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SPLITTER/372: Chef des Arena-Boxstalls macht sich Feinde (SB)


Hamburger Presse stellt inzwischen skeptische Fragen

"Allzu viel können wir nicht verkehrt gemacht haben", meint der 35 Jahre alte Chef des Hamburger Arena-Boxstalls, Ahmet Öner, der am 9. September das einjährige Bestehen seines Unternehmens feiern kann. In dieser vergleichsweise kurzen Frist hat er für zahlreiche Schlagzeilen gesorgt und sich wesentlich rascher als erwartet in der deutschen Boxszene etabliert. So wurden in den zwölf Monaten zehn Kampfabende über die Bühne gebracht, darunter auch das Dinner-Boxer im vornehmen Elysee-Hotel und die Gala in Ankara, bei der es sich um die erste Profiboxveranstaltung in der Türkei seit 27 Jahren handelte.

Mit dem türkische Fernsehsender Fox steht ein zahlungskräftiger Fernsehpartner zur Verfügung, in Deutschland übertragen Premiere und Eurosport ausgewählte Kampfabende. In seinem Team, das von dem renommierten Cheftrainer Werner Kirsch betreut wird, hat Arena 21 Boxer unter Vertrag, denen eine moderne Sportstätte von 180 Quadratmetern zur Verfügung steht. Prominenteste Namen in diesem Aufgebot sind die der drei kubanischen Olympiasieger Odlanier Solis (Schwergewicht), Yoriorkis Gamboa (Superbantamgewicht) und Yan Barthelemy (Fliegengewicht) sowie der Exweltmeister Juan Carlos Gomez (Schwergewicht) und Herbie Hide (Cruisergewicht).

Als der türkische Promoter seine Zukunftspläne vor Jahresfrist vorstellte, gab er das Ziel aus, den Berliner Sauerland-Boxstall zu überholen und sich hinter Branchenführer Universum als Nummer zwei in Deutschland zu etablieren. Damals bezeichnete er Klaus-Peter Kohl noch als Vorbild, dessen Partner er gern wäre. Seither hat sich das Verhältnis jedoch rapide verschlechtert, und seit dem 19. Mai herrscht endgültig Eiszeit zwischen den beiden Boxställen. Damals hatten sich Öner und zwei seiner Bodyguards auf der Jubiläumsveranstaltung zum 250. Universum-Kampfabend in der Color Line Arena mit dem Sicherheitspersonal geprügelt.

Kohl spricht in der Öffentlichkeit nie über Öner, den er Ende Juni wegen räuberischer Erpressung angezeigt hat. "Ich rede nicht mehr mit Herrn Kohl, unsere Beziehung klären jetzt die Gerichte", verkündet Öner, "aber sein Verhalten zeigt, daß er mich ernstnimmt und großen Respekt, wenn nicht sogar Angst vor mir hat."

Ahmet Öner verfügt über ein finanzielles Budget, das alle Welt in Erstaunen versetzt. Größter Investor ist angeblich ein auf Mallorca lebender Deutscher, der unter anderem mit der Entwicklunng eines Zahlungssystems für Internet-Transaktionen reich geworden sei und anonym im Hintergrund bleiben wolle. Die Beteiligung an der Arena AG wickle er über den Hamburger Vermögensverwalter Bernd Menzel ab, der mit seiner Handelsgesellschaft Hauptaktionär ist und die Anschubfinazierung für Arena geleistet hat. "Er sieht sein Engagement als professionelles Hobby, aber wenn es nötig wird, kann ich über einen hohen zweistelligen Millionenbetrag verfügen", sagt Öner über den ominösen Investor im Hintergrund, wobei er gleichzeitig Wert auf die Feststellung legt, vom dessen Geld nicht abhängig zu sein: "Wir haben viele Partner, allein der türkische Sender Fox, der unsere Veranstaltungen live zeigt, zahlt eine siebenstellige Summe pro Jahr."

Aufsichtsrat Menzel, dessen Spezialität es ist, kreative Unternehmen im frühen Entwicklungsstadium zu entdecken, sie zu unterstützen und von ihren Erfolgen zu profitieren, bezeichnet Arena als sein "schillerndstes Investment". Er rechnet trotz der immens hohen Ausgaben im ersten Jahr bereits für 2008 mit dem Übergang von der Verlust- in die Gewinnzone. Mit einer derart prall gefüllten Kriegskasse im Rücken dürften Verpflichtungen wie die der drei Kubaner, mit denen Arena im Frühjahr erstmals weltweit für Aufsehen sorgte, kein Einzlfall bleiben. Daß sein jüngster Versuch, zwei weitere Kubaner an sich zu binden, gescheitert ist, läßt Öner angeblich völlig kalt. Kubas Staatschef Fidel Castro ließ die in Brasilien untergetauchten Boxer von den brasilianischen Behörden festnehmen und zurückschicken, worauf sie ein lebenslanges Sportverbot erhielten.

Selbst Medien wie das "Hamburger Abendblatt", die in der Vergangenheit ausführlich und wohlwollend über den Arena-Boxstall berichtet haben, schreiben nun, daß sich Ahmet Öner "mit seinen grimmigen und rücksichtslosen Auftritten die Aura eines Nafioso geschaffen" habe und dieses Image gezielt ausspiele. Hinter vorgehaltener Hand werde viel über den bulligen Ex-Boxer gelästert, der von 1997 bis 2002 23 Profikämpfe für Universum bestritten habe uud nebenbei auch mehrere Sonnenstudios in Hamburg führe. Offenbar traue sich aus Angst vor Repressalien niemand vor. Wer erlebt habe, wie Öner im Affekt Stühle durchs Zimmer wirft, könne das nachvollziehen. Es werfe ein schlechtes Licht auf die Moral im Boxgeschäft, daß dennoch jeder Geschäfte mit ihm machen wolle.

Wie Ahmet Öner selbst explizit erklärt, sei es wichtig gewesen, am Anfang mit höchster Aggressivität aufzutreten, um sich Respekt zu verschaffen und bekannt zu werden. Nun stehe aber das sportliche Fortkommen im Mittelpunkt, und er habe sich für das zweite Jahr als Arena-Chef vorgenommen, seine Emotionen in den Griff zu bekommen. In der Türkei sei Arena Monopolist, nun sollen Deutschland und die USA erobert werden: "Auf Sicht wird unsere Konkurrenz den psychischen Druck nicht aushalten. Unser Motto bleibt: Hoppla, da sind wir, versucht uns aufzuhalten", erklärt Öner selbstbewußt. Das klinge ja schon wieder wie eine Drohung, merkt das "Hamburger Abendblatt" an.

25. August 2007