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PORTRAIT/054: Diego Corrales mit dem Motorrad tödlich verunglückt (SB)


Exweltmeister im Alter von 29 Jahren gestorben


Diego "Chico" Corrales wurde am 25. August 1977 geboren und starb im Alter von 29 Jahren am 7. Mai 2007 bei einem Motorradunfall unweit seines Hauses in Las Vegas. Er hinterläßt seine Frau Michelle, die ein Kind von ihm erwartet, eine kleine Tochter und drei Kinder aus erster Ehe sowie seine Eltern und zwei Brüder.

Diego Corrales war ein verbissen kämpfender und hart schlagender amerikanischer Boxer, dessen Auftritte das Publikum zu fesseln und zu begeistern pflegten. Sein Promoter Gary Shaw beschrieb ihn als rücksichtslosen Kämpfer, dessen Leben außerhalb des Rings sich in ähnlichen Mustern bewegt habe, da er viel trank und in mancherlei anderer Hinsicht über die Stränge schlug. Da er nur selten von seinem Gegner abließ und dabei des öfteren nicht weniger Prügel einstecken mußte, als er selbst austeilte, war er an mehreren herausragenden und denkwürdigen Kämpfe der letzten Jahre beteiligt.

Der Sohn eines Kolumbianers und einer Mexikanerin wuchs in Sacramento, Kalifornien, in armen und nicht selten gewalttätigen Verhältnissen auf. Er mußte sich frühzeitig auf der Straße behaupten und fand im Boxen schließlich eine Betätigung, die seinem Talent entsprach und ihn vermutlich vor Schlimmerem bewahrte. Als Amateur gewann er 105 Kämpfe und verlor nur zwölf.

Mit 19 Jahren wechselte er 1996 ins Profilager, wo er 33 Kämpfe in Folge gewann. Dabei wurde er durch einen Sieg über den Mexikaner Robert García 1999 neuer IBF-Weltmeister im Superfedergewicht und blieb bis 2001 ungeschlagen. Dann traf er auf den WBC-Champion in dieser Gewichtsklasse, Floyd Mayweather jr., der ihn in der zehnten Runde ausschaltete. Nach dieser Niederlage boxte Corrales zwei Jahre lang nicht mehr, da er nach wiederholten Tätlichkeiten gegen seine Frau eine vierzehnmonatige Haftstrafe absitzen mußte.

Er kehrte in den Ring zurück und strebte einen erneuten Titelkampf an, verlor aber 2003 eine Ausscheidung gegen den Kubaner Joel Casamayor. In einem mitreißenden Kampf gingen beide Boxer zu Boden und schonten einander nicht, bis Corrales schließlich in der sechsten Runde wegen einer Verletzung im Mund für kampfunfähig erklärt wurde.

Fünf Monate später kam es zur Revanche, und erneut mußte Corrales einen Niederschlag verkraften. Er fand jedoch wieder in den Kampf, hielt bis zum Ende durch, gewann knapp mit 2:1 nach Punkten und wurde damit WBO-Weltmeister im Superfedergewicht.

Er stieg ins Leichtgewicht auf und war wieder auf der Höhe seines Könnens, als er 2004 den Brasilianer Acelino Freitas durch Abbruch in der zehnten Runde besiegte und damit den WBO-Titel gewann.

Im folgenden Jahr bestritt Corrales den spektakulärsten Auftritt seiner Karriere. Am 7. Mai 2005 traf er im Kampf um den WBC-Titel im Leichtgewicht im Mandalay Bay Hotel von Las Vegas auf den Mexikaner José Luis Castillo. Die beiden lieferten einander eine gnadenlose Ringschlacht, in der Castillo die Oberhand zu gewinnen schien, als er seinen Gegner in der zehnten Runde zweimal niederschlug. Corrales bediente sich jedoch eines alten Tricks, um einige kostbare Sekunden der Erholung herauszuschinden. Er spuckte vermutlich absichtlich seinen Mundschutz aus, der auf Anweisung des Ringrichters von einem Betreuer in der Ecke gesäubert werden mußte, ehe man ihn wieder einsetzen konnte. Nach dem zweiten Niederschlag nahm er erneut den Mundschutz heraus, worauf er wegen dieser Regelverletzung mit einem Punktabzug bestraft wurde. Diego Corrales hatte sich unterdessen wieder gefangen und ging nun so heftig auf Castillo los, daß der Kampf abgebrochen werden mußte.

Als die beiden zur Revanche erneut aufeinandertrafen, war der Mexikaner zu schwer für das Limit, weshalb das Duell als Nichttitelkampf gewertet wurde. Diesmal unterlag Corrales umstritten durch Abbruch in der zehnten Runde. Im Juni 2006 sollte ein dritter Kampf ausgetragen werden, um endgültig zu ermitteln, wer von beiden der Bessere sei. Castillo erreichte jedoch auch diesmal das vorgeschriebene Gewicht nicht, und so wurde die Veranstaltung bereits im Vorfeld abgesagt.

In der Folge bekam auch Diego Corrales Gewichtsprobleme und konnte das Limit nicht halten, als er im Oktober 2006 zum dritten Mal auf Casamayor traf. Der Kampf wurde dennoch ausgetragen und endete mit einem Sieg des Exilkubaners. Corrales trat daraufhin im Weltergewicht an, wo er im April 2007 in seinem ersten Kampf gegen Joshua Clottey aus Ghana boxte. Corrales wurde zweimal niedergeschlagen und unterlag schließlich in der zehnten Runde. Er hat im Laufe seiner elf Jahre währenden Profikarriere 45 Kämpfe bestritten, von denen er 40 gewann und fünf verlor.

13. Mai 2007