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FORSCHUNG/075: Zwischenbericht - Frauen in der Sozialen Arbeit (idw)


Hochschule Niederrhein - University of Applied Sciences - 05.04.2011

Frauen in der Sozialen Arbeit

Zwischenbericht eines Forschungsprojekts der Hochschule Niederrhein


Eigenleben heißt das Unternehmen, das Silvia Moser vor einem Jahr gegründet hat. Die studierte Sozialarbeiterin berät Menschen mit einer Körper- und Mehrfachbehinderung, wenn es um das Persönliche Budget geht. Sie sorgt dafür, dass die Betroffenen selbst entscheiden können, welche Hilfsmaßnahmen sie möchten und wie sie finanziert werden. "Ich freue mich, dass ich mit meiner Arbeit die Situation von Betroffenen und deren Angehörigen verbessern kann und ihnen mit dem Persönlichen Budget zu mehr Selbstbestimmung verhelfe. Dass ich jetzt selbstständig bin, macht mich umso glücklicher", sagt die 55-Jährige, die zuvor 20 Jahre als Angestellte mit behinderten Menschen gearbeitet hat. Geholfen hat ihr bei der Existenzgründung ein Forschungsprojekt der Hochschule Niederrhein, das in diesem Jahr abgeschlossen wird: "Frauen.Unternehmen.Soziale Arbeit".

"Ziel war es, die Selbstständigkeit von Frauen in der Sozialen Arbeit zu fördern", sagt Elke Cosanne, die als wissenschaftliche Mitarbeiterin das Projekt begleitet. Dazu wurden regelmäßig Workshops und Informationsveranstaltungen angeboten, um die Frauen auf eine Existenzgründung im sozialen Sektor vorzubereiten. Die Bilanz kann sich sehen lassen: Zwischen April 2009 und Dezember 2010 nahmen 120 Frauen an den Veranstaltungen teil. 22 Frauen machten sich daraufhin in der Sozialen Arbeit selbstständig. Außerdem entstanden über das Projekt regionale Netzwerke und Stammtische. Neun Frauen werden im April einen Berufsverband für Frauen in der Sozialwirtschaft gründen.

Das Thema ist auch hinsichtlich der Frage, wie Frauen verstärkt Führungspositionen übernehmen können, brisant. 66 Prozent aller Erwerbstätigen im sozialen Bereich sind Frauen. Cosanne ist sich sicher: "Mit innovativen Ideen lässt sich auch im sozialen Sektor Geld verdienen." Oft gebe es allerdings eine moralische Schranke, die es den Frauen schwer machte, den eigenen finanziellen Erfolg zu suchen.

Die meisten Frauen, die sich durch das Forschungsprojekt beraten ließen, waren zuvor angestellt im sozialen Sektor. Dadurch fehlte ihnen oft das betriebswirtschaftliche und rechtliche Know-How für eine Unternehmensgründung. "Es geht auch darum, die Frauen vom typischen Arbeitnehmer-Denken zum Selbstständigkeits-Denken zu bringen", sagt Cosanne. Allgemeine Gründungsberatungen seien dafür wenig hilfreich, der soziale Sektor verlange eine individuelle Beratung. "Auf dem Feld der Sozialen Arbeit gibt es drei Akteure: die Leistungsanbieter, die zahlenden Ämter sowie die hilfsbedürftigen Empfänger", sagt Cosanne. "Das unterscheidet die betriebswirtschaftliche Arbeit ganz wesentlich von anderen Branchen."

Teil des Forschungsprojekts war es außerdem, den Forschungsstand in der Literatur zu erheben. "Es gibt nur wenige Studien auf dem Markt", sagt Anke Maywald, die als wissenschaftliche Mitarbeiterin die Recherchen zum Forschungsstand durchführte. "Hier besteht erheblicher Forschungsbedarf." Das Forschungsprojekt "Frauen.Unternehmen.Soziale Arbeit" am Fachbereich Sozialwesen der Hochschule Niederrhein wird finanziert aus Geldern des Landes Nordrhein-Westfalen und des EFRE-Fonds (Ziel-2-Programm) der EU. Leiterin ist Prof. Dr. Edeltraud Vomberg.

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/de/institution154


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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Hochschule Niederrhein - University of Applied Sciences,
Dr. Christian Sonntag, 05.04.2011
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 8. April 2011