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SCHACH-SPHINX/06991: Variante mit langem Erbe (SB)


1882 wurde im Wiener Großturnier eine Variante der Spanischen Partie ins Leben gerufen, in welcher der Nachziehende ein Springeropfer im 17. Zug bringt und die seitdem zahlreichen Kopfgrüblern und Praktikern Probleme aufgab. Bislang konnte abschließend nicht bestimmt werden, ob das Figurenopfer berechtigt war oder nicht. Und es sieht ganz danach aus, als würde sie auch folgende Generationen beschäftigen. Man fragt sich automatisch, was das Interesse der Meister an dieser Frage so lange am Leben erhielt? Gilt es der Wahrheitsfindung? Oder ist die Neigung der Menschen, letzten Geheimnissen auf die Spur zu kommen, so groß, daß sie niemals zur Ruhe kommen? Für den forschenden Geist öffnet sich hier gewiß ein unerschöpfliches Terrain. Die Möglichkeiten spreizen sich förmlich ins Unendliche hinein, und daß hierin eine gewisse Faszination liegt, ist allgemein bekannt. Im heutigen Rätsel der Sphinx soll die Stammpartie jener mysteriösen Variante zu Wort kommen, wo Weiß mit seinem nächsten Zug 1.Tb3-c3? - 1.e5-e6 hätte wohl zum Sieg ausgereicht - einen verhängnisvollen Pfad betrat, Wanderer.



SCHACH-SPHINX/06991: Variante mit langem Erbe (SB)

Fleissig - MacKenzie
Wien 1882

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Daß Kunst mit Kommerz oft verwechselt wird, und selbst Künstler zuweilen lieber den Richtlinien des Erfolgs folgen, enthebt die Schachspieler nicht von der Verantwortung gegenüber den Grundlagen des Königlichen Spiels, die immer in der Wahrung des Kreativen lagen, nicht jedoch im sportlichen Eifer nach Punkten und Medaillen. Nona Gaprindaschwili verband beides miteinander. Die Zeit wird zeigen, ob dieser Kompromiß haltbar ist: Auf 1.Le2-c4 folgte 1...Sf4xg2! 2.Kg1xg2 Le6-h3+ 3.Kg2-g1 - 3.Kg2xh3 Df6xf3+ und Matt in zwei Zügen - 3...Df6xf3 4.Lc4-e2 Df3-f4 5.Le2-f1 Lh3xf1 6.Se3xf1 Sf8-e6 7.Te1-e3 Se6-g5 8.Dc2-e2 Ta8-d8 9.Sf1-g3 Td8xd1+ und Weiß gab auf, da nach 10.De2xd1 Sg5-h3+ die Entscheidung nur mehr gelautet hätte: Matt oder Damenverlust.


Erstveröffentlichung am 19. Juli 2006

18. Juli 2019


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