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MELDUNG/119: Floyd Mayweather läuft gegen Shane Mosley zu Glanzform auf (SB)



Außenseiter kann seine einzige Chance nicht nutzen

Floyd Mayweather jr. hat in Las Vegas das zum "Kampf des Jahres" hochstilisierte spektakuläre Prestigeduell im Weltergewicht mit seinem Landsmann Shane Mosley klar nach Punkten gewonnen. Der nun in 41 Kämpfen unbesiegte US-Amerikaner dominierte elf von zwölf Runden und lag am Ende auf den Zetteln der Punktrichter mit 119:109, 119:109 und 118:110 in Front. Obgleich der 38 Jahre alte Mosley, der im 52. Kampf die sechste Niederlage bezog, nominell Superchampion der WBA in dieser Gewichtsklasse ist, stand in der Spielerstadt kein Titel zur Disposition. Shane Mosley wird der Gürtel wahrscheinlich aberkannt, da er ihn seit seinem Gewinn im Januar 2009 nicht mehr verteidigt hat.

In der MGM Grand Garden Arena eröffnete der als Favorit gehandelte Mayweather den Kampf mit Zuversicht und schien bereits nach einer Runde das Geschehen unter Kontrolle gebracht zu haben. Im zweiten Durchgang fiel Mosley jedoch mit mehreren schweren Treffern seiner Rechten über ihn her, worauf sich Mayweather zusammenkrümmte und in den Seilen festgenagelt wurde. Eine Sensation lag in der Luft, als Mosley den Gegner nun mit einer Serie von Körpertreffern bearbeitete, der jedoch enorme Nehmerqualitäten unter Beweis stellte und diese kritische Situation überstand.

Wie sich herausstellen sollte, hatte Shane Mosley mit diesem Ansturm sein Pulver bereits verschossen, da der 33jährige Mayweather gleich in der dritten Runde das Kommando wieder übernahm und keinen Durchgang mehr abgab. Wesentlich schneller und wendiger als der Außenseiter, variierte er sehenswerte Kombinationen mit kurzen Schlägen zum Körper, wobei Mosley des öfteren schwere Treffer einstecken mußte. Während dieser müde wurde, lief Mayweather zu Glanzform auf und räumte die letzten Zweifel aus, wer Herr im Ring war.

Wie der als weltbester Konterboxer gerühmte Sieger erklärte, habe er die Erwartungen des Publikums erfüllt und sich dem offenen Schlagabtausch gestellt. Wenngleich das eigentlich nicht sein Stil sei, habe er bewiesen, daß er sich auch in einer solchen Konfrontation durchsetzen könne. Auf die Frage, wie er sich von dem Ansturm Mosleys in der zweiten Runde erholt habe, erwiderte Mayweather, Boxen sei nun einmal ein Kontaktsport, bei dem man getroffen wird. Wenn das geschieht, müsse man sich durchbeißen und weiterkämpfen, und genau das habe er getan.

Shane Mosley beschrieb die dramatische Situation mit den Worten, er habe seinen Gegner mit einer Rechten voll getroffen. Doch als er nachsetzen wollte, habe Mayweather zu schnell reagiert, so daß der Raum für den nächsten Schlag nicht vorhanden war. Ein früher Niederschlag war seine Chance in diesem Kampf, doch sei ihm dieser leider nicht gelungen.

Nach diesem Prestigekampf, aus dem Floyd Mayweather wie erwartet als klarer Sieger hervorgegangen ist, steht erneut die Frage nach einem Duell mit Manny Pacquiao im Raum, der dem US-Amerikaner den Rang streitig macht, weltbester Boxer aller Gewichtsklassen zu sein. Wenngleich man dieses fragwürdige Prädikat nicht auf die Goldwaage legen sollte, zählen die beiden doch zweifelsfrei zu den herausragendsten Akteuren, die der internationale Boxsport derzeit aufzubieten hat.

Wie Mayweather nun versicherte, könne Manny Pacquiao ihn problemlos finden, wenn er denn wirklich kämpfen wolle. Der Philippiner müsse nur die geforderten Dopingtests erfüllen, und schon könne man den Kampf veranstalten, den alle Fans sehen wollen. Was der US-Amerikaner fordert, ist ein strenges Testverfahren, wie es im Profiboxen bislang kaum angewendet wird. Pacquiao lehnt eine Blutabnahme unmittelbar vor dem Kampf ab, da er der Überzeugung ist, dadurch geschwächt zu werden. Da er jedoch nach dem Kampf zu allen gewünschten Tests bereit ist, könnte Mayweather durchaus einwilligen, ohne auf eine strenge Kontrolle zu verzichten.

Die Kontroverse ist jedoch längst in eine erbitterte Feindschaft eskaliert, da beide einander Feigheit vorwerfen und keinen Fußbreit zurückweichen. Daher muß man nach Lage der Dinge davon ausgehen, daß es nie zu diesem Kampf kommen wird. Sollte es sich aber wider Erwarten doch um eine von langer Hand eingefädelte Fehde handeln, die das vielbeschworene große Finale absichtlich hinauszögert, um andere Duelle im Vorfeld aufzuwerten, so wäre es eine der gelungensten Inszenierungen seit Jahren im kränkelnden Boxsport.

Bliebe noch anzumerken, daß viel Prominenz aus Sport und Showgeschäft nach Las Vegas gekommen war, um den spektakulären Boxkampf zu sehen und selbst gesehen zu werden. Neben Boxlegende Muhammad Ali fanden sich der Gouverneur von Kalifornien, Arnold Schwarzenegger, aber auch leichtgewichtigere Gäste wie die Hilton-Schwestern, Eva Longoria oder die Schauspieler Will Smith und der schwer an Parkinson erkrankte Michael J. Fox im Publikum ein.

3. Mai 2010