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VERBAND/091: Psychisch erkrankte Menschen werden nach wie vor stigmatisiert (BDP)


Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen e.V. (BDP)
Pressemitteilung vom 22. November 2009

Psychisch erkrankte Menschen werden nach wie vor stigmatisiert

Verband Psychologischer Psychotherapeuten im BDP zum Selbstmord von Robert Enke


Den tragischen Selbstmord von Nationaltorwart Robert Enke, der in den vergangenen Tagen die Menschen der gesamten Republik und darüber hinaus bewegt und erschüttert hat, nimmt der Verband Psychologischer Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten (VPP im BDP) zum Anlass, um auf die Problematik psychisch erkrankter Menschen hinzuweisen, mit der Psychotherapeuten tagtäglich in ihrer Praxis konfrontiert sind. Depression ist eine schwere psychische Erkrankung und so weit verbreitet, dass sie mittlerweile als Volkskrankheit bezeichnet wird. Nach Schätzungen des Bundesgesundheitsministeriums leiden in Deutschland rund vier Millionen Menschen an der Krankheit.

Depression ist behandelbar. In der nationalen Versorgungsleitlinie, die in diesem Monat veröffentlicht wird, wird Psychotherapie bei leichten und mittelgradigen Depressionen als Standardbehandlung neben der Pharmakotherapie empfohlen, bei schweren Depressionen zusätzlich zur medikamentösen Behandlung. Medikamentöse Behandlung in Verbindung mit einer Psychotherapie erzielt bessere und nachhaltigere Wirkung als medikamentöse Behandlung allein. Alle wissenschaftlich begründeten psychologischen Psychotherapieverfahren sind grundsätzlich wirksam bei einer Depression. Kein Verfahren ist den anderen überlegen, aber es kommt auf die Passung an: es muss das für den jeweiligen Patienten oder die jeweilige Patientin passende Verfahren sein. Diese Passung wird in den probatorischen Sitzungen vor der Behandlung festgestellt.

Die Schwelle zur Psychotherapie ist für Menschen in einer Krise nach wie vor sehr hoch, insbesondere wenn das Umfeld psychischen Erkrankungen mit Klischees und Vorurteilen begegnet. Psychisch erkrankte Menschen haben häufig Angst, berufliche und private Nachteile und Verluste zu erleiden, wenn ihre Krankheit öffentlich würde. Sie haben Angst vor Stigmatisierung. Das ist tragisch und leider nicht nur im Profifußball der Fall. Schwäche und Krankheit, insbesondere psychische Krankheit, werden nach wie vor stigmatisiert in unserer Gesellschaft. Das muss sich ändern: Psychische Erkrankungen müssen enttabuisiert werden in allen Bereichen der Gesellschaft, damit den Erkrankten die adäquate und wirksame Hilfe zu teil werden kann.


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Quelle:
Pressemitteilung vom 22. November 2009
Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen e.V. (BDP)
Christa Schaffmann, Pressesprecherin
Am Köllnischen Park 2, 10179 Berlin
Tel. 030 - 209 166 620
Fax: 030 - 209 166 680
E-Mail: presse@bdp-verband.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 25. November 2009