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KIND/074: Geschichtenvorleser gefragt (RUBIN - Ruhr-Uni Bochum)


RUBIN - Wissenschaftsmagazin, Frühjahr 2008 - Ruhr-Universität Bochum

Geschichtenvorleser gefragt
Entwicklungspsychologen untersuchen das Potenzial "Familie" für den Schulerfolg der Kinder

Von Birgit Leyendecker


Väter sind im Alltag kleiner Kinder noch immer weniger präsent als Mütter. Dafür ist ihr Einfluss auf die kognitive Entwicklung und damit auf den Schulerfolg der Kinder überraschend groß. Das stellt jetzt eine Studie zur Entwicklung im Vorschulalter bei türkischstämmigen und deutschen Familien heraus. Doch vor allem sprechen die Ergebnisse für neue Initiativen, die gerade zugewanderten Müttern einen besseren Zugang zur deutschen Sprache und Kultur verschaffen sollen.


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Alles deutet darauf hin, dass die Familie, in der ein Kind aufwächst, einen großen Einfluss auf dessen spätere Schullaufbahn hat. Schulleistungsuntersuchungen wie die PISA-Studien zeigen, je bildungsferner die Eltern sind, umso schwerer haben es die Kinder schulisch erfolgreich zu sein. Obwohl alles auf das große Potenzial der familiären Umwelt hinweist, ist deren Einfluss auf die schulische Entwicklung der Kinder kaum erforscht. Alle Interventionen - wie Sprachförderung und mehr Bildung im Vorschulalter - finden außerhalb der Familien in Kindergärten und Schulen statt.

Doch wie sieht der familiäre Alltag von Kindern aus, welche Erfahrungen machen sie zu Hause und wie wird ihre Entwicklung dadurch beeinflusst? Eine Forschergruppe am Lehrstuhl für Entwicklungspsychologie der Ruhr-Universität versucht das seit Herbst 2000 herauszufinden und untersucht den Entwicklungsverlauf von Kindern vor dem Hintergrund der "Ressource Familie": Auf welche sozialen Netzwerke können Familien zurückgreifen, wie sieht deren Tagesstruktur aus, wer beschäftigt sich mit den Kindern und wie viel Zeit verbringen die Kinder mit Fernsehen, gemeinsamen Spielen oder außerhalb des Hauses? Da mehr als ein Drittel aller in den alten Bundesländern eingeschulten Kinder einen Migrationshintergrund hat, stehen dabei die zugewanderten Familien im Mittelpunkt. Wie ist deren Zuwanderungsprozess verlaufen, welche Erfahrungen haben die Eltern gemacht und wie beeinflusst dies ihre Erziehungspraktiken und -stile sowie ihre langfristigen Sozialisationsziele?

Die meisten Studien zur Migration sind in den USA entstanden, und so lag es nahe, in unserer ersten Studie den häuslichen Alltag und die familiären Hintergründe türkischstämmiger Familien in Deutschland mit Migranten in den USA zu vergleichen. Hinzu kamen weitere Stichproben mit nicht-zugewanderten US-amerikanischen, türkischen und deutschen Familien. Diese erste Studie sensibilisierte uns vor allem für die besondere Situation von zugewanderten Familien in Deutschland. Ein für Deutschland typisches demographisches Merkmal ist, dass von Kindern zugewanderter Familien selten beide Eltern hier geboren sind. Die meisten Kinder mit Migrationshintergrund haben mindestens einen Elternteil, der erst als Jugendlicher oder als Erwachsener nach Deutschland kam. Nach aktuellen Daten der Schuleingangsuntersuchungen in Bochum und Herne, ausgewertet von Dr. Bau Citlak am Lehrstuhl für Entwicklungspsychologie, wurden nur 12 Prozent der polnisch-stämmigen Mütter schon hier eingeschult, bei den Familien aus Russland sind es sogar nur 3 Prozent. Eine Sonderstellung nimmt die größte Zuwanderergruppe aus der Türkei ein: Etwas mehr als ein Drittel der jungen Eltern wurde bereits hier eingeschult, während deren Partner noch überwiegend in der Türkei aufgewachsen sind. Daher haben mehr als zwei Drittel der Kinder dieser Familien jeweils ein Elternteil, dass in der 1. und ein Elternteil, dass in der 2. Generation in Deutschland lebt. Das betrifft entgegen weitverbreiteter Meinung gleichermaßen Männer wie Frauen. Somit stellen Kinder der 3. und 4. Einwanderergeneration, bei denen beide Eltern oder alle vier Großeltern schon in Deutschland aufgewachsen sind, anders als in Nordamerika oder in europäischen Ländern wie den Niederlanden oder Großbritannien nur eine kleine Gruppe dar.

