, nach 5...g6-g5? 6.Tc8-h8+ Kh7-g6 7.Tc8-g8+ Kg6-h6 erzwingt
Weiß Dauerschach - 5...Ld2-c1+! und Weiß gab auf, denn nach 6.Tc8xc1
De1-d2+ war das Endspiel kinderleicht zu gewinnen.
Erstveröffentlichung am 7. November 2005
6. November 2018
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