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MELDUNG/010: Ina Menzer und Robert Stieglitz verteidigen erfolgreich ihre Titel (SB)



"Universum Champions Night" in der Magdeburger Bördelandhalle

Bei der "Universum Champions Night", die vor 4.000 Zuschauern in der Magdeburger Bördelandhalle stattfand, haben Ina Menzer und Robert Stieglitz ihre Titel erfolgreich verteidigt. Die 29 Jahre alte Mönchengladbacherin behielt ihre Gürtel der Verbände WBC, WBO und WIBF im Federgewicht durch technischen K.o. in der sechsten Runde gegen die gleichaltrige Herausforderin Ramona Kühne aus Berlin. Lokalmatador Stieglitz bezwang den Argentinier Ruben Eduardo Acosta durch technischen K.o. in der fünften Runde und ist damit weiterhin Champion der WBO im Supermittelgewicht. Acosta war kurzfristig für den erkrankten Kolumbianer Edison Miranda verpflichtet worden.

Für den 28 Jahre alten Magdeburger war die erste Titelverteidigung zugleich der 37. Sieg im 39 Profikampf. Noch deutlicher fällt die Bilanz für die weiter ungeschlagene Ina Menzer mit 26 Siegen in ebenso vielen Ringauftritten aus. Der Triumph in der Bördelandhalle war bereits ihre 15. erfolgreiche Titelverteidigung.

Hingegen blieb der zuvor in 15 Kämpfen unbesiegten Ramona Kühne der vierte Titel in vier unterschiedlichen Gewichtsklassen verwehrt. Die 29jährige hatte bereits den Gürtel im Halbwelter- und Leichtgewicht gewonnen und ist weiterhin amtierende WIBF-Weltmeisterin im Superfedergewicht.

Erfolgreich im Rennen bleibt der letztjährige Amateurweltmeister Jack Culcay. Der Superweltergewichtler aus Darmstadt, der im vergangenen November ins Profilager gewechselt war, bezwang den Litauer Dmitrijus Sidorovicius durch technischen K.o. in der ersten Runde und gewann damit auch seinen zweiten Auftritt als Berufsboxer.

Ina Menzer und Ramona Kühne waren nach ihrem verbissen geführten Kampf beide schwer gezeichnet. Während die Siegerin aus ihrem zugeschwollenen linken Auge nicht mehr sehen konnte, mußte die unterlegene Berlinerin im Magdeburger Uniklinikum einen vier Zentimeter langen Cut an der linken Augenbraue versorgen lassen. Diese heftigen Blessuren waren nicht zuletzt auf die Handschuhe zurückzuführen, die Kühne als Herausforderin gewählt hatte. Wie ihr Trainer Stephan Böstfleisch erläuterte, habe man sich für die härtesten entschieden. Da man die Weltmeisterin kaum nach Punkten besiegen konnte, habe man auf die geeigneten Werkzeuge für einen Knockout gesetzt. Diese Strategie erwies sich jedoch als Eigentor, da Ramona Kühne nach ausgeglichenem Gefecht im sechsten Durchgang auf Anraten von Ringarzt Christoph Goetz aus Hamburg vom Ringrichter aus dem Kampf genommen wurde.

Wie Ina Menzer nach ihrem Erfolg berichtete, seien die Handschuhe, von denen sie erst vor drei Tagen erfahren habe, eine große Umstellung für sie gewesen: "Das nächste Mal boxen wir mit meinen Handschuhen und in Mönchengladbach." Jedenfalls habe man demonstriert, auf welchem Niveau Frauenboxen stattfinden kann. Nun freue sie sich erst einmal auf einige Wochen Pause, da 2009 ein sehr anstrengendes Jahr für sie gewesen sei.

Ihre Gegnerin Ramona Kühne zeigte sich natürlich sehr enttäuscht über die Niederlage. Beim Boxen könne eben alles schnell vorbei sein. Sie sei noch in der Nacht in der Magdeburger Uniklinik operiert worden, wo man ihren Cut genäht und die Nase gerichtet habe, die allerdings schon vorgeschädigt war. Auch sie werde sich jetzt eine lange Pause genehmigen.