Im Europavergleich: In Deutschland bilden die Kinder der 3. und 4. Einwanderergeneration nur eine kleine Gruppe

So unterscheiden wir in unseren Untersuchungen zwischen jungen Familien mit Migrationshintergrund bei denen beide Eltern schon in Deutschland aufgewachsen sind (2. Generation), beide Eltern erst nach der Schulzeit zuwanderten (1. Generation), oder ein Elternteil der ersten und ein Elternteil der zweiten Generation angehört. Obwohl alle Kinder aus diesen unterschiedlichen Elternkonstellationen einen Migrationshintergrund haben, dürften sich ihre Erfahrungen wesentlich voneinander unterscheiden.

Was bedeutet es, wenn Eltern zu unterschiedlichen Einwanderergenerationen gehören, wenn sie in unterschiedlichen Kontexten sozialisiert sind, wenn die Einen schon seit ihrer Kindheit, die Anderen aber erst als Erwachsene angefangen haben, die deutsche Sprache und Kultur kennenzulernen? In unseren Studien untersuchen wir das anhand des Hineinwachsens der Mütter in ihre kulturelle Umwelt (Akkulturation), unter anderem durch einen Fragebogen, mit dem wir nach einer vierstufigen Skala (1: unwichtig, 4: sehr wichtig) erheben, wie wichtig den Frauen verschiedene Aspekte der türkischen Kultur sind (z. B. Sprache, Kontakte und Freundschaften, kulturelle Bräuche, Medienkonsum oder nationale Küche). Die gleichen Fragen stellten wir dann noch einmal für die deutsche Kultur. Unsere Befragung ergab primär zwei unterschiedliche Muster: Frauen der ersten Generation waren überwiegend in der türkischen Kultur zu Hause, die ihnen auch wichtiger war als die deutsche. Viele dieser Frauen versprachen sich in der Türkei eine bessere Zukunft als in Deutschland. Anders äußerten sich Frauen, die bereits in Deutschland eingeschult wurden. Auch ihnen blieb die türkische Kultur wichtig, doch auch die deutsche Kultur war ihnen vertraut. Nur wenige dieser Frauen hätten lieber in der Türkei gelebt.

Partnereinfluss: Der Zugang der Mutter zur deutschen Kultur hängt auch vom Partner ab

In einem nächsten Schritt gingen wir der Frage nach, ob der Generationen-Status des Partners die Akkulturation der Frauen beeinflusst (s. Abb. 1). Dabei zeigte sich kein Wechsel in der kulturellen Verbundenheit der Frauen, wohl aber eine andere Gewichtung: Mütter der ersten Generation sind mit einem Partner der 1. Generation (V1) stärker in der türkischen Kultur involviert; Mütter, die selber schon hier aufgewachsen sind und einen Partner haben, der ebenfalls zur 2. Generation gehört (V2), fühlen sich in der deutschen Kultur etwas mehr zu Hause. Die Unterschiede zwischen der ersten und der zweiten Generation zeigen erwartungsgemäß, dass die Mütter einen leichteren Zugang zu Sprache und Kultur haben und ihre Akkulturation gefördert wird, wenn sie in Deutschland aufwachsen. Interessant ist hier jedoch, dass sich auch der Einfluss der Partner bzw. der Partnerwahl widerspiegelt. Offensichtlich können Partner der 2. Generation den Zugang zur deutschen Kultur erleichtern.

Einfluss des Generationen-Status der Partner auf die Verbundenheit der Mütter mit ihrer kulturellen Umwelt (Akkulturation).

Abb. 1: Einfluss des Generationen-Status der Partner auf die Verbundenheit der Mütter mit ihrer kulturellen Umwelt (Akkulturation).


