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SPLITTER/367: Boxsport im Wellenschlag der Dopinghysterie (SB)


Deutscher Profiboxverband will Trainingskontrollen einführen

Die Profiboxer in Deutschland sollen in Kürze auch während des Trainings auf Dopingvergehen kontrolliert werden. "Wir werden unter dem Druck der gegenwärtigen Ereignisse ein System der Trainingskontrollen einführen. Das wird noch im Laufe der Sommerpause geschehen", kündigte Bodo Eckmann, der Präsident des Bundes Deutscher Berufsboxer, an.

Was Eckmann mit "gegenwärtigen Ereignissen" umschreibt, ist natürlich die Dopingdebatte mit immer neuen Enthüllungen und Geständnissen, die gegenwärtig den Radsport heimsucht. Während eines Trainingslagers in den Pyrenäen war T-Mobile-Fahrer Patrik Sinkewitz in der A-Probe positiv getestet worden. Darauf stiegen die öffentlich-rechtlichen Fernsehsender aus der Live-Berichterstattung der Tour de France aus.

Während nun der Radsport grundsätzlich um seine Präsenz bei ARD und ZDF fürchten muß, steht die Frage im Raum, ob dem Boxen möglicherweise dasselbe Schicksal droht. In ihrem inquisitorischen Drang ist nämlich die Nationale Anti-Doping-Agentur (Nada) darauf gestoßen, daß der Bund Deutscher Berufsboxer im Jahr 2006 keine einzige Trainingskontrolle bei seinen Profisportlern vorgenommen hat. Werden die Programmverantwortlichen nun kalte Füße bekommen und auch den Boxsport ins Visier nehmen?

Wie der Sprecher der ARD, Christian Bauer, signalisierte, sei ein Ausstieg aus dem Boxsport derzeit kein Thema. Jedenfalls werde dies auf Ebene der Intendanten gegenwärtig nicht diskutiert. Allerdings werde man aktuell reagieren, falls dies erforderlich sein sollte. Der geschäftsführende Sportkoordinator der ARD, Karl-Günther Wollscheid, sei in Gesprächen mit dem Berliner Boxstall Sauerland, der unter anderem IBF-Weltmeister Arthur Abraham unter Vertrag hat. Bauers Angaben zufolge wird nach jedem Hauptkampf, der in der ARD zu sehen ist, ein Dopingtest durch die Nada vorgenommen. Bei den Kämpfen des Rahmenprogramms würden Stichproben nach einem Losverfahren durchgeführt. Promoter Sauerland habe sich gegenüber der ARD zu regelmäßigen Tests verpflichtet, und man sehe keinen Grund, an dieser Zusicherung zu zweifeln.

Die eingangs angeführte Reaktion des Bundes Deutscher Berufsboxer geht offenbar auf eine Initiative des ZDF-Sportchefs Dieter Gruschwitz zurück, der mit dem Präsidium des Verbands in Kontakt getreten ist. Zudem hat Gruschwitz weitere Gespräche mit den Promotern Wilfried Sauerland und Klaus-Peter Kohl geführt. Bekanntlich ist das ZDF Fernsehpartner des Hamburger Universum-Boxstalls. Wie der Sportchef des Senders ankündigte, wolle man sich zunächst mit der ARD abstimmen. Dann sollen weitere Gesprächen mit dem Boxverband und den Boxställen folgen, in denen die Notwendigkeit von Dopingtests im Training zur Sprache kommen wird. Im ersten Schritt gehe es darum, das Thema zu intensivieren und auf Mißstände aufmerksam zu machen.

Deutlich entspannter geht RTL-Sportchef Manfred Loppe mit dem Thema Doping um, wobei er andeutet, daß man den Bogen missionarischen Eifers nicht überspannen und besser Sachlichkeit walten lassen solle: "Wir richten uns nach der normativen Kraft des Faktischen. Und Fakt ist, daß wir uns zunehmend in einer hypothetischen Diskussion befinden, wo leider Gottes oftmals die Fakten auf der Strecke bleiben. Wir haben keine Zweifel daran, daß unsere Protagonisten einen Platz in den Diskussionen einnehmen müssen und werden. Wir haben unsere Kämpfe immer nach Qualität des Ereignisses und der Relevanz für den Zuschauer ausgewählt. Wie andere Senderverantwortliche das handhaben, lassen wir unkommentiert."

25. Juli 2007