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MELDUNG/340: Gefühlstourismus EM - Warum schaut es sich gemeinsam besser als allein? (idw)


Hochschule Fresenius - 09.06.2016

Gefühlstourismus WM - Warum schaut es sich gemeinsam besser als allein?


Prof. Dr. Katja Mierke erklärt in einem Interview auf dem Wissenschaftsblog adhibeo.de die psychologische Bedeutung des Phänomens "Rudelgucken". Sie ist Wirtschaftspsychologin an der Hochschule Fresenius im Fachbereich Wirtschaft & Medien. Ihre Forschungsschwerpunkte liegen unter anderem auf Fragestellungen der angewandten Sozialpsychologie, sowie Stress, Flow-Erleben und subjektivem Wohlbefinden.

Köln. Am Freitag wird in Frankreich die Fußball-Europameisterschaft eröffnet. Angefangen mit der Auftaktpaarung Frankreich gegen Rumänien werden in den nächsten Wochen wieder Millionen Menschen die Live-Übertragungen der Spiele verfolgen - meist sind sie dabei nicht allein: Fußball schaut man heutzutage am liebsten im Kollektiv. Warum dies so ist, weiß Prof. Katja Mierke, Wirtschaftspsychologin und Dozentin an der Hochschule Fresenius in Köln. "Die Möglichkeit, Begeisterung teilen zu können, spielt hier eine große Rolle. Die meisten Menschen wissen, dass sich emotionale Ausnahmesituationen intensiver anfühlen, wenn man sie gemeinsam mit anderen Menschen durchlebt." In der Psychologie sei dieses Phänomen schon länger unter dem Begriff "Stimmungsansteckung" bekannt, so Mierke. Studien belegten, dass Menschen häufig den Gesichtsausdruck, die Gestik oder die Körperhaltung ihres Gegenübers imitierten. Durch Selbstwahrnehmungs- und Rückkopplungseffekte empfänden sie so auch dessen Emotionen nach. Dieses - oft unbewusst ablaufende - Verhalten sei schon bei Kindern zu beobachten und wäre vermutlich genetisch in uns angelegt, führt Prof. Mierke weiter aus. Imitation werde übrigens nicht immer nur von visuellen Reizen ausgelöst, auch chemische Reize wie Gerüche könnten ein Trigger sein. Ein weiterer wesentlicher Grund für das vorliegende Phänomen läge im Wunsch des Menschen nach Verbundenheit. "Das Gefühl der Verbundenheit - überwiegend mit wildfremden Menschen - dürfte für viele einen Fanmeilenbesuch attraktiv machen. Man empfindet soziale Nähe - und zwar ohne die anstrengenden Begleiterscheinungen sozialer Beziehungen, denn nach dem Spiel geht schließlich wieder jeder seiner Wege", erklärt Katja Mierke.

So würden in den nächsten Wochen auch viele Nicht-Fußballfans zu den Fanmeilen pilgern, um ihrem Bedürfnis nach Zugehörigkeit und emotionaler Erregung nachzukommen - vielleicht sogar nach Körperkontakt: Immerhin sei es auf einer Fanmeile - im Gegensatz zu den meisten anderen sozialen Situationen - nicht ungewöhnlich, sich in den Armen zu liegen oder die Schultern zu schließen. Auch durch diese Berührungen würden Hormone ausgeschüttet und Gefühle ausgelöst. Man könne vor diesem Hintergrund also fast von einer Art Gefühlstourismus sprechen.


Über die Hochschule Fresenius
Die Hochschule Fresenius mit ihren Standorten in Köln, Hamburg, München, Idstein und den Studienzentren in Berlin, Düsseldorf, Frankfurt am Main und New York gehört mit mehr als 11.000 Studierenden und knapp 1.000 Fachschülern zu den größten und renommiertesten privaten Hochschulen in Deutschland. Praxisnahe, innovative und zugleich auf die Anforderungen des Arbeitsmarktes ausgerichtete Studien- und Ausbildungsinhalte, kleine Studiengruppen, namhafte Kooperationspartner sowie ein umfangreiches ALUMNI NETWORK sind nur einige der vielen Vorteile der Hochschule Fresenius. Mit ihrem Stammhaus in Idstein bei Wiesbaden blickt die Hochschule Fresenius auf eine mehr als 168-jährige Tradition zurück. 1848 gründete Carl Remigius Fresenius das "Chemische Laboratorium Fresenius", das sich von Beginn an sowohl der Laborpraxis als auch der Ausbildung widmete. Seit 1971 ist die Hochschule als staatlich anerkannte Fachhochschule in privater Trägerschaft zugelassen und bietet in den Fachbereichen Wirtschaft & Medien, Gesundheit & Soziales, Chemie & Biologie, Design sowie Onlineplus Ausbildungs-, Studien- und Weiterbildungsangebote an. Im Fachbereich Wirtschaft & Medien können in Köln, Düsseldorf, Hamburg, München, Berlin, Idstein und Frankfurt am Main standortabhängig Bachelor- und Master-Studiengänge sowohl in Vollzeit als auch berufsbegleitend belegt werden. Im Herbst 2010 wurde die Hochschule Fresenius für ihr "breites und innovatives Angebot an Bachelor- und Master-Studiengängen", "ihre Internationalität" sowie ihren "überzeugend gestalteten Praxisbezug" vom Wissenschaftsrat institutionell akkreditiert. Im April 2016 hat der Wissenschaftsrat die Hochschule Fresenius für weitere fünf Jahre reakkreditiert.

Weitere Informationen unter:
http://www.hs-fresenius.de
http://www.adhibeo.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/de/institution258

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Hochschule Fresenius, Melanie Behrendt, 09.06.2016
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 11. Juni 2016

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