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SCHACH-SPHINX/07107: Lübecker Totentanz (SB)


Dem großen Thema der Vergänglichkeit wurden im Mittelalter viele Bühnen errichtet. Von den Kanzeln herab schworen Priester ihre geistige Klientel auf die Einhaltung religiöser Gebote und eines gottgefälligen Lebens ein. Martin Luther hat in seinen Tischreden viel Atem darauf verwendet, Bescheidenheit und Gottesfurcht zu lehren. Ihm war das Schachspiel ein liebgewonnenes Symbol, um seinen Worten Kraft und Autorität zu verleihen. Indes in Zeiten raschen Sterbens, verursacht durch Seuchen und heimsuchende Krankheiten, entstanden in allen deutschsprachigen Landen Totentänze. Auch hier stellte man das Schachspiel unter den Zipfel des Vergänglichen, wo selbst ein König in einem Lübecker Totentanz zum Tode spricht: "Streckt denn des Todes Faust auf Königen ihr Ziel? So gleicht das Regiment dem Schach und Königsspiel. Mein Szepter streckte sich vom Süden bis zum Norden, nun bin ich durch den Tod besetzt und schachmatt geworden." Düstere Zeiten verlangen düstere Lieder, doch im heutigen Rätsel der Sphinx siegte nicht der Tod, sondern das Remis nach 1.De7-e5 Df4xa4 2.De5xd5 Ta8-e8 3.b2-b3 Da4-f4 und die Kontrahenten einigten sich friedlich auf ein Unentschieden. Gefährlich bang und in die Nähe des Todes hätte sich Weiß allerdings begeben, wenn er auf Bauernraub ausgegangen wäre mit 1.De7-b7, Wanderer.



SCHACH-SPHINX/07107: Lübecker Totentanz (SB)

Kurajica - Zysk
Oberwart 1983

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Weiß konnte sich davon überzeugen, daß bei 1.Tg6xg7+!? Kg8xg7 2.Df1- g2+ Kg7-h7 3.Dg2-h3+ Kh7-g6! 4.Td1-g1+ De7-g5 5.Tg1xg5+ Kg6xg5 6.Dh3- g2+ Kg5-f6 nicht mehr als ein Remis herausspringt, weswegen er seine Angriffsformation mit 1.Df1-h3! Sd4-e6 2.Tg6xe6! f7xe6 3.La2xe6+ Tf8- f7 4.Td1-d7 optimierte, und Schwarz gab auf.


Erstveröffentlichung am 12. November 2006

2. Dezember 2019


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