In einer weiteren seit 2005 laufenden Studie untersuchen wir an 100 deutschen und 100 türkischstämmigen Kindern und deren Familien, welche Faktoren die psychosoziale Belastung, d.h. den alltäglich erlebten Stress der Mütter beeinflussen und wie sich diese Belastung auf den Erziehungsalltag auswirkt. Bei den deutschen Müttern fand die Doktorandin Julia Jäckel ein bekanntes Muster vor: je höher die Bildung, desto geringer die alltägliche Stressbelastung. Alltagssorgen um Geld, beengte Wohnverhältnisse, Eintönigkeit des Alltags, Ärger mit Nachbarn, Zukunftssorgen, unsicheres Wohnumfeld, Unstimmigkeiten mit dem Partner wegen der Kindererziehung und anderes mehr können durch Bildung abgefedert werden. Mit steigender Bildung erhöht sich die Wahrscheinlichkeit der finanziellen Sicherheit sowie des Wissens und Zugriffs auf Ressourcen, etwa auf soziale Netzwerke, durch die Mütter emotional und praktisch - bis hin zur Telefonnummer eines guten Babysitters - Unterstützung finden.

Anders sieht dies bei den türkischstämmigen Müttern aus (Abb.2): Bildung allein verringert den alltäglichen Stress hier nicht, wohl aber die Anzahl der Bildungsjahre, die eine Mutter in Deutschland verbracht hat. Der Bildungszeitraum bietet Müttern einen individuellen Zugang zur deutschen Sprache und Kultur und verbessert damit ihre Chancen, auf mehr Ressourcen zurückgreifen zu können. Mit Kultur ist hier die Alltagskultur gemeint, deren Zugang Müttern Kompetenzen verschafft, mit denen sie sich besser in ihrer Umwelt zurechtfinden können. Ein ähnliches Muster stellten wir für das Erziehungsverhalten der Eltern fest: Je mehr Schuljahre türkische Mütter in Deutschland verbracht hatten, desto besser waren ihre Deutschkenntnisse, sie zeigten den Kindern gegenüber ein klareres, weniger widersprüchliches Verhalten und sie neigten weniger dazu, die Vermittlung von Disziplin an Kindergarten und Schule zu delegieren (Abb. 2).

Psychosoziale Belastung der Mütter (ESI: Everyday Stress Inventory) und deren Einfluss auf den Erziehungsalltag.

Abb. 2: Psychosoziale Belastung der Mütter (ESI: Everyday Stress Inventory) und deren Einfluss auf den Erziehungsalltag.


Eine geringere psychosoziale Belastung hatte bei den Müttern ein positiveres Erziehungsverhalten zur Folge und sie waren eher bereit, den Kindern mehr Eigenständigkeit zuzugestehen. Gerade mit Blick auf mögliche Interventionen ist damit der Zugang zur deutschen Sprache und Alltagskultur eine wichtige Voraussetzung für die gesellschaftliche Partizipation und Integration.

Während formale Bildungsangebote bei türkischstämmigen Müttern bislang nur wenig Akzeptanz fanden, bestärken unsere Forschungen neuere Initiativen einiger Kindergärten und Grundschulen: So bieten diese Einrichtungen mit Unterstützung der Kommunen in ihren Räumlichkeiten Sprachkurse ("Mama lernt deutsch") oder kombinierte Kurse zu Sprache und Elternbildung an (z.B. "Rucksackprojekte" in NRW), während die Kinder betreut sind. Diese Investition in die Weiterbildung der Mütter wird vermutlich der ganzen Familie zugute kommen und vor allem auch zu Bildungserfolgen der Kinder führen.

Doch wie sieht es mit den Vätern aus, wie tragen sie zur Bildung der Kinder bei? In vielen Studien wird die Bildung der Eltern entweder über den Vater erfasst oder für beide Eltern gemittelt. Da stets ein deutlicher Zusammenhang zwischen Vätern und Müttern bestand, wurden die jeweiligen Beiträge nicht differenziert betrachtet. Wir gehen diesen Fragen am Beispiel des Spracherwerbs und der kognitiven Entwicklung der Kinder aber bei Vätern und Müttern nach. Um die Entwicklung und die Sprachkenntnisse der 100 türkischstämmigen und 100 deutschen Kinder unserer Studie zu erfassen, haben wir sie über einen Zeitraum von drei Jahren hinweg fünfmal getestet. Außerdem wurden ihre Mütter befragt (3 Interviews/Mutter) und gebeten, ein Tagebuch über die Aktivitäten ihrer Kinder zu führen.

