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SPLITTER/392: George Foreman erfindet sich immer wieder neu (SB)



Meister der Selbstvermarktung stellt sich neuen Herausforderungen

Vor 40 Jahren machte George Foreman erstmals Schlagzeilen, als er bei den Olympischen Spielen 1968 in Mexiko-Stadt die Goldmedaille gewann. Ein Höhepunkt seiner späteren Profikarriere war der Sieg gegen Joe Frazier, durch den er 1973 Schwergewichtsweltmeister wurde. Noch bekannter ist freilich seine denkwürdige Niederlage gegen Muhammad Ali beim "Rumble in the Jungle" ein Jahr später in Zaire. Im Jahr 1977 hängte er nach seinem Erweckungserlebnis die Boxhandschuhe erstmals an den Nagel, um Prediger zu werden.

Nach zehn Jahren seiner neuen Tätigkeit und schlechtem finanziellen Management war er so gut wie bankrott und kehrte daraufhin 1987 als 38jähriger in den Boxring zurück. Er hatte sich vom furchteinflößenden Haudrauf in einen lächelnden und sanftmütigen Riesen verwandelt, und dieses neue Image kam bei den Fans gut an. Nach mehreren weiteren Rücktritten und Comebacks wurde er 1995 im Alter von 45 Jahren durch einen Sieg gegen Michael Moorer noch einmal Weltmeister und setzte seine sportliche Karriere danach noch eine ganze Weile fort. Mit 50 plante er ein Duell gegen den fast gleichaltrigen Larry Holmes, bei dem die beiden zusammen ein Jahrhundert in den Boxring gebracht hätten, doch fiel dieser letzte Streich mangels Publikumsinteresse aus.

Unterdessen hatte George Foreman längst ein zweites geschäftliches Standbein neben dem Boxen gefunden und Millionen Dollars mit Werbeverträgen für eine ganze Reihe von Produkten verdient. Der größte Renner war jedoch ein Grill, für den er so überzeugend warb, daß mehr als 95 Millionen Exemplare verkauft wurden. Foreman war längst aller finanziellen Sorgen ledig, als er seine Namensrechte 1999 für 137,5 Millionen Dollar an den Hersteller des Geräts verkaufte.

Im Jahr 2003 nahm ein Geschäftsmann namens Seymour Holtzman, der unter anderem in der Textilbranche tätig war, Foreman als Werbeträger unter Vertrag. Aus dieser Zusammenarbeit ging zwei Jahre später die Gründung der Firma "George Foreman Enterprises" hervor, welche die Popularität ihres Namensgebers bündeln und vermarkten sollte. Heute leitet Holtzman das Unternehmen, an dem Foreman 35 Prozent der Anteile besitzt und das ihm zudem 120.000 Dollar pro Jahr vergütet.

Wie seine Geschäftspartner ist auch der inzwischen 59jährige Foreman der festen Überzeugung, daß sein Name nichts von seiner Zugkraft eingebüßt hat. Das Unternehmen hat Verträge für vitaminreiche Getränke, Schuhe für Diabetiker, eine Restaurentkette für Health Food, einen Importeur von Gefrierfleisch und manches mehr, wobei Foreman betont, daß er seinen Namen nur für Produkte hergibt, die gesund oder nützlich sind. Über seine Internetseite vertreibt er zudem signierte Boxhandschuhe, eigene Kochbücher und seine Menoiren, wobei er in den letzten beiden Jahren drei neue Bücher herausgebracht hat. Damit nicht genug, tritt er mit seiner derzeitigen Ehefrau und den Kindern in der Reality Show "Family Foreman" auf, die gerade angelaufen ist. Als Ehemann von fünf Frauen und Vater von zehn Kindern, darunter fünf Söhnen mit dem Vornamen George, sollte er attraktiv genug für das Fernsehpublikum sein.

Noch läuft das Geschäft freilich nicht gerade rund: In der Bilanz für 2007 stehen Einnahmen in Höhe von 200.000 Dollar Ausgaben von 3,1 Millionen gegenüber. Holtzman führt die roten Zahlen darauf zurück, daß die meisten Produkte neu auf dem Markt sind und sich erst noch durchsetzen müßten. Auch habe man gegen Ende des Jahres mehrere neue Verträge geschlossen, die künftig positiv zu Buche schlagen würden.

Daß George Foreman in der Vergangenheit ein Selbstgänger in Sachen erfolgreicher Werbung war, steht außer Frage. Gerade deshalb ist aber nicht auszuschließen, daß er mit seiner Präsenz den Bogen überspannt hat und sich die Konsumenten von ihm abwenden, weil sie seiner überdrüssig geworden sind. Einige Marktforscher wollen jedenfalls ausgemacht haben, daß er zwar nach wie vor positiv gesehen werde, doch keinen Spitzenrang der Popularität mehr erreiche.

Solchen Unkenrufen zum Trotz denkt Foreman keineswegs daran, die Flinte ins Korn zu werfen. Nun erst recht, lautet seine Devise, wobei er auf sein altes Patentrezept zurückgreift. Wie seinerzeit für seinen Grill will er sich mit den beworbenen Produkten in der Öffentlichkeit zeigen, so oft es nur geht, ob das nun breitgestreute Werbespots in den Medien oder Aktionen in einzelnen Läden sind. Der persönliche Auftritt entscheide: Die Leute wollten ihn kennenlernen, nach Möglichkeit sogar anfassen - dann würden sie ihn auch kaufen.

George Foreman hat im Laufe der Jahre so viele verschiedene Dinge angefaßt und zur Blüte gebracht, daß er sich durchaus ein weiteres Mal neu erfinden und erfolgreich verkaufen könnte.

25. Juli 2008