Schattenblick →INFOPOOL →SPORT → BOXEN

SPLITTER/394: Don King plant Benefiz-Veranstaltung in Chengdu (SB)



Teile des Erlöses sollen Wiederaufbau der Stadt zugute kommen

Promoter Don King plant für November eine Benefiz-Veranstaltung in China. Die Kämpfe möchte er im Nationalstadion von Chengdu austragen. Teile des Erlöses sollen zum Wiederaufbau der Stadt verwendet werden, die im Mai von einem heftigen Erdbeben zerstört worden war. Das Internationale Olympische Komitee hatte bereits 2,67 Millionen Euro an die Provinz Sichuan übergeben. Mit der Spende soll die Infrastruktur im Bereich des Sports wiederaufgebaut werden.

Don King traf kürzlich in der chinesischen Hauptstadt ein, wo er bei einer Pressekonferenz über sein Vorhaben sprach. Gemeinsam mit Vertretern der Regierung sagte er zu, einen finanziellen Beitrag zum Wiederaufbau der verwüsteten Stadt Chengdu zu leisten. Danach wohnte er auf Einladung des nationalen Boxverbands den Kämpfen im Rahmen der Olympischen Spiele bei. Tags darauf traf der Promoter in Chengdu mit dem Bürgermeister der Stadt zusammen und stellte auch dort seine Pläne vor.

Er plant für den 7. November einen Kampf im Schwergewicht und nannte als mögliche Kandidaten Shannon Briggs, Andrew Golota und Jameel McCline, wobei die Entscheidung natürlich noch aussteht, wer letzten Endes in den Ring steigen wird. Wie King der Presseagentur AFP in einem Interview sagte, wolle er auf jeden Fall namhafte Boxer präsentieren.

Auch versicherte der mittlerweile 76jährige, er sei nach wie vor fest entschlossen, den ersten Weltmeisterschaftskampf zweier Profiboxer in China zu organisieren. Den ersten Titelkampf im Schwergewicht seit 5.000 Jahren über die Bühne zu bringen, sei eine Leistung für die Ewigkeit, sagte Don King unbescheiden wie eh und je. Er werde der erste sein, der jungfräuliches Gebiet betrete, und alles, was nach ihm komme, sei dann nur noch eine Imitation oder ein Duplikat. Wenn man den Boxern klarmache, daß sie mit einem solchen Auftritt Boxgeschichte schreiben, könne man sie für dieses Vorhaben gewinnen.

Im Jahr 2001 stand Don King schon einmal kurz davor, den ersten Titelkampf im Schwergewicht in China zu veranstalten. Damals sollten sich WBA-Weltmeister John Ruiz und Evander Holyfield im Ring gegenüberstehen, doch mußte der Puertoricaner wegen einer Verletzung absagen, worauf das Spektakel ins Wasser fiel. Im zweiten Anlauf soll der große Wurf gelingen, einen Fuß in die Tür des riesigen chinesischen Markts zu setzen.

"Ich bin ein Promoter des Volkes für das Volk und durch das Volk - meine Magie speist sich aus meiner Verbundenheit mit dem Volk", verkündete King, während er wild mit einer gewaltigen unangezündeten Cohiba-Zigarre gestikulierte. Der Novemberkampf soll unter dem Motto "Aus Liebe zum Volk" stehen, wobei der Promoter den vorsichtigen Einwand, dieser Titel sei womöglich nicht ganz so prägnant und durchschlagend wie "Rumble in the Jungle", "Thrilla in Manila" oder der 2001 abgesagte "Great Brawl of China" laut lachend vom Tisch wischte.

Während er sich nicht näher darüber ausließ, in welchem Umfang Teile des Erlöses gespendet werden sollen, erklärte er wortreich, daß Geld ohnehin nicht alles sei. Vielmehr wolle er den Überlebenden des Erdbebens mit dem Boxkampf eine lebensbejahende Botschaft übermitteln. Alles, was einem im Leben geschehe, spiele sich nämlich auf symbolische Weise im Boxring ab. Dort träten alle Probleme zutage, und man könne sich nicht vor ihnen verstecken. Also müsse man in der Lage sein, sich ihnen zu stellen.

Noch immer eine imposante Erscheinung, trug Don King sein charakteristisches Arsenal diamantenbesetzter Halsketten. An einer von ihnen war ein Anhänger zu sehen, der eine Krone, darunter seinen Namen sowie eine US-Flagge zeigte, die von den Worten "Only in America" eingerahmt war. Beim Mittagessen in einem der besten Restaurants Pekings gab er einer Kellnerin ein Autogramm auf einem Foto, das ihn mit ausgebreiteten Armen vor einer chinesischen Flagge in einer Pose zeigt, die nicht zufällig an den Großen Vorsitzenden erinnert. Mao Zedong, so erklärte Don King, sei ein großartiger Führer gewesen, der es verstanden habe, das Volk dazu zu bewegen, etwas aus freien Stücken zu tun, was es sonst nie getan hätte.

China sei eine bedeutende Zivilisation, die sich jedoch den Ideen der übrigen Welt zu lange verschlossen habe. Wie die Olympischen Spiele zeigten, öffne sich das Land nun jedoch. Hier sieht Don King seine große Chance: Ob Konfuzius oder Mao, das olympische Motto oder Richard Nixon - wenn es darum geht, sogenannte große Worte zu schütteln, zu rühren und je nach aktuellem Bedarf zum besten zu geben, macht ihm keiner etwas vor. "Wäre ich in Amerika, würde ich sagen, ich bin dabei, um zu gewinnen. In China heißt es hingegen, zusammen schaffen wir es", philosophierte der Promoter darüber, warum sich sein Vorhaben als Segen für alle Beteiligten erweisen werde: "Eine Welt, ein Traum. Gemeinsam sorgen wir dafür, daß er in Erfüllung geht!"

16. August 2008