Mithilfe eines Sprachentwicklungstests (SETK 3-5) für Kinder dieser Altersgruppe werden die deutschen Sprachfähigkeiten der Kinder anhand verschiedener Kriterien erfasst: Verstehen von Sätzen (VS), Satzgedächtnis (SG), phonologische Gedächtnis für Nichtwörter (PGN) und Morphologische Regelbildung (MR). Beim "Verstehen von Sätzen" müssen die Kinder bestimmten Anweisungen folgen (lege alle großen Knöpfe auf die Kiste), beim Satzgedächtnis wiederholen sie Sätze ("Der Kindergarten wird von roten Bären geschüttelt"), das phonologische Gedächtnis wird mithilfe von Nichtwörtern (Quatschwörter wie "Billop", "Skatagurp") überprüft und bei der morphologischen Regelbildung geht es um das Verständnis grundlegender Grammatikregeln wie der Pluralbildung.

Bei der Bildung der Eltern unterschieden wir zwischen niedriger Bildung (max. 9 Jahre), mittlerer Bildung (10 - 11 Jahre) und höherer Bildung (12 und mehr Jahre). Eltern, die in der frühen Kindheit viel Zeit mit ihren Kindern verbringen, haben auch einen großen Einfluss auf deren Spracherwerb. Meist sind das die Mütter. Bei deutschen Kindern bestätigte sich das erwartete Muster: je höher die Bildung der Mutter, desto besser waren die Sprachfähigkeiten der Kinder (Abb. 3). Von den türkischstämmigen Kindern konnten 80 Prozent kein Deutsch bevor sie in den Kindergarten kamen. Wir waren aber dennoch davon ausgegangen, dass Kinder von höher gebildeten Müttern über eine bessere Sprachförderung im Türkischen und deren positivem Transfer auch bessere deutsche Sprachkenntnisse aufweisen. Doch in diesem, durch die Doktorandin Ulrike Caspar betreuten Teil des Projektes überraschte, dass die Bildung der Mütter keinen Einfluss auf die deutschen Sprachkenntnisse der Kinder im zweiten Kindergartenjahr hatte (s. Abb. 3).

Sprachentwicklungstest und Bildung der Mütter: Bei deutschen Kindern nahm die Sprachfähigkeit der Kinder mit der Bildung der Mütter zu. Dagegen hatte die Bildung bei türkischstämmigen Müttern keinen Einfluss auf die deutschen Sprachkenntnisse der Kinder im zweiten Kindergartenjahr.

Abb. 3: Sprachentwicklungstest und Bildung der Mütter: Bei deutschen Kindern nahm die Sprachfähigkeit der Kinder mit der Bildung der Mütter zu. Dagegen hatte die Bildung bei türkischstämmigen Müttern keinen Einfluss auf die deutschen Sprachkenntnisse der Kinder im zweiten Kindergartenjahr.


Noch überraschender waren die Ergebnisse hinsichtlich der Bildung der Väter: Obwohl Väter weniger Zeit mit ihren Kindern verbringen, üben sie einen großen Einfluss auf deren sprachliche Entwicklung aus (Abb. 4). Bei den deutschen Kindern hängt dies vermutlich mit der Bildungsnähe von Müttern und Vätern zusammen, die bei den türkischstämmigen Familien nicht gegeben ist. Trotzdem beeinflusst die Bildung der Väter die deutschen Sprachkenntnisse der Kinder, sogar unabhängig davon, dass ein höherer Prozentsatz der Väter als der Mütter erst als Erwachsene aus der Türkei einwanderte. Wie kommt es aber, dass Väter, die im Alltag weniger präsent sind als die Mütter, einen so großen Einfluss auf die Entwicklung der Kinder haben?

Sprachentwicklungstest und Bildung der Väter: Obwohl Väter weniger Zeit mit ihren Kindern verbringen, üben sie bei steigendem Bildungsgrad einen großen Einfluss auf die sprachliche Entwicklung der Kinder aus.

Abb. 4: Sprachentwicklungstest und Bildung der Väter: Obwohl Väter weniger Zeit mit ihren Kindern verbringen, üben sie bei steigendem Bildungsgrad einen großen Einfluss auf die sprachliche Entwicklung der Kinder aus.