Lokalmatador Robert Stieglitz bekam den ungestüm anrennenden Ruben Eduardo Acosta nach drei Runden immer besser in den Griff und beendete den Kampf nach 1:48 Minuten der fünften Runde mit einem Körperhaken, der zum Abbruch führte. Der Argentinier war zuvor bereits im dritten und fünften Durchgang angezählt worden. Wie der alte und neue Champion nach seinem Sieg sagte, sei er sehr glücklich, daß er die Vorgaben seines Trainers umsetzen konnte. Die ersten Runden habe er eher zum Abtasten genutzt. Dann habe er sich an die Anweisungen gehalten, Acosta unter Druck gesetzt und ihn schließlich gestellt.

Im Schwergewicht machte Denis Boitsow kurzen Prozeß mit dem US-Amerikaner Kevin Montiy. Der von Artur Grigorian trainierte Russe schickte seinen Gegner kurz vor Ende der ersten Runde zu Boden, worauf dieser noch einmal auf die Beine kam und sich in die Pause retten konnte. Mitte des zweiten Durchgangs fand sich Montiy nach einem linken Haken zum zweiten Mal auf den Brettern wieder, und nach einem dritten Niederschlag machte der Ringrichter dem ungleichen Kampf ein Ende. Damit feierte der in 27 Profikämpfen ungeschlagene Boitsow seinen 22. vorzeitigen Sieg.

Wesentlich länger brauchte Manuel Charr, um sich gegen den erfahrenen Owen Beck aus Jamaika durchzusetzen. Erstmals mit Trainer Michael Timm in seiner Ecke ging der Gelsenkirchener variabel zu Werke, wobei es geraume Zeit dauerte, bis Beck konditionell abbaute und ein leichteres Ziel bot. Der Jamaikaner rettete sich in die zehnte und letzte Runde, in der ihn Charr so heftig mit Treffern eindeckte, daß der Ringrichter das Gefecht wenige Sekunden vor dem regulären Ende abbrach.

Christian Hammer, der ebenfalls im Schwergewicht erstmals unter der Regie Michael Timms antrat, gewann seinen sechsten Profikampf in souveräner Manier. Der Juniorenweltmeister von 2006 aus Rumänien dominierte den eingesprungenen Litauer Remigijus Ziausys und konnte sich glatt nach Punkten durchsetzen. Dies war sein fünfter Sieg im sechsten Profikampf.

Einen Rückschlag mußte Schwergewichtler Sebastian Köber hinnehmen, der dem mit allen Wassern gewaschenen Zack Page aus den USA knapp unterlag. Nach zähem Beginn, der Köber leicht im Vorteil sah, drehte Page den Spieß um und traf seinen Kontrahenten aus Frankfurt/Oder immer häufiger. Dieser wehrte sich tapfer, mußte sich jedoch dem aggressiver agierenden Amerikaner am Ende mit 2:1-Punktrichterstimmen geschlagen geben.

Man war gespannt, in welcher Verfassung sich Mittelgewichtler Khoren Gevor nach seiner Niederlage gegen WBA-Weltmeister Felix Sturm im Juli 2009 zurückmelden würde. Der Armenier fand zunächst besser in den Kampf als sein brasilianischer Gegner Jeferson Luis Goncalo, der jedoch ab der dritten Runde stärker wurde und das Duell von der Ringmitte beherrschte. Hin und her wogte das vehement geführte Gefecht, das vom achten Durchgang an immer wieder in den offenen Schlagabtausch überging. In der zehnten und letzten Runde konnte sich Gevor noch einmal eindrucksvoll in Szene setzen, der schließlich mit einem einstimmigen Punktsieg für seinen starken Auftritt gegen den konditionsstarken Brasilianer belohnt wurde.

11. Januar 2010