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MELDUNG/014: Jermain Taylor verläßt das Super-Six-Turnier (SB)



US-Amerikaner will eine Auszeit vom Boxen nehmen

Jermain Taylor hat seinen Ausstieg aus dem Turnier der sechs namhaften Supermittelgewichtler bekanntgegeben. Der US-Amerikaner hatte zum Auftakt der Serie am 17. Oktober 2009 in Berlin gegen den Lokalmatador und früheren IBF-Weltmeister im Mittelgewicht, Arthur Abraham aus dem Sauerland-Boxstall, durch Knockout vierzehn Sekunden vor Ende der zwölften und letzten Runde verloren. Taylor, der einst die Gürtel aller vier großen Weltverbände im Mittelgewicht hielt, hatte dabei eine Gehirnerschütterung erlitten. Die Ärzte diagnostizierten offenbar sogar Hirnblutungen und Gedächtnisverlust als Folge des Niederschlags.

"Ich nehme eine kleine Auszeit vom Boxen. Es ist wichtig, daß ich meinem Geist und meinem Körper eine dringend notwendige Pause gönne. Ich boxe seit 20 Jahren", sagte der 31jährige in einer offiziellen Stellungnahme. "Diese Entscheidung war nicht leicht für mich, ich habe das intensiv mit meiner Familie besprochen. Ich wünsche den verbliebenen fünf Teilnehmern nur das Beste."

Obgleich Jermain Taylor durch den Rückzug aus dem Turnier mehrere Millionen Dollar verliert, ist seine Entscheidung durchaus nachvollziehbar und vernünftig. Er hat vier seiner letzten fünf Kämpfe verloren und ist überdies bei den letzten drei Auftritten schwer k.o. gegangen.

Ein Nachfolger für den vom Turnier zurückgetretenen Jermain Taylor wird in einem Ausscheidungskampf am 5. Februar im Chumash Casino von Santa Ynez in Kalifornien ermittelt. Dabei trifft der 30 Jahre alte Allan "Ghost Dog" Green aus den USA auf den gleichaltrigen Australier Sakio "The Scorpion" Bika. Geht dieser Kampf unentschieden aus, wird das Los über den Ersatz entscheiden.

Taylors ehemaliger Promoter Lou DiBella, der vor kurzem aus Sorge um schwerwiegende Verletzungen die Zusammenarbeit mit dem Boxer aufgekündigt hat, gab auf "ESPN" bekannt: "Allan hat dem Kampf bereits zugestimmt". Sollte auch der in Kamerun geborene Bika einwilligen, stünde dem Duell wohl nichts mehr im Wege.

Bika dürfte den deutschen Boxfans durch seinen Kampf gegen Markus Beyer bekannt sein, der seinerzeit mit einem technischen Unentschieden endete. Seitdem gewann er die meisten seine Kämpfe, verlor allerdings gegen starke Gegner wie Lucien Bute und Joe Calzaghe.

Der so ermittelte Nachfolger für Jermain Taylor steigt mit null Punkten in das Turnier ein und muß in dessen zweiter Runde gegen den 25jährigen US-Amerikaner Andre Ward antreten. Der bei den Profis ungeschlagene Olympiasieger von 2004 in Athen hatte sich zum Auftakt vor heimischem Publikum in Oakland durch einen Abbruchsieg in der elften Runde überraschend gegen den favorisierten Dänen Mikkel Kessler aus dem Sauerland-Boxstall durchgesetzt und ihn damit als WBA-Champion entthront.

Arthur Abraham, der die drei Punkte seines vorzeitigen Siegs über Jermain Taylor natürlich behält, boxt in der zweiten Runde des Turniers am 6. März im Agua Caliente Casino von Rancho Mirage in Kalifornien gegen den 26 Jahre alten US-Amerikaner Andre Dirrell. Dieser steht mit dem Rücken an der Wand, da er zu Beginn knapp nach Punkten gegen den 32 Jahre alten WBC-Weltmeister Carl Froch aus England verloren hat.

Auch Mikkel Kessler muß sich nach seiner Niederlage rehabilitieren, um seine Chancen im Turnier zu wahren. Der Däne bekommt es am 17. April mit Carl Froch zu tun, so daß ein hochklassiges Duell zweier ungewöhnlich kampfstarker Boxer zu erwarten ist.

15. Januar 2010