Eine Antwort lieferte im Rahmen unserer Studie ein Test, der die kognitive Entwicklung der Kinder erfasst: Danach trägt die Bildung der Mütter durchaus zur kognitiven Entwicklung der Kinder bei, doch wenn sich die Väter engagieren, ist ihr Einfluss auf die kognitive Entwicklung der Kinder besonders hoch. Unsere Mitarbeiterin Julia Jäkel hat daraufhin das so genannte Literacy Environment genauer untersucht. Hierunter wird eine Umgebung bzw. ein familiärer Alltag verstanden, in dem einem Kind vorgelesen wird, ihm Bücher zur Verfügung stehen und lesende Erwachsene für das Kind selbstverständlich sind. Viele Studien belegen, dass ein Literacy Environment sehr wichtig für die kognitive Entwicklung der Kinder und auch für den späteren Schriftspracherwerb ist. Wie oft den Kindern vorgelesen wird, hängt vor allem von der Schulbildung der Mütter ab: Je höher die Schulbildung, desto mehr lesen Mütter ihren Kindern vor. Die Unterschiede zwischen den Familien erklären sich aber durch die Schuldbildung die Väter: Mit deren Schulbildung nimmt auch die Wahrscheinlichkeit zu, dass sie selber lesen, dass ihre Kinder mehr Bücher haben und dass auch sie den Kindern mehr vorlesen.

Entwicklungseinfluss "Literacy Environment": Bücher gehören zum familiären Alltag wie, den Kindern vorzulesen

Wir vermuten, dass zwei Faktoren dazu beitragen, dass die Väter einen großen Einfluss auf die Entwicklung ihrer Kinder haben: In den von uns untersuchten türkischstämmigen Familien haben die Väter eine von den Müttern völlig unabhängige Schulbildung; da aber mehr als dreiviertel aller Mütter Hausfrauen sind, tragen die Väter überproportional zur sozioökonomischen Situation der Familie bei. Väter mit mehr Bildung haben vermutlich auch ein höheres und gesichertes Einkommen, was indirekt eine wichtige Ressource für die Familie bildet. Zweitens ist die Wahrscheinlichkeit höher, das gebildete Väter selber mehr lesen, ihren Kindern vorlesen und so dass "Literacy Environment" in ihren Familien fördern.

So hatten Kinder von Vätern der 2. Generation besonders viele Bücher zu Hause. Sie profitieren davon, dass ihre Väter ihnen deutsch vorlesen, weil der begrenzte Zugang zu türkischen Kinderbüchern durch einen größeren deutschen Kinderbuchmarkt ausgeglichen werden kann.

Unsere Studie unterstreicht die Forderung, zugewanderten Müttern den individuellen Zugang zu Sprache und Kultur zu erleichtern und sie stärker in das deutsche Bildungssystem zu integrieren. Darüber hinaus weist sie aber auch die Väter als eine bedeutende, bisher weitgehend vernachlässigte und vor allem auch unterschätzte "Ressource" aus. Zukünftige Interventionen sollten deshalb auch darauf abzielen, Väter für ihre besondere Bedeutung bei der Entwicklung ihrer Kinder zu sensibilisieren und sie mit einzubeziehen.


Dank:
Wir danken dem National Institute of Child Health and Human Development und der Volkswagen-Stiftung für die Förderung der Forschung sowie allen beteiligten Kindern, Eltern und Erziehern in den Städten Bochum, Herne und Gelsenkirchen für ihre Kooperation.

PD Dr. Birgit Leyendecker, Entwicklungspsychologie, Fakultät für Psychologie


Bildunterschrift der im Schattenblick nicht veröffentlichten Fotos der Originalpublikation:

Vater und Sohn - "Zeit füreinanderhaben" ist auch wichtig für den späteren Erfolg in der Schule.
Entwicklung und Sprachkenntnisse türkischstämmiger und deutscher Kinder wurden im Verlauf der Studie mehrfach getestet.

Diesen Artikel inklusive aller Abbildungen finden Sie im Internet im PDF-Format unter:
www.ruhr-uni-bochum.de/rubin/


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Quelle:
RUBIN - Wissenschaftsmagazin, Frühjahr 2008, S. 18-23
Herausgeber: Rektor der Ruhr-Universität Bochum in Verbindung
mit der Gesellschaft der Freunde der Ruhr-Universität Bochum
Anschrift: Pressestelle der Ruhr-Universität Bochum, 44780 Bochum
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veröffentlicht im Schattenblick zum 29. Mai 2008